Wer Augen im Kopf hat, weiss es: Joaquin Phoenix spielt mal wieder einen komplett wahnsinnigen Mann mit bedenklichem Mutterkomplex und wird dabei auch nicht jünger. Er kann das gut. «Joker» hat ihm so einen Oscar eingebracht. Jetzt hat sich Regisseur Ari Aster dermassen in Phoenix verliebt, dass er mit ihm seinen bisher längsten Film gedreht hat (Asters «Hereditary» war 128 Minuten kurz, sein «Midsommar» 148 Minuten und als Director's Cut 171 Minuten lang).
Der phoenixisch-asteroide 179-Minüter «Beau Is Afraid» lässt sich klar in 3 Teile gliedern:
1. Stunde: GE-NI-AL!!!!
2. Stunde: Gugus für Leute, die sich auch als Erwachsene noch nach dem Waldkindergarten sehnen.
3. Stunde: Ödipales Birchermüesli.
Besonders bemerkenswert: Ein animierter Riesenpenis auf dem Estrich der Mutter, der verblüffend dem Regenwurm-Halloweenkostüm von Heidi Klum gleicht und auf entsprechend schwere Schäden im Oberstübchen aller Beteiligten hinweist.
Fazit: Schier ungläubige Dankbarkeit für die 1. Stunde. Was für hyperverrückte Ideen, um die rasende Paranoia von Beau Wassermann, einem mittelalten Mann mit höchst kindlichem Gemüt, zu illustrieren! Fantastisch! Eine halbe Stunde dürft ihr dem Film dann noch geben, danach ist Flucht besser, denn so erinnert ihr euch an ein Meisterwerk, sonst nur noch an etwas, das interessant scheitert. Aber man muss dazu schon sagen: Auf das Niveau von Ari Asters Scheitern kommt Til Schweiger nicht einmal auf seinem höchsten Höhepunkt. Die Differenz zur Genialität der ersten Stunde ist bloss so tragisch gross.
«Beau Is Afraid» läuft ab dem 27. April im Kino.
Ich bin überzeugt!