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Australien schränkt den Verkauf von Vapes noch stärker ein

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Bunt, süss und nach 1500 Zügen bereits ein Fall für die Tonne: Einweg-Dampfgeräte. In Australien soll damit bald Schluss sein. Bild: Shutterstock

«Keine Kaugummi-Aromen mehr, keine rosa Einhörner» – Australien sagt Vapes den Kampf an

E-Zigaretten sind bei Jugendlichen in Australien beliebt. Ganz zum Unmut des australischen Gesundheitsministers Mark Butler, der am Dienstag neue weitreichende Massnahmen gegen Vapes ankündigte.
02.05.2023, 09:4102.05.2023, 14:19
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Australien ist bereits eines der strengsten Länder, was die Massnahmen rund ums Rauchen und Vaping angeht. Nun verschärft das Land sein Gesetz noch mehr: Zahlreiche Vape-Produkte werden künftig verboten sein, Einweg-E-Zigaretten dürfen in Zukunft nicht mehr ins Land eingefahren werden. Ebenfalls verboten werden bestimmte Geschmacksrichtungen und Farben, wie der australische Gesundheitsminister Mark Butler am Dienstag ankündigte.

«Keine Kaugummi-Aromen mehr, keine rosa Einhörner oder E-Zigaretten, die als Textmarker getarnt sind, damit Kinder sie in ihren Federmäppchen verstecken können.»
epa10496192 Australian Minister for Health and Aged Care Mark Butler speaks to the media during a press conference during a Sydney WorldPride 2023 Human Rights Conference, in Sydney, Australia, 01 Mar ...
Mark Butler sagt der Tabakindustrie den Kampf an.Bild: keystone

Dem Gesundheitsminister ist unter anderem das Marketing der Vape-Produkte, welches sich seiner Meinung nach vor allem an Jugendliche richtet, ein Dorn im Auge. Damit soll jetzt Schluss sein. Deshalb dürfen auch Verpackungen in Zukunft nicht mehr bunt und knallig sein, sondern sollen «arzneimittelähnlich» aussehen. Damit will Butler der Tabakindustrie, gegen die er in seiner Rede am Dienstag wetterte, den Riegel vorschieben:

«Genau wie beim Rauchen hat Big Tobacco ein weiteres süchtig machendes Produkt genommen, es in eine glänzende Verpackung gehüllt und mit Aromen versehen, um eine neue Generation von Nikotinsüchtigen zu schaffen.»

Eigentlich dürfen Vapes bereits seit Oktober 2021 nur mit ärztlichem Rezept bei Apotheken bezogen werden. Dieses können sich Raucherinnen und Raucher besorgen, wenn sie mit dem Rauchen von Zigaretten aufhören wollen. Der Schwarzmarkt floriert allerdings, weshalb die Nikotin-Verdampfer auch in Lebensmittelgeschäften und Tankstellen erhältlich sind. Dies ohne jegliche Kennzeichnungen und Warnung für Minderjährige. Grund dafür sind laut Butler die fehlenden Vorschriften und Massnahmen gewesen.

Ursprünglich sei Vaping den Regierungen als «therapeutisches Produkt» verkauft worden, das Langzeitraucherinnen und -Rauchern dabei helfen sollte, mit dem Rauchen aufzuhören, so Butler weiter. Es sei nicht als Freizeitprodukt und schon gar nicht als Produkt für Kinder angepriesen worden. Doch, wie Butler einräumte:

«Das ist es, was es geworden ist: das grösste Schlupfloch in der Geschichte des australischen Gesundheitswesens.»

Dieses Schlupfloch will er mit den Massnahmen nun schliessen. Ein Zeitplan für die Umsetzung der neuen Regelungen wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

Auswirkungen auf den Schwarzmarkt

Der Australische Verband für Lebensmittelgeschäfte (AACS) steht den neuen Massnahmen skeptisch gegenüber. Schon lange vor deren Ankündigung bemerkten sie, wie die bereits strikten Regeln den Online- und persönlichen Schwarzmarkt ankurbelten. Statt noch schärferen Regeln schlagen sie ähnliche Regulierungen wie bei herkömmlichen Zigaretten vor. Auf diese Weise wären sie zwar in Lebensmittelläden und Tankstellen erhältlich, gleichzeitig könnte die Regierung aber die Sicherheit erhöhen und Steuern einnehmen.

Laut des CEO von AACS, Theo Foukarre, ist das Rezeptmodell für Vapes nach hinten losgegangen. Statt die Jugend zu schützen, habe das Modell «den grössten Schwarzmarkt kreiert, den das Land je gesehen hat». Gegenüber der australischen Newsplattform 9News sagte Foukarre Anfang 2023:

«Wir glauben, dass im Kalenderjahr 2022 bis zu 90 Millionen Nikotinverdampfer nach Australien importiert wurden. Und sie sind alle unreguliert. Unser Standpunkt ist also: Die einzige Möglichkeit für die Regierung, den Schwarzmarkt zu bekämpfen, besteht darin, ihm die Nachfrage zu entziehen.»

Mark Butler beharrt aber auf einer anderen Vorgehensweise. Er will stattdessen noch enger mit den Bundesstaaten zusammenarbeiten, um dem Schwarzmarkt ein Ende zu bereiten.

So gefährlich ist Vaping wirklich

Noch gibt es keine Langzeitstudien zu den Effekten von Nikotinverdampfern. Zudem sind auch die Auswirkungen von E-Zigarettenaerosolen am Menschen laut des deutschen Krebsforschungszentrums noch nicht genügend untersucht. Dennoch deutet einiges darauf hin, dass diese wohl nicht gesund sind. So schreibt das Krebsforschungszentrum:

«Eine zunehmende Anzahl von Zell- und Tierversuchen deutet allerdings darauf hin, dass das von E-Zigaretten produzierte Aerosol verschiedene gesundheitsschädliche Effekte hat. Diese sind zwar wesentlich weniger stark ausgeprägt als bei Zigarettenrauch, dennoch ist das Aerosol giftig für Zellen (zytotoxisch), es schwächt die Immunfunktion in der Lunge und schädigt die DNA.»

Des Weiteren finden sich in den Aerosolen unterschiedliche Konzentrationen krebserzeugender Substanzen wie Formaldehyd und Acetaldehyd. Auch wenn die Konzentrationen nur gering seien, so seien sie dennoch nicht unbedenklich, so das Krebsforschungszentrum.

Auch für die Umwelt sind Vapes schädlich:

Ebenso wie in den Zigaretten findet sich in den meisten Vapes natürlich auch Nikotin. Dieses macht stark abhängig und steht im Verdacht, Tumorwachstum zu fördern.

Für Raucherinnen und Raucher können E-Zigaretten trotz allem «eine sehr wahrscheinlich weniger schädliche Alternative zu Tabakzigaretten sein», räumt das Krebsforschungszentrum ein. Wegen der noch unbekannten langfristigen Gesundheitsrisiken sollte langfristig dennoch auf Vapes verzichtet werden.

(saw)

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35 Kommentare
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goschi
02.05.2023 09:59registriert Januar 2014
sehr gut!

Gerade Einweg-Vapes gehören verboten:

-Undglaublich viel Abfall, darunter Sondermüll (haben alle LiIon-Akkus drin)
-Unreguliert, was alles für Inhalte in den vapes sind
-Werden als Fancy Lifestyle explizit an Jugendliche herangetragen
-usw

bitte Verbieten!
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Frechsteiner
02.05.2023 09:59registriert März 2019
Vapes sind schon auch ein eindeutiges Zeichen, dass es den Mächtigen kaum um erhöhte Gesundheit oder Umweltschutz geht. Einweg-Akkus mit süchtig und schädlich machenden Stoffen an Teenies zu vermarkten, irgendwo schlifts?
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V òó B
02.05.2023 10:29registriert April 2020
Einweg-Vapes sollten klar verboten werden, und auch der Verkauf soll analog Zigaretten reguliert sein (kein Verkauf an Minderjährige).
Ich selber bin auch von der Zigi auf's Vapen umgestiegen, mittlerweile mische ich die Flüssigkeit selber und produziere damit kaum noch Abfall.
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