Ein Anfang in Ruhe: Bill Laurance eröffnet die neue Saison im Pflegidach
Meditation und Ausdruck
Schon die ersten Minuten machten deutlich, dass es ein Konzert voller Konzentration und Gefühl werden würde. Laurance begann sehr leise und zurückhaltend. Sanfte Töne legten sich wie ein Teppich über den Raum und brachten sofort Ruhe ins Publikum. Die Menschen im Saal lauschten aufmerksam und still, als ob niemand diesen besonderen Anfang stören wollte.
Laurance spielte mit grosser Leidenschaft. Man sah ihm an, dass er jede Note ernst nahm. Seine Körperhaltung war oft angespannt, fast kämpferisch, was den Eindruck verstärkte, dass er die Musik nicht nur spielte, sondern sie auch körperlich ausdrücken musste. Für ihn ist das Klavier nicht bloss ein Instrument. Wie er selbst sagte, ist es für ihn eine Form der Meditation und gleichzeitig eine Suche nach Freiheit.
Das Spiel auf zwei Klavieren
Ein Höhepunkt des Abends war, dass Laurance auf zwei Klavieren gleichzeitig spielte. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer waren darüber sichtlich erstaunt und begeistert. Manche sprachen später davon, dass dies für sie der eindrücklichste Moment des ganzen Konzerts gewesen sei. Mit beiden Händen bewegte er sich zwischen den Klavieren, liess sie miteinander sprechen und schuf eine Klangfülle, die den Saal vollkommen ausfüllte. Mal war die Musik ruhig und sanft, dann wieder schnell, energiegeladen und voller Lebensfreude. Gerade diese Wechsel machten den Reiz seines Spiels aus.
Ein Konzert voller Emotionen
Immer wieder suchte Laurance die Nähe zum Publikum. Er bedankte sich mehrmals für die Anwesenheit der Gäste und brachte sie mit kurzen Bemerkungen oder kleinen Gesten zum Lachen. Dadurch entstand eine warme und persönliche Atmosphäre, die über ein gewöhnliches Konzert hinausging.
Besonders berührend war der Moment, als er das Konzert seinem verstorbenen Freund Sean Martin widmete. Martin sei für ihn eine force of nature gewesen, sagte Laurance, jemand, der ihn stark geprägt habe. Das Stück, das er an ihn und zugleich an alle Menschen richtete, die nicht mehr unter uns sind, traf das Publikum mitten ins Herz. Es war zugleich traurig und feierlich, und viele empfanden es als das schönste und wichtigste Stück des Abends. Mit dieser Musik wollte Laurance nicht nur trauern, sondern auch das Leben und das Vermächtnis der Verstorbenen feiern.
Zwischen Ruhe und Freude
Die Dramaturgie des Abends war abwechslungsreich. Manche Stücke waren still und meditativ, andere fröhlich und lebendig. Oft wechselte Laurance zwischen langsamem Aufbau und schnellen, energischen Passagen. Mal spielte er so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, mal erfüllten kräftige Akkorde den ganzen Saal. Immer wieder entstanden kleine Momente des Staunens, wenn er aus zarten Klängen plötzlich eine sprudelnde Energie hervorrief.
Ein Ende mit Leichtigkeit
Gegen Ende lockerte Laurance die Stimmung noch einmal auf. In einem Stück animierte er das Publikum zum Mitschnipsen, und viele machten mit. Das sorgte für ein spielerisches Miteinander zwischen Künstler und Zuhörern, das wunderbar in diesen Abend passte.
Nach langem und kräftigem Applaus kam Bill Laurance zurück auf die Bühne, um eine Zugabe zu spielen. Stefan Diethelm, der künstlerische Leiter, witzelte dabei: “A short one, Swiss people need to work tomorrow.” Doch anstatt einer kleinen, ruhigen Zugabe entschied sich Laurance für ein sehr schnelles und lebendiges Stück, das den Abend mit einem kraftvollen Schlusspunkt beendete.
Ein Auftakt voller Tiefe
Mit diesem Konzert eröffnete Bill Laurance die neue Saison im Pflegidach auf eindrückliche Weise. Es war ein Abend voller Tiefe, Ausdruck und Spielfreude. Besonders die Szene, in der er beide Klaviere gleichzeitig spielte, und das Stück für die Verstorbenen bleiben dem Publikum in Erinnerung. Die Menschen waren begeistert und fühlten sich berührt von der Mischung aus Ruhe, Energie und Emotionalität. So setzte Laurance nicht nur den ersten Ton für das neue Konzertjahr, sondern auch ein Zeichen dafür, wie sehr Musik verbinden, bewegen und trösten kann