Der Thriller «Emilia Pérez» gilt als grosser Favorit bei der kommenden Oscar-Verleihung – eigentlich. 13 Nominierungen konnte der Film von Regisseur Jacques Audiard einheimsen. Nun aber steht der Triumph auf der Kippe.
Der Grund sind mehrere Äusserungen von Karla Sofía Gascón bei Social Media. Sie ist die Hauptdarstellerin von «Emilia Pérez». Netflix reagiert auf den Skandal – der Streaming-Dienst versucht jetzt, die Darstellerin aus der Kampagne herauszuhalten. Doch der Schaden könnte bereits zu gross sein.
Karla Sofía Gascón fiel bei Social Media unter anderem durch eine Reihe rassistischer und homophober Beiträge auf und beleidigte mehrere Prominente. Unter anderem äusserte sie sich abfällig über George Floyd, der 2020 infolge von Polizeigewalt starb. Mittlerweile sind die Posts gelöscht.
«Ich bin ein Mensch, der auch Fehler gemacht hat, macht und machen wird, aus denen ich aber lernen werde», erklärte Karla Sofía Gascón mittlerweile.
Sie ist als erste Transfrau für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert, könnte aber trotz ihrer Entschuldigung alle Chancen verspielt haben. Kein ausserhalb der USA produzierter Film erhielt jemals derart viele Nominierungen wie «Emilia Pérez».
Die Award-Kampagne von Netflix stellt jetzt Zoe Saldaña in den Mittelpunkt, die für den Preis als Beste Nebendarstellerin nominiert ist. Auf der Internet-Präsenz prangt gross ihr Gesicht und eben nicht das von Karla Sofía Gascón.
Auf einem neuen Werbeplakat fehlt Karla Sofía Gascón komplett, wie mehrere Personen bei Social Media sofort herausstellten. «Ich frage mich, warum?», schreibt ein User auf X wohl eher ironisch. Ob sich damit noch etwas retten lässt, ist jedoch fraglich. Schliesslich verkörpert Karla Sofía Gascón die Hauptfigur.
Karla Sofía Gascón has been completely erased from the latest Oscars 'For Your Consideration' ad for Emilia Pérez. I wonder why!?? pic.twitter.com/4AJ2jOSsgl
— Jason (@jasonosia) February 3, 2025
Der Filmkritiker Guy Lodge bemerkte zu den neuen Werbematerialien: «Die Ironie dieser Kampagne besteht darin, dass die transsexuelle Hauptfigur buchstäblich gelöscht wird.» Nicht einmal Karla Sofía Gascóns Nominierung wird auf dem Plakat erwähnt. So, als wolle Netflix den Eklat einfach vergessen machen.
Sehr deutliche Worte sind auch bei «World of Reel» zu vernehmen. Hier heisst es, Netflix habe «im Grunde das Handtuch geworfen», Gascón als ernstzunehmende Oscar-Kandidatin ins Rennen zu schicken. Die über 30 Millionen Dollar teure Oscar-Kampagne müsse unbedingt «in die richtige Richtung gelenkt werden und das bedeutet, zu ignorieren, dass der umstrittene Star Karla Sofia Gascón überhaupt im Film mitspielt».