In der Schweiz gibt es kein Gesetz, das Feuermachen auf Bundesebene verbietet. Aber natürlich: In Naturschutzgebieten ist es tabu. Und auch sonst können Kantone oder Gemeinden Feuermachen verbieten. Bevor du also irgendwo ein Feuer entfachst, kläre ab, ob du das auch darfst. Oder am besten, du nutzt eine der offiziellen Feuerstellen, dann bist du auf der sicheren Seite.
Für ein richtiges Feuer brauchst du natürlich das richtige Holz. Ist die Feuerstelle gefunden, gilt es, in der Umgebung dünnes, mitteldickes und dickes (trockenes) Holz zu suchen. Ob das Holz trocken ist, merkst du schnell. Ansonsten mit dem Sackmesser die Rinde aufschneiden und kontrollieren: Hat's eine grüne Linie unter der Rinde, eignet sich der Ast nicht, um Feuer zu machen.
Sammle genügend Holz, nicht dass du eine erste Flamme hast und dann merkst, dass du nichts mehr nachlegen kannst ...
Ist der Boden trocken, beginnst du am besten mit Papierknäueln aus Zeitungspapier. Darüber kommt Zundermaterial, idealerweise Fichtenreisig, sehr dünne Ästchen, Rindenstücke, trockenes Laub oder Gras. Darüber kannst du erste etwas dickere Äste legen. Achte immer darauf, dass dein Feuer eine Pyramidenform (Zeltform) aufweist und dass du zu Beginn nicht zu viele Äste drauflegst, sonst nimmst du dem Feuer die Sauerstoffzufuhr.
Gleich geht's weiter mit den Tipps, vorher ein kurzer Werbe-Hinweis:
Und nun zurück in den Wald ...
Mit Zeitungen und trocknem Holz sollte ein Feuer eigentlich problemlos in Gang kommen. Gerne an verschiedenen Ecken der Zeitung anzünden und dann zu Beginn auch immer mal pusten, denn Sauerstoff braucht es zu Beginn dringend.
Und ja, wer Anfänger ist oder einfach auf Nummer sicher gehen will: Anzündhilfen mitnehmen. Aber versuche es erst ohne, weil es klappt in den meisten Fällen und fühlt sich viel besser an.
Falls das Feuer aber doch nicht brennen will, aber jemand zufälligerweise Kartoffel-, Tortilla-Chips oder Nachos dabei hat, dann kommt hier ein Tipp, der MacGyver stolz auf dich machen und Winnetou staunen lassen würde: Nutze die Chips als Anzündhilfe.
Durch das viele Fett brennen diese schnell und ziemlich lange. Du opferst dafür zwar vielleicht deinen Apéro oder dein Dessert, hast dafür aber ein Feuer und auch noch was für die Linie getan.
Brennt das Feuer erstmal und du hast schon die ersten dickeren Äste draufgelegt, damit bald eine gute Glut entsteht, geht es an eine der wichtigsten Arbeiten: «Brätli-Stecken» suchen.
Dieser sollte genügend lang sein (mindestens ein Meter), genügend dick (damit er nicht abknickt) und wenn möglich genügend frisch (damit er nicht abbrennt). Manchmal hat man auch einfach Glück und die Vorgänger haben ihre «Stecken» dort gelassen. Dann reicht es, wenn man mit dem Sackmesser einfach nochmals kurz zuspitzt.
Ansonsten eignen sich Haselnussäste ideal. Und für wirkliche Profis: Nehmt einen mit einer Astgabel. So kann man die Bratwurst zweimal anstecken und die Gefahr, dass sie runterfällt, minimiert sich. Oder man kann gleich zwei Cervelats gleichzeitig mit einer Hand ins Feuer halten.
Bevor die Würste aber an den «Stecken» kommen, sollte man sie einschneiden. Cervelats an beiden Enden mit einem Kreuz (die Einschnitte können gerne drei Zentimeter tief sein), Bratwürste empfehle ich oben und unten mit kleinen Einschnitten oder kleinen Kreuzen vorzubereiten.
Ah, wo wir grad beim Thema sind: Einige Brätli-Kollegen spiessen die Bratwurst oder den Cervelat längs auf den «Stecken». Meist verringert sich so die Gefahr, dass die Wurst runterfällt, und man kann sie einfach auf alle Seiten drehen.
Profis bauen sich mit Steinen kunstvolle «Steckenhalter» und klemmen die Äste so ein, dass sich die Würste genau im richtigen Abstand zur Glut befinden. So kann man in Ruhe neben dem Feuer sitzen, plaudern und etwas trinken. Aber Vorsicht, wenn jemand drüber stolpert und das Mittagessen im Feuer landet ...
Und ja: Gebrätelt wird im Idealfall nur über der Glut, nicht über dem lodernden Feuer. Sonst heisst es dann bald: Aussen schwarz, innen roh.
Natürlich kann man neben Würsten auch Kartoffeln oder Mais (beides in Alufolie direkt in der Glut) oder andere Dinge grillieren. Schlangenbrot ist zu empfehlen. Allerdings würde ich den Teig dafür mit genügend Mehl zum Beispiel in Alufolie packen für den Transport, sonst kann er sehr klebrig werden.
Ja, selbst Pouletschenkel lassen sich mit etwas Improvisation auf «Stecken» spiessen, wie dieses Bild beweist:
Und logisch: Wie wahre Kenner wissen, ist Raclette längst nicht nur im Winter ein Genuss. Raclette kann immer und überall gegessen werden. So auch auf einem offenen Feuer ohne Grill.
Man nehme Alufolie, belege diese mit Peperoni, kleinen Maiskolben oder was man sonst so mag, lege dann den Raclettekäse drüber, würze, klappe die Seiten der Folie so hoch, dass nichts ausläuft, decke das Ganze mit einer zweiten Folie von oben zu und lege den Spass rund 10 Minuten in die Glut – Kartoffeln etwas vorher separat mit etwas Salz in Alufolie in die Glut legen und dann geniessen.
Und ja, auch Desserts vom Feuer kommen gut an. Dazu am einfachsten eine Banane samt Schale der Länge nach aufschneiden, Schokoladenstücke in den Schlitz stecken und (mit der richtigen Seite nach oben) in die Glut legen.
Wenig später gibt's Schoggi-Banane für alle. Man kann dafür auch Äpfel, Birnen oder sonst ein Obst oder eine Frucht verwenden, aber mit Bananen ist es am einfachsten. Weil sonst braucht es Alufolie.
Nachdem alle verpflegt sind, kommen wir noch zu wichtigen Punkten. Bevor man aufbricht, unbedingt das Feuer gründlich löschen. Wasser ist dafür der einfachste Weg, ansonsten mit Erde die Glut ersticken oder – wer robuste Schuhe an hat – das Feuer austreten.
Und natürlich gehört es dazu, dass man die Feuerstelle so verlässt, wie man sie aufgefunden hat. Nachfolgende Brätler sind dankbar, wenn die Stecken irgendwo platziert werden, wer zu viel Zeitung oder gutes Anfeuermaterial übrig hat, kann dies je nach Ausbau der Feuerstelle möglichst wettergeschützt deponieren (z. B. falls es sowieso einen Holzunterstand hat). Abfall mitnehmen und nochmals kontrollieren, ob das Feuer wirklich vollständig gelöscht ist.
Damit man auch danach keine bösen Überraschungen erlebt: Spätestens am Abend nach der Heimkehr sich selbst und Kinder auf Zecken überprüfen und diese allenfalls richtig entfernen.
Das lernt man doch schon als Kind auch ganz ohne Pfadi.
Tampons funktionieren übrigens auch als Anzünder, wenn man Zeitungvergessen hat und keine Chips dabei. Man kann auch alternativ trockene Pflanzen suchen daraus ein Knäuel machen und ganz feine trockene Äste darüber legen, dann entwas grössere, usw.
Gruss aus Bratwurst-City