«Ich kann nicht sagen, wie aufgeregt ich bin», schrieb Ziv Ravitz auf seinem Instagram-Kanal. Trotz seinen widersprüchlichen Gefühlen während den letzten Monaten wagte der Musiker, alleine auf die Bühne zu treten. Am vergangenen Sonntag hat der 43-jährige Drummer seinen ersten Solo-Auftritt im Murianer Pflegidach performt. Bereits im vergangenen Jahr hatte Ravitz das Publikum in gute Laune versetzt, jedoch in Begleitung von Will Vinson und Gilad Hekselman.
Der ganze Körper war in Bewegung, mal die Augen geschlossen, mal weit geöffnet. An diesem Abend ging es auf und ab, denn ganz nach seinem Motto «Die einzige Regel ist keine Regel» zeigte Ravitz, was in ihm steckt. Während er in einem Moment voll aufdrehte und sein Können auf dem
Schlagzeug bewies, sang er im nächsten Moment, begleitet von der Gitarre, ganz entspannt und voller Emotionen.
Nicht nur packende Rhythmen und sanfte Lieder waren zu hören, auch Filme wurden zwischendurch auf einem grossen Bildschirm gezeigt. Sie handelten von Träumen, denen man immer nach gehen soll und vom Leben, das niemals erlischt.Ganz anders als vom Publikum erwartet, aber dennoch positiv überrascht, wurde nicht einfach «nur» Schlagzeug gespielt. Vielmehr erlangte man einen Einblick ins Innere des Drummers. Er nahm die Zuschauer mit auf eine Reise in seine Gedanken und Wünsche.
Mit den Worten «Es mag vielleicht ein bisschen depressiv wirken, den Abend auf diese Art zu beenden, doch für mich ist es das nicht» kündigte Ravitz den tiefgründigen Song «Shadows on the Wall» an. Während er mit der Gitarre spielte und sang, waren seine zwei Töchter tanzend auf dem Bildschirm zu sehen. Die Mädchen bedeuten ihrem Vater alles, weswegen er ihnen diesen selbstgeschriebenen Song gewidmet hat.
Aufgrund von Corona konnte der Musiker die beiden während fünf Monaten in Israel nicht besuchen. Dass ihm diese Distanz härter als das Militär vorgekommen sei, war in jeder Sekunde des Liedes zu spüren. Voller Emotionen sang er von seinem Wunsch, mit ihnen tanzen zu können. Das ganze Dilemma hatte schlussendlich ein Happy End, denn erst zwei Tage vor dem Konzert war der Künstler aus Israel zurückgekehrt, wo er mit seinen Kindern gemeinsame Zeit verbringen konnte. Das Publikum schien sichtlich gerührt von der Geschichte und auch die ein oder andere Träne war an diesem Abend geflossen.
Ravitz hat sich in die obere Klasse des Jazz gespielt, ist heute einer der gefragtesten Schlagzeuger und hat letztes Jahr mit «No Man Is An Island» ein weiteres Album veröffentlicht. Als Aufwachsender in einer Musikerfamilie war der Künstler schon früh in Kontakt mit Musik gekommen und lernte schnell, wie Gitarre, Klavier und Trommel zu spielen sind. Später konnte der Musiker sich als professioneller Schlagzeugspieler etablieren, obwohl er erst mit 24 Jahren seine erste richtige Schlagzeuglektion hatte.
Im Jahr 2000 zog er wegen der Karriere nach Amerika und schloss 2004 an der «Berklee School of Music» das Jazzkompositionsdiplom ab. Mit seiner Musik im Gepäck reiste Ravitz von Israel nach New York und quer durch Europa. Der Schlagzeuger wurde vom Begleiter zum Leader und arbeitete mit Künstlern wie Hal Crook, Mark Turner und Ben Monder zusammen. Auch war er Mitglied in verschiedenen Ensembles wie beispielsweise das Lee Konitz Quartett, Shai Maestro Trio oder Omer Klein Trio.