Rauchen ist das grösste vermeidbare Gesundheitsrisiko in den westlichen Industrienationen. Das gilt auch für die Schweiz: Jedes Jahr sterben hierzulande rund 9500 Menschen vorzeitig an den Folgen des Rauchens. Der Tabakkonsum verursacht eine Reihe von nichtübertragbaren Krankheiten und ist eine grosse Belastung für die öffentliche Gesundheit und die volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Die Kosten für die medizinische Behandlung dieser Krankheiten belaufen sich in der Schweiz auf drei Milliarden Franken pro Jahr.
Längst wissen alle, dass Rauchen schädlich ist, dennoch greifen immer noch viele zur Zigarette: Zwischen 1997 und 2007 ging der Tabakkonsum zwar deutlich zurück, seither blieb er aber auf hohem Niveau stabil. Bei der letzten Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik (BFS) rauchten 27,1 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren, also rund zwei Millionen Menschen. Im Schnitt ein halbes Päckli am Tag. Bei den 20- bis 24-Jährigen ist der Anteil deutlich höher, er liegt stabil bei 40 Prozent.
Noch deutlich weniger beliebt ist die E-Zigarette: Im Jahr 2022 zogen drei Prozent der Schweizer Bevölkerung mindestens einmal an einem elektronischen Glimmstängel. Tabakprodukte zum Erhitzen und Snus wurden von 2,8 Prozent der Bevölkerung genutzt.
Die EU will bis 2040 komplett rauchfrei sein. 2022 setzte sie sich im Europäischen Plan zur Krebsbekämpfung das ehrgeizige Ziel, eine «Generation Rauchfrei» zu schaffen. Das heisst, dass weniger als fünf Prozent der Bevölkerung Tabak konsumieren. Aktuell liegt der Anteil der Raucherinnen und Raucher in der EU bei etwa 25 Prozent.
Anders als die EU hat sich die Schweiz kein solches quantifiziertes Ziel gesetzt. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will die Anzahl tabakbedingter Todes- und Krankheitsfälle in der Schweiz aber reduzieren und betreibt im Auftrag des Bundesrates deshalb eine nationale Tabakpräventionspolitik. Zuletzt beschloss der Bundesrat, dass ab 2026 Werbung für Tabakprodukte und E-Zigaretten verboten werden soll.
Für 2023 prognostiziert die Weltgesundheitsorganisation WHO der Schweiz basierend auf Umfragen zwischen 2019 und 2021 einen Raucheranteil von 25,1 Prozent. Damit liegt die Schweiz im weltweiten Vergleich auf Platz 36 von 164 untersuchten Ländern und vor den Nachbarn Deutschland, Österreich und Italien. In Frankreich wird dagegen mehr geraucht, mit einem Raucheranteil von 33,3 Prozent belegt die «Grande Nation» den Spitzenplatz unter den westeuropäischen Ländern.
Die extremsten Raucher wohnen laut WHO-Prognose auf der Pazifikinsel Nauru: Ganze 42,1 Prozent aller Einwohner des Mini-Inselstaates ziehen täglich am Glimmstängel. Dahinter folgt Serbien mit einem Raucheranteil von 39 Prozent, auf Rang 3 folgt mit Bulgarien ein weiterer Staat von der Balkanhalbinsel. Generell fällt auf, dass auf dem Balkan und auf den Pazifikinseln überdurchschnittlich viel geraucht wird.
Am tiefsten ist die Raucherquote in Afrika. Den Spitzenplatz unter den 165 untersuchten Staaten belegt Ghana, gefolgt von Nigeria, Äthiopien und Benin. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: Auch Subsahara-Afrika hat ein Tabak-Problem. Vor allem in den Staaten rund um den Äquator werden nämlich überdurchschnittlich oft rauchfreie Tabakprodukte konsumiert.
Obwohl die WHO Schweden für 2023 einen Raucheranteil von 13,9 Prozent vorausgesagt hat, wird sich das skandinavische Königreich bald als erstes europäisches Land als «rauchfrei» bezeichnen dürfen. In den letzten Jahren sank die Anzahl der Raucherinnen und Raucher in Schweden stark, gemäss der Eurobarometer-Sonderumfrage 506 der EU betrug der Raucheranteil 2021 noch 6,6 Prozent, Tendenz weiter sinkend. Bald dürfte die magische 5-Prozent-Marke also geknackt sein.
Doch wie hat Schweden das geschafft? Der Preis für ein Zigi-Päckli war es definitiv nicht. Ein solches kostete im Jahr 2020 gemäss WHO umgerechnet 7,83 Dollar und damit gar weniger als in der Schweiz, (9,69 Dollar). Die Tabaksteuer, die Stockholm erhebt, ist also nicht übermässig hoch. Sie ist sogar fast verschwindend klein im Vergleich zu derjenigen in Australien, wo das Päckchen mit über 21 Dollar weltweit am teuersten ist.
Vielmehr geht Schwedens Erfolg gemäss dem Spiegel auf eine jahrelange restriktive Tabakpräventionspolitik zurück. Schon 2005 verhängte die Regierung ein Rauchverbot in der Gastronomie. Zum Vergleich: In der Schweiz trat das Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen erst fünf Jahre später in Kraft.
Zudem wurden in den vergangenen Jahren sukzessive weitere strikte Regelungen eingeführt – bei grosser Zustimmung der schwedischen Bevölkerung. 2019 wurde ein Rauchverbot in den Aussenbereichen von Restaurants und Bars, auf Spiel- und Sportplätzen, auf Perrons und an Bushaltestellen erlassen. Die Verbote führten dazu, dass Rauchen weitgehend aus dem gesellschaftlichen Bild verschwunden ist.
Schweden wird zwar bald rauchfrei sein, das Land ist aber weit davon entfernt, tabak- oder nikotinfrei zu sein. Viele Raucherinnen und Raucher sind einfach umgestiegen, und zwar auf Snus: 16 Prozent der schwedischen Bevölkerung nutzen gemäss tobaccoatlas.org täglich rauchfreie Tabakprodukte, gemäss dem Spiegel mehr als 20 Prozent der Männer und rund 7 Prozent der Frauen den Oraltabak Snus.
Zumindest im Hinblick auf das Krebsrisiko ist Snus wohl eindeutig die bessere Wahl. Schwedens Männer haben die niedrigste Rate von Lungenkrebs in der EU, sie ist nur etwa halb so hoch wie in Deutschland, das noch einen tieferen Raucheranteil als die Schweiz aufweist. Betrachtet man die Todesfälle, die mutmasslich auf das Rauchen zurückgehen, so hatten schwedische Männer eine rund 40 Prozent geringere Sterblichkeitsrate im Vergleich mit dem EU-Durchschnitt.
Doch harmlos ist Snus keineswegs – schon allein wegen des Suchtpotenzials. Unter Umständen steigert es bei langem Gebrauch zudem das Risiko für einen Herzinfarkt oder Diabetes. Noch hinkt die Forschung dem Konsum aber hinterher. Besser als der Rauch brennender Zigaretten scheint Snus allemal zu sein. Geradezu paradox erscheint es deshalb, dass das Rauchen von Zigaretten legal bleibt, Snus in der EU – ausser in Schweden und im Gegensatz zur Schweiz – aber nach wie vor verboten ist.
Also sollten wir alle legalisieren und ausgiebig besteuern.
Das Geld können wir im Sozialbereich gut gebrauchen.