Hallo! Wir hätten ein paar Stellen frei! Wir bräuchten einen «Aufwecker», etwa. Oder einen «menschlichen Computer». Eine Stelle als «Soda-Depp» wäre auch noch frei. Und eine als «Prügelknabe» … öh, okay, das Letzte willst du glaub nicht.
Vorhang auf für 10 Berufe, die früher mal wirklich existierten!
Garden hermits oder ornamental hermits – Schmuck- oder Ziereremiten – gab es im England des 18. und 19. Jahrhunderts. Herren eines bestimmten Alters und eines bestimmten bukolischen Erscheinungsbilds (ein grosser buschiger Bart war von Vorteil) konnten in den Dienst eines Gutsbesitzers treten, um als Einsiedler im Garten des Guts in einer eigens dafür errichteten Eremitage (oft eine Höhle oder eine Hütte) zu leben. Die Dauer der Anstellung war vertraglich festgelegt, und das Jobprofil beinhaltete lediglich, ein urchiges Aussehen zu pflegen und sich zu bestimmten Tageszeiten sehen zu lassen, um die Eigentümer des Anwesens und deren Gäste mit ihrem Anblick zu unterhalten.
«Zigarettenmädchen» – junge Damen, die Zigaretten, Snacks und Kaugummi aus einem Bauchladen anbieten – entwickelten sich in den Zwanzigerjahren mit der Urbanisierung der Vereinigten Staaten. Anfänglich nur in Speakeasies (geheime Bars der Prohibitionsära, in denen illegal Alkohol ausgeschenkt wurde) eingesetzt, wurden cigarette girls häufig in Hollywood-Filmen dargestellt und waren daher bald auch in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Mit der Aufhebung der Prohibition im Jahr 1933 wurden Zigarettenmädchen zu einem alltäglichen Bild in Restaurants, Clubs, Bars, Flughäfen, Casinos, Kinos und bei Sportveranstaltungen. Mit dem Aufkommen der Zigarettenautomaten Mitte der Fünfzigerjahre verschwanden cigarette girls wieder weitgehend aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit.
«Aufwecker» (englisch knocker-upper) war ein Beruf in Grossbritannien, Irland und den Niederlanden, dessen Ausübung während der Industriellen Revolution begann und vereinzelt bis in die Zwanzigerjahre existierte. Die Aufgabe eines Aufweckers war es, schlafende Menschen zu wecken, damit sie pünktlich zur Arbeit in die Fabriken kommen konnten. Da Wecker zur damaligen Zeit noch teuer und daher nicht verbreitet waren, lief der oder die knocker-upper (der Beruf wurde häufig von Frauen ausgeführt) frühmorgens von Haus zu Haus und weckte jeden, der morgens früh zur Arbeit erscheinen musste. Dafür wurde meistens ein kurzer, schwerer Stock benutzt, um an die Türen der Kunden zu klopfen, oder ein langer und leichter Stock, oft aus Bambus, um Fenster in höheren Stockwerken zu erreichen. Manche benutzten ein Pusterohr mit Erbsen, um damit gegen die Fenster zu schiessen.
Als «menschlichen Computer» bezeichnet man eine Person, die mathematische Berechnungen anstellte, bevor programmierbare Rechenmaschinen, also die Computer im heutigen Sinne, für wissenschaftliche und kommerzielle Zwecke verfügbar wurden. Im Zweiten Weltkrieg, etwa, spielten die menschlichen Computer in den USA eine wichtige Rolle. Im Manhattan Project arbeiteten sie an numerischen Lösungen kompliziertester Gleichungen aus dem Bereich der Kernspaltung. Das Heer der US-amerikanischen «Berechner» bestand vornehmlich aus Frauen, von denen viele einen Abschluss in Mathematik hatten. Diese Tradition hielt an bis in die Sechzigerjahre, wo die Rechen-Damen der NASA erheblich zum Erfolg des Apollo-Raumfahrtsprogramms beitrugen.
«Prügelknabe» bezeichnete in feudaler Zeit einen Jungen niederen Ranges, der an Höfen anstelle des adeligen Nachwuchses bestraft wurde, wenn eine direkte Bestrafung der adeligen Kinder aufgrund des geringeren Ranges des Strafenden nicht zulässig war. Prügelknaben wuchsen oft zusammen mit dem adeligen Nachwuchs auf und erhielten dieselbe Bildung, wodurch eine soziale und emotionale Bindung entstand. So wirkte die körperliche Züchtigung des Prügelknaben als indirekte psychologische Strafe des adeligen Kindes.
«Kaffeeriecher» beziehungsweise «Kaffeeschnüffler» bezeichnete eine Gruppe von etwa 400 kriegsversehrten Soldaten, die ab 1780 auf Veranlassung von Friedrich dem Grossen angestellt wurden, um in den preussischen Kommunen durch «Schnüffeln» festzustellen, wo verbotenerweise Bohnenkaffee geröstet wurde. Die Einfuhr von Kaffee war nach merkantilistischem Vorbild verboten, um Geld im Lande zu halten und die einheimischen Malzkaffeelieferanten und -hersteller zu schützen.
«Und was machst du so beruflich?»
«Ich? Ach, ich bin Sprudel-Trottel!»
So würde die wörtliche Übersetzung von soda jerk lauten. Und so wurden in den USA Serviceangestellte bezeichnet, die Erfrischungsgetränke herstellten und verteilten, meist hinter der Theke eines sogenannten soda fountains oder diners. Dieser Berufsstand war bis in die Fünfzigerjahre häufig verbreitet und ging auch in die Populärkultur ein, etwa in Hollywoodfilmen, Rock-'n'-Roll-Songs und in der Malerei.
Herrscher vergangener Jahrhunderte hatten an ihren Höfen häufig die Anstellung eines Hofzwergs zu vergeben. Die kleinwüchsigen Personen zugeteilten Aufgaben konnten vielfältiger Art sein – in manchen Fällen hatte ein Hofzwerg zugleich die Position eines Hofnarren inne. Kleinwüchsige Frauen an den Höfen gehörten oftmals zum Hofstaat einer adeligen Frau. Erste historisch belegte Quellen für Hofzwerge finden sich bereits im Alten Ägypten und in China der Antike. In der Neuzeit waren Hofzwerge vor allem an europäischen Herrscherhöfen des 15. bis 18. Jahrhunderts verbreitet. Dies vor allem, weil kleinwüchsigen Menschen allerhand mystische Fähigkeiten zugeschrieben wurden, weshalb sie häufig als Glücksbringer gesehen wurden.
Resurrection – «Wiederauferstehung» – ist eine doch sehr glorifizierende Bezeichnung für eine Beschäftigung, die man anno dazumal gemeinhin (und zutreffender) als body snatching bezeichnete: Leichendiebstahl. Dieser Nischenberuf erreichte ihren Höhepunkt vor allem in Grossbritannien zwischen dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert durch eine Kombination von
a) hoher Sterblichkeit in den armen Bevölkerungsschichten britischer Städte wie London,
b) akuten Platzmangels in den Friedhöfen auf dem Stadtgebiet und
c) grosser Nachfrage nach frischen Kadavern vonseiten der Wissenschaft für die medizinische Forschung.
Obwohl gesetzlich verboten, unterhielten führende Medizinforscher geschäftliche Beziehungen zu resurrectionists, die sie fortlaufend mit frischen Kadavern versorgten. Letztere wurden etwa durch Bestechung von Gerichtsmedizinern beschafft. Gelegentlich wurden Frauen bezahlt, die sich als trauernde Angehörige ausgaben, um eine Leiche aus einem Armenhaus abholen zu können. Meistens aber mussten frische Leichen aus Friedhöfen exhumiert werden (der vorhin erwähnte Platzmangel führte u. a. dazu, dass Leichen nicht mehr tief genug unter Boden begraben werden konnten; gar wurden manchmal bei starken Regenfällen Kadaver an die Oberfläche geschwemmt) – was kurzzeitig dazu führte, dass wohlhabende Familien in dreifach gepanzerte Särge und einbruchssichere Gruften investierten, um die Totenruhe zu gewähren. Tatsächliche Morde mit Absicht, Leichen zu verkaufen, waren aber eine sehr seltene Erscheinung. Die 16 Morde durch die Leichenhändler William Burke und William Hare in den Jahren 1827 und 1828 in Edinburgh stellen hier die berühmteste (und aufsehenerregendste) Ausnahme dar.
Mit dem Anatomy Act von 1832 wurde schliesslich ein Gesetz erlassen, das die Versorgung der Anatomen mit Leichen zu Studien- und Lehrzwecken auf eine rechtliche Grundlage stellte. Dies führte bald dazu, dass die Dienste von resurrectionists nicht mehr benötigt wurden.
Der Groom of the Stool war der intimste Höfling eines englischen Monarchen, der den König bei der Benutzung des Toilettenstuhls und der Waschung unterstützte.
Jap – er putzte dem König den Hintern.
Aufgrund der intimen Natur dieser Aufgabe war der Groom of the Stool stets ein enger Vertrauter des Monarchen und besass dadurch oft viel politische Macht und Einfluss. Die Stelle wurde meist nur vertrauten Personen der obersten Adelsschicht vergeben, und die Anstellung galt als grosse Ehre.
Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen