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Tanzen für den Teufel: Darum geht es in der neuen Netflix-Doku

Tanzen für den Teufel: Darum geht es in der neuen Netflix-Doku

Mit «Tanzen für den Teufel» hat Netflix eine weitere True-Crime-Dokumentation veröffentlicht. Doch dieses Mal soll nicht der Sektenführer, sondern die Geschichte der Angehörigen im Zentrum stehen.
29.05.2024, 18:4029.05.2024, 18:40
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Am Mittwoch, 29. Mai 2024, hat Netflix seine dreiteilige True-Crime-Doku «Tanzen für den Teufel» (auf Englisch: «Dance for the Devil») veröffentlicht. Wir erklären, worum es dabei geht.

Besorgte Familie

Im Februar 2022 gehen Melanie Wilking und ihre Eltern Dean und Kelly auf Instagram live. Sie machen sich Sorgen um Melanies Schwester Miranda, mit der sie seit über einem Jahr nicht mehr gesprochen haben. Miranda sei einer religiösen Organisation in Los Angeles beigetreten und habe deshalb den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen. Auch das Wort «Sekte» fiel im 40-minütigen Stream.

Miranda und Melanie Wilking Dancing for the Devil
Miranda und Melanie hatten früher ein sehr enges Verhältnis.Bild: netflix

Währenddessen war Miranda aber nicht etwa untergetaucht. Auf den sozialen Medien postete sie regelmässig Tanz-Videos von sich und ihrem Partner (heute sind sie verheiratet) James Derrick für ein Millionenpublikum. Sie war auf dem roten Teppich und bei «The Ellen DeGeneres Show» zu sehen.

Shekinah Church: Die mutmassliche Sekte

Seit Miranda 2021 bei der Künstleragentur 7M Films unter Vertrag genommen wurde, hat sich einiges verändert. Sie hat nicht nur den Kontakt zu ihrer Familie, sondern auch zu ihren Freunden abgebrochen. Sie hat sich die Haare abgeschnitten und blond gefärbt und ihren Tanzstil den aktuellen Tiktok-Trends angepasst. Um auf die Spekulationen zu reagieren, die auf die Instagram Live-Schaltung ihrer Familie folgte, gab Miranda ein Statement heraus. Darin schreibt sie: «Ich weiss, dass meine Familie und meine Freunde Veränderungen bei mir feststellten – ich habe mich auch verändert. Zum Besseren.» Sie habe sich spirituell weiterentwickelt und habe begonnen, mehr über Gott zu erfahren.

In einem Artikel des Onlinemagazins «The Cut» haben sich mehrere ehemalige Freunde von Miranda sowie andere Tänzer, die bei 7M unter Vertrag stehen, im Mai 2022 geäussert und betont, dass sie sich Sorgen machen. Die einst lebensfrohe junge Frau sei nur noch eine Hülle ihrer selbst.

Robert Shinn, Dancing for the Devil
Links im Bild ist Robert Shinn zu sehen.Bild: netflix

Schuld daran soll der Inhaber der Künstleragentur sein, Robert Israel Shinn. Er leitet nicht nur 7M, sondern agiert gleichzeitig als Priester der «Shekinah Church», die seit 1994 in Los Angeles existiert. Man findet online kaum Informationen zu Shinn und seiner Kirche.

Auf einer inzwischen gelöschten Webseite der Kirche wurde Shinn beschrieben als «ehemaliger Doktor, der während sieben Jahren erfolgreich in der Medizin tätig war, bevor Gott zu ihm sprach und er sich vollständig seinem geistlichen Amt zuwandte.»

Aussteiger erzählen

Die Geschichten jener, die in der Vergangenheit ebenfalls Teil von 7M waren, zeichnen jedoch ein erschreckendes Bild. Auch Miriams jüngere Schwester Melanie (die Schwestern haben ihre ganze Kindheit und Jugend immer zusammen getanzt) war im Begriff, 7M beizutreten. Sie entschied sich dann jedoch dagegen, weil sie ein ungutes Gefühl überkam, wie sie in der Netflix-Serie erzählt. Den immer grösser gewordenen Druck, auch an den Messen der Kirche teilzunehmen, habe sie als seltsam empfunden.

Mehrere ehemalige Mitglieder der Agentur und der Kirche erzählen davon, wie Shinn sie emotional, finanziell und sexuell missbraucht habe.

Shinn, Dancing for the Devil
Shinn in jüngeren Jahren an der Seite einer Aussteigerin.Bild: netflix

Auf Aufnahmen seiner Zeremonien hört man, wie sich Shinn als der Mann Gottes bezeichnet, der als einziger imstande sei, die Mitglieder vor der Hölle zu bewahren. Durch den Kontaktabbruch zu Freunden und der Familie könne man auch diese vor der Verdammnis bewahren, behauptete er. Er forderte die Mitglieder dazu auf, einen Grossteil ihres Vermögens an die Kirche zu spenden.

Obwohl mindestens drei Frauen – eine davon erzählt von ihren Erfahrungen in der Dokumentation – Shinn wegen eines sexuellen Übergriffs angezeigt haben, wurde er bisher nicht verhaftet. Die Produzenten hoffen nun, dass die Veröffentlichung auf Netflix auch juristisch Folgen haben wird.

Scheinbar wiedervereint

Wer sich Miriams Instagram-Account ansieht, entdeckt eingereiht in eine Vielzahl hochpolierter Tanz-Videos auch Fotos und Videos, die sie mit ihrer Familie zeigen. Der Beweis dafür, dass die Familie wieder vereint ist? In der Dokumentation wird allerdings behauptet, sie tue dies nur, um die Öffentlichkeit zu beruhigen und Shinn zufriedenzustellen.

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