Das war am 13. September 2019. Freude und Unsicherheit prallten ineinander. Wir hatten uns vorher ja noch nie gesehen. Der erste Versuch, uns im Juni zu sehen, hatte zuerst dein Auto und dann dein Gewissen, wegen einem anderen Mann, platzen lassen.
Hotel, Flug gebucht. Der 18. September war es, als wir uns begegnet sind. Gegen Mittag. Beim Gate. Die leuchtenden blauen Augen haben mich augenblicklich in den Bann gezogen. Wollte ewig in sie versinken, deine Seele darin sehen, mich neben sie legen. Der grosse Vogel bot uns aber vorher einen Platz an und setzte uns in der sehr grossen Stadt ab. Etwas verloren suchten wir nach unseren Hotels. Taschen auf das Zimmer und in das erste Pub, das an der Strasse auf uns wartete. Die Zeit, sie verlor sich darin. Du wolltest unbedingt an das Konzert.
Mit etwas Hilfe in der Tube schafften wir es durch die vielen hohen Häuser vor das Palladium. Beim Warten versuchte ich das Karma mit ein paar Münzen an einen Bettler zu bestechen. Habe ich schon erwähnt, dass Frau Tyler nicht so meins ist? Aber als ich dich zu «Total Eclipse Of The Heart» tanzen sah, da füllte sich mein Herz mit Licht. Schlug vorerst wie Herr Hakim in «Bring On The Night» und je länger ich dich sah, wie Herr Kirkland auf seine Tasten. Es flatterte am Ende wie im Video «Love Songs For Robots» von Herr Watson. Die eine Träne, sie ist mir nicht entgangen.
Auf der Rückfahrt konnte ich nicht widerstehen. Küsste dich. Konnte einfach nicht warten. Irgendwann wurden wir freundlich aus dem Pub verwiesen, weil wir nicht in unsere Hotels wollten. Die Treppe vor deinem hatte uns erbarmt. Dort haben wir uns beinahe in den Morgen geredet, bis der Portier nicht mehr zuhören wollte. Der Morgen war entsprechend müde. Wie es sich als Tourist gehört, haben wir den Tag mit einer Busrundfahrt auf den roten Doppeldeckern verbracht. Mein Kopf hatte danach die gleiche Farbe. Tourist eben.
Der Mund stand mir wahrscheinlich offen, als wir uns das zweite Mal sahen. Dein buntes wie auch elegantes Kleid mit sexy Strümpfen, deine verzaubernden Augen, dein Lächeln, liessen mich bewundernd, sprachlos dastehen. Beim Abschied, später am Abend, meine Hand, die sich zärtlich innen an deinem Bein hochfuhr, unter dein Kleid. Mit weniger Kleidern sahen wir uns aber erst im Oktober. Im Wellnessweekend, als Revanche für das Konzert.
So gingen die Tage dahin. Schön. Besonders der Abend, wo du mich überrascht hast. Hotel und Flug gebucht. Alaska meintest du, werden wir sehen. Die wunderbaren Tage verbrachten wir jedoch in Málaga. Weisst du noch, wie wir am Morgen nach dem vielen Regen, im Sonnenschein in die unscheinbare Kaffeebar gestolpert sind? Du den Kaffee und ich den frischen Zuma de naranja so sehr gemocht haben, dass wir das jeden Morgen wiederholten. Wie in einem Traum, der einen in seinen Bann zieht. In ihm man den Wecker ausschalten will, um niemals daraus aufzuwachen.
Der Ausverkauf kam mit dem Black Friday. Du wolltest nicht mehr. Der Grund, den du nanntest, kam bei mir nicht an. Zu vorgeschoben. Deine Krankheit, von der du mir schon vorher erzählt hast, sie forderte anscheinend mehr von dir. Wolltest du aber so nicht nennen. Wahrscheinlich als Schutz.
Die geplante Reise über Silvester an die Sonne mochtest du nicht mehr mit mir machen. Schweren Herzens habe ich sie abgesagt. Den Silvester mit mir zu verbringen und die Tage darauf, das mochtest du. Der Messenger schenkte uns weiterhin jeden Tag Nachrichten. Wir sahen uns. Wie an dem frühlingshaften Samstag, als der Lockdown uns nahelegte Abstand zu halten. Den wollten wir aber nicht. Nein, wir wollten Nähe. So klettern wir über das Absperrband, um hinter der geschlossenen Holzhütte, nahe dem kleinen See, auf einem Heuballen eine Flasche Wein zu öffnen. Dazu hatten wir Brot, Käse, Paleta de Bellot und uns. Die Abendsonne und uns. Die Nacht und uns. Waren wir uns jemals näher?
Wir trafen uns weiterhin. Bis du in ein warmes Land geflogen bist, deine Sommerferien. Danach haben wir uns nur noch gelesen. Deine gewählte Therapie gegen die bösen Zellen, sie verlangte sehr viel von dir. Die Schmerzen, die du dafür ausgehalten hast, für mich zu viel. Sie zwangen dich in den Überlebensmodus. Ein brutaler unfairer Kampf.
Das Spital legte mich zuerst in den Notfall. Kaum stehe ich auf den Beinen. Will es dich. Das letzte Mal, als ich von dir gehört habe, war, drei Wochen nach dem Silvester 2021, der ohne dich, trostlos die Zeit vor sich herschob. So viel Hoffnung, als ich deine Stimme hörte. Das Wochenende darauf, ist deine Seele in das Unbekannte geflogen. Wie ein Schmetterling über ein rotes Mohnfeld flattert. Wahrscheinlich sich vorerst noch in einer Mohnblüte ausruht, bevor er am Horizont verschwindet.
Total Eclipse of the Heart.
Auch wenn es draussen in Strömen regnet, lässt die Erinnerung die Sonne scheinen, die wir so oft miteinander erlebten.
In Liebe.
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Deshalb soll es ein kleines Lichtlein sein. 🕯
Ihr stolpert völlig unerwartet und ohne, dass ihr damit rechnet, in etwas ungeahnt Schönes..
Genau das ist mir bei diesem Artikel passiert.
Wow.. du hast mit deinen Worten mein Herz berührt.
Ich wünsche dir Alles Gute.
Wirklich.
Wunderschön geschrieben.
*schnief* 😭😢😢😢