Manche hassen ihn, manche lieben ihn: den Städtetrip. Klassischerweise hakt man Sehenswürdigkeiten ab und gönnt sich ein paar gute Mahlzeiten. «Aber erst, wenn man in eine Seitenstrasse abbiegt oder über eine begrünte Allee stolpert, bekommt man einen Eindruck vom wahren Charakter einer Stadt», schreibt «Time Out».
Das britische Magazin suchte deshalb nach den coolsten Strassen der Welt. Sie befragten ihr globales Team aus Redaktoren und Expertinnen vor Ort, grenzten die Auswahl ein und machten dann eine endgültige Rangliste. Ob ihnen das gelungen ist, kannst du selbst entscheiden.
Fakt ist: Die Schweiz hat's nicht auf die Liste geschafft. Aber ohne jetzt weiter auszuführen – hier kommen die coolsten Strassen:
Melbourne schaffte es mit der Smith Street oder der Gertrude Street in vergangenen Jahren schon mehrmals auf die Liste. Dieses Mal ist die High Street dran: «Wir führen ungern Klischees an, aber in diesem Fall ist es wahr: In der High Street ist für jeden was dabei», schreibt das Magazin. «In diesem Viertel reihen sich Vintage-Läden und coole Cafés an einen Food-Truck-Park und ein kleines Indie-Kino.» Ausserdem könne man bis spätnachts das Tanzbein schwingen.
Eine der ältesten Strassen Hongkongs – und der Name hat nichts mit dem berühmten Unterhaltungsviertel in L.A. zu tun. Der Legende nach geht der Name auf die Stechpalme (engl. holly) zurück, die Mitte des 19. Jahrhunderts dort gewachsen sein soll. Angelegt wurde sie durch Ingenieure der britischen Kolonialisten.
Wieso sie im Ranking auf Platz 2 erscheint? «Im Moment entstehen hier die coolsten neuen Orte der Stadt. [...] Die Hollywood Road bietet alles: Sie ist eine Fundgrube für Antiquitäten, ein kulinarischer Hotspot mit den besten Bars und Restaurants der Stadt und ein Zentrum der Kunst mit Wandmalereien, Installationen und Galerien an jeder Ecke.»
Keine andere Strasse in Austin verkörpere den Esprit der Stadt mehr als diese Viertelmeile, so «Time Out». Die Begründung: «Die East Eleventh ist bei den Einheimischen sehr beliebt, weil sie jeden Quadratzentimeter mit unglaublichem Essen, exzellentem Kaffee, einem historischen Veranstaltungsort und einer Hinterhofbühne ausfüllt.»
Die argentinische Hauptstadt wurde letztes Jahr vom Guide Michelin geehrt. Zwei der vier Lokale, die einen Grünen Stern erhielten, befinden sich an der Calle Guatemala. Eines davon ist Don Julio, die «Inkarnation» (auf Englisch ist der Wortwitz besser) der argentinischen Fleischkultur, so «Time Out». «Diese Geselligkeit findest du überall in der Calle Guatemala. Selbst das Anstehen für einen Tisch wird hier zu einem gesellschaftlichen Ereignis – jeden Abend sieht man Leute an der alten Strassenbahnlinie bei einem Glas Malbec.»
Fast alles hier ist einzigartig und unverwechselbar, so «Time Out». «Der Drive ist von Haus aus hip und verfügt über eine familiengeführte Bowlingbahn, eine Vielzahl von Cafés, nicht weniger als vier Antiquariate und drei Plattenläden – und mehr Pizzerien, als man mitzählen kann.» Und während des «Italian Day» im Juni wird die Strasse zur Fussgängerzone.
Die Jalan Petaling ist eine der ältesten Strassen Kuala Lumpurs. Hier lebten im 19. Jahrhundert die ersten chinesischen Siedler. In den letzten Jahren erlebte die traditionsreiche Strasse eine Renaissance. Neben dem ältesten Tempel der Stadt finden sich koloniale Ladenlokale, in denen die neusten Restaurants und Bars untergebracht sind. Und nach Einbruch der Nacht findet sich immer eine Party, egal ob man auf Drum'n'Bass, Jazz oder Reggae steht, verspricht «Time Out».
«Nur wenige Viertel in Lissabon haben so viele Leben gelebt wie Cais do Sodre, ein Viertel, das sich über sein nächtliches Erbe hinaus entwickelt hat und zu einem Ort geworden ist, an dem man lokal einkaufen, mit der Familie brunchen und mit Freunden zu Abend essen kann. Die Rua da Boavista ist ein hervorragendes Beispiel für das neue Kapitel des Viertels: eine zentrale Durchgangsstrasse, in der ständig neue Ess-, Trink- und Einkaufsmöglichkeiten aus dem Boden spriessen», schreibt «Time Out».
Wir wechseln den Kontinent, bleiben aber bei der Sprache. Vor nicht allzu langer Zeit wäre die Arnaldo Quintela in Botafogo nach Feierabend eine Geisterstadt gewesen. Das veränderte sich in den letzten Jahren radikal: Jetzt kann man sich auf den Trottoirs kaum noch bewegen, weil sie von Nachtschwärmern bevölkert werden, schreibt «Time Out».
«Alte Mechanikerläden haben sich in gemütliche Lokale verwandelt, in denen man essen und trinken kann; Gruppen versammeln sich in und vor traditionellen Bars wie dem Xepa und dem Treme Treme; und in Hipster-Lokalen wie dem Calma kann man sehen und gesehen werden.» Aber auch gehobene Restaurants sind zu finden. Fazit: «Wenn du cool bist, warst du wahrscheinlich schon da.»
«Jeden Sonntagnachmittag ist die Chazawa-dori für den Verkehr gesperrt. Das ist der perfekte Zeitpunkt, um diese lebhafte Strasse zu Fuss zu erkunden und in freundlichen Restaurants, gemütlichen Cafés, lokalen Lebensmittelgeschäften und charmanten Bäckereien vorbeizuschauen.» Fazit des Magazins: «Eines der coolsten Viertel Tokios», nicht nur wegen King Kong.
Seit aus der Strasse eine Fussgängerzone gemacht wurde, ist die Fortbewegung durch Eixample nicht mehr so mühsam. «Der Consell de Cent ist eine pulsierende Strasse mit vielen Restaurants, Boutiquen und Treffpunkten – ein Spaziergang auf dem Consell de Cent ist wie ein Spaziergang durch einen Mikrokosmos von Barcelona.»
«Dieser belebte innerstädtische Boulevard im Herzen Kapstadts ist seit Jahrhunderten ein Knotenpunkt der ‹Mother City›. Die Strasse wurde so benannt, weil sie bree – ‹breit›, auf Afrikaans – genug war, um einen Ochsenkarren auf dem nahe gelegenen Markt zu wenden, und auch heute noch drängt man sich hier oft um Platz.»
Die coolste Strasse im deutschsprachigen Raum befindet sich – wen wundert's – in Berlin-Kreuzberg. Trendige Cafés, Vintage-Läden und viel Musik, all das findet man in der Oranienstrasse.
Nein, nicht diese Fifth Avenue. «Time Out» hat die «andere Fifth» in Park Slope ausgezeichnet: «Diese Strasse ist schon seit einiger Zeit im Stillen cool und versteckt sich hinter ihrer Kinderwagen-Mama-Mafia und ihrem familienfreundlichen Ruf – aber ihre regelmässigen Gemeindefeste, Restaurants und Geschäfte machen sie zur coolsten Strasse von New York City im Jahr 2024.»
Wenn Essen und Ausgang Kriterien sind, darf natürlich auch Bangkok nicht fehlen. «Was einst eine Strasse war, auf der Auto- und Motorradteile verkauft wurden, hat sich in den letzten Jahren zu Bangkoks aufregendstem neuen Feinschmeckerziel entwickelt», so «Time Out».
«In den letzten Jahren haben sich diese wenigen Blocks und ihre hübschen Backstein-Lagerhäuser zu einem der begehbarsten und ansehnlichsten Strassenabschnitten von L.A. entwickelt. Der Abschnitt ist mit bunten Wandmalereien, rosa blühenden Bäumen und Strassencafés geschmückt (und das alles nur zwei Blocks von der neuesten U-Bahn-Station der Linien A und E entfernt).»
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(jaw)
Zum Thema: Wer ernsthaft in Erwägung zog, dass Zürich mit seiner Bahnhofsstrasse dabei sein könnte, der mag einfach Zürich gern, aber schön ist die ja nun wirklich nicht. Nix gegen Zürich, aber die Bahnhofsstrasse find ich ächt ätzend.
Ich mag...eigentlich gar keine Boulevards. Ich mag den Feldweg am Waldrand entlang bei meinem Dorf.