Während sie die einen zutiefst faszinieren, mit ihren vielen Augen und langen Beinchen, sind sie für andere Grund genug, im Nebenzimmer zu übernachten. Spinnen sind kontroverse Tierchen, über die man als Laie kaum etwas weiss.
Der Spinnen-Experte Ambros Hänggi erklärt gegenüber watson, welche Spinnenarten sich bei dir zu Hause wohlfühlen, wie du sie am besten wieder hinausbeförderst und wieso giftig eben nicht gleich gefährlich bedeutet.
«Das ist ein typisches Phänomen, welches man jeden Spätsommer und zu Beginn des Herbstes beobachten kann. Rein objektiv betrachtet gibt es keine Beweise dafür, dass es mehr Spinnen gibt – dafür fehlt die Datengrundlage.» Dass die Menschen jedoch denken, es seien mehr, kann laut dem Experten Hänggi zwei Gründe haben:
Die Spinnenarten, welche im und rund ums Haus herum leben, seien um diese Jahreszeit ausgewachsen und würden einem deshalb stärker ins Auge fallen. (Spinnen häuten sich übrigens, um zu wachsen, häsch gwüsst?) Oft sehe man zurzeit Kreuz-, Fett- und Zitterspinnen.
Was ebenfalls für mehr Spinnen sprechen würde, sei der heisse und trockene Sommer, der hinter uns liegt. Für die Entwicklung der Insekten sei dieses Klima förderlich. «Und wenn es mehr Insekten gibt, geht es auch den Spinnen gut, weil sie mehr Nahrung haben.» Was ihren Speiseplan angeht, seien Spinnen jedoch nicht besonders wählerisch, sie würden sich sogar gegenseitig fressen, meint Ambros Hänggi.
In der Schweiz gibt es über 1000 verschiedene Arten von Spinnen. Zufällig ins Haus geraten könne grundsätzlich jede Art von Spinnen. Wenn diese sich jedoch ein feuchteres Klima gewöhnt sei, werde sie sich in der trockenen Wohnung nicht wohlfühlen. «Viele Spinnenarten jedoch kommen bloss in Häusern vor. Diese Arten leben zwar seit Jahrhunderten in unserem Zuhause, stammen jedoch ursprünglich aus anderen Regionen der Welt und wurden zusammen mit Gütern zu uns verfrachtet.»
Viele Spinnen verirren sich durch ein offenes Fenster oder Risse in der Wand in eine Wohnung oder ein Haus – je mehr du also die Fenster offen hast, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Achtbeiner und Insekten in dein Heim gelangen.
Ebenfalls helfen würden Insektengitter, die an den Fenstern angebracht werden. Von Insekten- oder Spinnensprays hält der Spinnen-Experte jedoch nicht viel. Erstens seien Spinnen ziemlich resistent, was äussere Einflüsse angehe, und zweitens müsse der Bewohner des Hauses die Chemikalien ja auch selbst einatmen.
Der Experte fügt noch an, dass die Spinne im Wohnzimmer Insekten beseitigt und somit auch dem Bewohner einen Dienst erweist.
Hierfür empfiehlt Ambros Hänggi die klassische Methode, die bei allen Insekten angewendet werden kann: Man stellt ein Glas über das Tier und schiebt dann ein Blatt Papier oder ein Stück Karton unter das Glas, um es einzusperren. So kann man das Tier nach draussen bringen, ohne es dabei zu verletzen.
«Bis auf eine einzige Spinnenart – die Speispinne, die aus ihren Giftdrüsen ein klebriges Sekret absondert – sind alle Spinnenarten giftig. Gefährlich ist in der Schweiz jedoch keine.» Von tausend Arten schaffe es bloss etwa ein Dutzend, die Haut an dünnen Stellen mit ihrem Biss zu durchdringen. Die anderen Spinnen würden es nicht schaffen, die relativ dicke Haut des Menschen durchzubeissen. Und selbst wenn die Spinne zubeisse, sei die Giftmenge zu gering, als dass sie dem menschlichen Körper schaden könnte. «Von diesem Dutzend bleiben nur noch etwa zwei bis drei Spinnenarten, deren Biss spürbar unangenehm ist – vergleichbar mit einem Wespenstich.»
Allergische Reaktionen kommen laut dem ehemaligen Spinnen-Kurator äusserst selten vor. Was jedoch passieren könne, ist, dass sich die Bissstelle – so wie jede andere Hautverletzung – entzündet, was wiederum zu Sekundärinfektionen führen könne.
Grundsätzlich, so sagt der Experte, seien Spinnen jedoch nicht an uns interessiert. «Eine Spinne beisst bloss zu, um sich zu verteidigen, sobald sie sich bedroht fühlt. Die Produktion von Gift kostet das Tier sehr viel Energie, dementsprechend bedacht setzt sie ihre Waffe auch ein.»
Neben der Kreuzspinne (die du oben bereits abgebildet siehst) gibt es noch zwei weitere Arten in der Schweiz, deren Biss schmerzhaft sein kann:
Die Wasserspinne ist die einzige Spinnenart, die unter Wasser lebt, statt an Land. Am wohlsten fühlt sie sich in sauberen Seen oder langsam fliessenden Seen. Ein Biss von ihr ist zwar schmerzhaft, aber sehr unwahrscheinlich.
Die Dornfingerspinne hält sich besonders gerne in trockenen Feldern auf – deshalb wurden früher oftmals Bauern von ihr gebissen, während ihrer Arbeit auf den Feldern. Mit dem Wandel zur maschinellen Landwirtschaft wurden solche Bisse viel seltener.
Früher sagte man: In den Wohnungen oder Häusern, wo sich Spinnen wohlfühlen, ist auch das Wohnklima für die Menschen sehr gut. Was sagt der Experte dazu?