Die Welt wird immer dicker: Auf unserem Planeten leben gemäss einem Report der Non-Profit-Organisation «World Obesity Federation» von Mitte März rund 2,6 Milliarden Erwachsene mit Übergewicht, fast eine Milliarde davon gilt gar als fettleibig. Definiert wird dies mithilfe des sogenannten Body-Mass-Index. Der BMI einer Person errechnet sich aus dem Gewicht, geteilt durch die Körpergrösse in Metern zum Quadrat. Liegt der BMI bei 25 oder mehr, gilt die Person als übergewichtig, bei einem BMI von grösser oder gleich 30 gar als fettleibig (adipös).
Aktuell leiden rund 14,2 Prozent aller Erwachsenen an Fettleibigkeit – und es werden immer mehr. Bis 2030 sollen es bereits 1,246 Milliarden Menschen sein, was schon fast 20 Prozent aller Erwachsenen entspricht. Mit absehbaren Problemen: Denn Fettleibigkeit gilt als Risikofaktor für zahlreiche schwerwiegende Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Schlaganfälle, Diabetes und mindestens 13 verschiedene Krebsarten.
Die Gründe liegen vordergründig auf der Hand: Falsche Ernährung, also eine übermässige Fett- und Kalorienzufuhr, und mangelnde körperliche Bewegung sorgen dafür, dass die nicht verbrauchte Energie in Form von Fett gespeichert wird. Doch Adipositas hat auch noch andere Ursachen: Die genetische Veranlagung, die ständige Verfügbarkeit von Nahrung, Essstörungen, Schlafmangel, Stress und Depressionen sind nur einige davon.
Betroffen sind längst nicht nur Industrieländer, sondern alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen in fast allen Ländern, wie eine umfangreiche Metaanalyse eines internationalen Konsortiums von Epidemiologen, der «NCD (non-communicable diseases)-Risk Factor Collaboration», ergab. Die Gruppe von Wissenschaftlern sichtete und bewertete von 1975 bis 2016 weltweit publizierte Studien zum Körpergewicht und zur Körpergrösse, insgesamt flossen Daten von fast 130 Millionen Erwachsenen aus über 200 Ländern in die Erhebung ein. Das Resultat: ein nahezu vollständiges Bild des Körpergewichts der Weltbevölkerung.
Die höchsten Adipositas-Raten verzeichneten 2016 die zahlreichen Inselstaaten im Pazifik, die USA und Kanada sowie arabische Länder wie Saudi-Arabien, die Türkei oder Ägypten. Am wenigsten verbreitet ist Fettleibigkeit dagegen in asiatischen Ländern wie Vietnam, Bangladesch, Kambodscha, Indien und Japan. Im «Land der aufgehenden Sonne» drücken die Sumoringer die Zahl übrigens nur geringfügig nach oben, schliesslich gibt es nur rund 700 bis 800 Kämpfer des traditionellen japanischen Ringkampfs.
Die Zahl der Fettleibigen steigt seit einigen Jahrzehnten konstant an: 1975 waren lediglich fünf Prozent der Erwachsenen weltweit adipös. Bis 2030 wird sich dieser Wert gemäss einer Prognose der «World Obesity Federation» vervierfacht haben, wobei die pazifischen Inselstaaten mit einem Anteil von teils fast 70 Prozent Fettleibigen an der erwachsenen Gesamtbevölkerung weiterhin die Spitzenplätze einnehmen werden.
Als erstes Industrieland folgen die USA auf Rang 14. Rund 47 Prozent der US-Erwachsenen werden im Jahr 2030 einen BMI von 30 oder mehr haben. Spitzenreiter in Europa wird dann Grossbritannien sein, mit einem Anteil von 37 Prozent Fettleibigen. Knapp dahinter werden sich Irland, Ungarn und Kroatien einreihen.
Und die Schweiz? Im internationalen Vergleich werden wir im Jahr 2030 mit einem Anteil von 25,3 Prozent an Fettleibigen im soliden, hinteren Mittelfeld liegen. Im europäischen Vergleich sieht es besser aus: Dort werden gemäss der aktuellen Prognose nur Bosnien und Herzegowina, Moldawien und Italien knapp «dünner» sein als die Schweiz.
Besonders bei den Frauen ist der Blick ins Ranking aus Schweizer Sicht erfreulich: Aktuell ist der Anteil an Frauen mit Adipositas in Europa nirgends so niedrig wie hierzulande (16,9 Prozent), bis 2030 wird uns nur Dänemark in dieser Kategorie knapp überholt haben. Die Schweizer Männer schneiden dagegen weniger gut ab: Mit einer Adipositas-Quote von 29,4 Prozent werden wir in dieser Kategorie einen Platz im vorderen Mittelfeld einnehmen.
Anders als in Europa, wo die Männer fast überall häufiger zu Fettleibigkeit neigen, verhält es sich in Afrika genau umgekehrt – mit einer teils grossen Diskrepanz. In Botswana waren 2016 beispielsweise nur 8,1 Prozent aller Männer fettleibig, dafür gleich 29,3 Prozent der Frauen. In anderen Staaten Subsahara-Afrikas ist die Verteilung zwar nicht ganz so krass, aber doch sehr ähnlich ausgeprägt.
Das hat einerseits mit einem vorherrschenden Schönheitsideal zu tun: Traditionell gelten in Afrika dicke Menschen als erfolgreich – dicke Bäuche zeigen, dass man es zu etwas gebracht hat. Doch warum sind die Frauen dicker als die Männer? «Big Hips, und Big Bums» («Dicke Hüften und dicke Hintern») gelten in Afrika auch deshalb als erstrebenswert, weil das die Heiratsaussichten und damit auch die Chancen auf einen sozialen Aufstieg verbessert.
Bislang bestimmten vor allem Not und Unterernährung die Vorstellungen über Afrika in den Industrieländern. Doch in den schnell wachsenden Subsahara-Metropolen ändert sich die Gesellschaft und damit auch ihr Essverhalten rasant. Die wachsende urbane Mittelschicht liebt Bier und gebratenes Fleisch in grossen Mengen. Und selbst bei den Ärmeren landet immer weniger teures Gemüse, dafür viel billige, satt machende Stärke auf dem Teller.
Viele afrikanische Staaten werden auch weiterhin gegen Hunger und Unterernährung ankämpfen müssen, gleichzeitig wächst aber auch der Anteil an Fettleibigen. Und so sind die Gefahren, die extremes Übergewicht mit sich bringt, in Afrika genauso ernst zu nehmen wie auf allen anderen Kontinenten der Welt.
Bis zu einem Ranzen würde es noch sehr lange dauern...
Diesem Wert darf man nicht grosse Beachtung schenken, Faktoren wie Fett- und Muskelgewebe werden nicht beachtet.