Die Klänge des Duos stellten einen grossen Kontrast zu gewohnten Melodien und Sounds dar, mit welchen sich einige Gäste erst einmal anfreunden mussten. Dadurch liess Elchin Shirinov mit seinen auf dem Synthesizer erzeugten Loops einen gewaltigen Bruch zum klassischen Jazz entstehen. Solche künstlich erzeugten Klänge waren Herzschläge, Xylophone oder Paukenschläge mit vielen weiteren Effekten, die polymetrisch übereinandergelegt wurden. Diese flossen nahtlos ineinander oder endeten abrupt. Das Ensemble, bestehend aus Flügel, Schlagzeug und Synthesizer, erzeugte dadurch eine faszinierende Harmonie innerhalb von kurzer Zeit. Diese erweckte beim Publikum diverse Gefühle wie Irritation und Hektik, aber auch Entzücken.
Im Stück «Sari Gelin», welches die persische Bedeutung «Blonde Braut» trägt, vereinte Elchin Shirinov seine aserbaidschanischen Wurzeln mit arabesken Melodien und modernen Jazz-Elementen. So entstand ein szenisches Bild einer Idylle mit einem Gefühl der Verträumtheit und Ruhe, erzeugt durch langsame Tempi. Hinzu gesellten sich Flussgeräusche und wehende Blätter. All dies trug zu einer äusserst angenehmen Stimmung bei.
Nicht zu vergessen der herausragende Schlagzeuger Amir Bresler. Die Leidenschaft des Schlagzeugers für sein Instrument war deutlich zu sehen und zu hören. Sein Können stellte er durch präzises Timing und hochstehende Technik unter Beweis, welches als sehr differenziert wahrgenommen wurde. Dadurch kam ein herausragendes Zusammenspiel mit Elchin Shirinov auf der Bühne zum Vorschein.
Normalerweise treten Elchin Shirinov und Amir Bresler nicht als Duo, sondern als Trio auf, zusammen mit dem Kontrabassisten Avishai Cohen. Sie sind gute Freunde, die bereits gemeinsam auf Tournee waren, wie zuletzt in Japan. Das Zusammenspiel von Flügel und Schlagzeug entdeckten Elchin Shirinov und Amir Bresler in einem Soundcheck auf der Tour.
Als Witz sagten sie, dass sie keinen Bassisten benötigen würden, so auch an diesem Abend in Muri, bei welchem das dritte Mitglied nicht vor Ort sein konnte. Für Elchin Shirinov war das Pflegidach Muri kein unbekannter Name. Grund dafür sind einige Videos dieser Lokalität, die den Wunsch in ihm weckten, dort selber aufzutreten. Um so besonderer war es nun für die beiden, als Duo im Pflegidach Muri zu musizieren.
Folglich gelang es den beiden Künstlern, das Publikum auf eine musikalische Reise zu führen, welche zum Nachdenken anregte. Die Klänge brachen die Regeln [der Norm] des Jazz auf und wurden mit der neuen Kombination von Synthesizer ergänzt. Der Abend war dadurch voller Überraschungen: Funky Beats, Synthesizer-Loops und ausserirdische Klänge. Es bleibt der Eindruck eines Duos, das noch nie gehörte Techniken mit viel Gefühl demonstrierte. Dazu passend ein Zitat von Bill Evans, Jazzpianist, welches den Abend auf den Punkt bringt: «It bugs me when people try to analyze jazz as an intellectual theorem. It’s not. It’s feeling.» Und für all diejenigen, die noch nicht genug vom Schlagzeuger bekommen haben, folgt ein weiteres Konzert im Pflegidach Muri am Sonntag, 25. Mai 2025, mit ihm als Leader.