Erstmals seit Ende des Gaza-Kriegs vor vier Monaten hat Israels Luftwaffe wieder einen Angriff auf den Gazastreifen geflogen. In der Nacht zum Samstag wurde nach palästinensischen Angaben ein Trainingslager der radikal-islamischen Hamas im Süden Gazas mit insgesamt vier Raketen angegriffen.
Niemand wurde verletzt. Israel reagierte damit auf einen Raketenangriff militanter Palästinenser auf sein Grenzgebiet. Israelische Medien berichteten am Sonntag, die Hamas bemühe sich um eine Beruhigung der Lage.
Hamas-Führer Mussa Abu Marsuk teilte am Samstagabend mit, seine Organisation sei einer von Ägypten vermittelten Waffenruhe verpflichtet und nicht an einer Eskalation der Lage interessiert. Er warf Israel aber Verstösse gegen die Waffenruhe vor.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu warnte die Hamas vor neuen Raketenangriffen. «Die Sicherheit Israels geht vor und ich werde auch nach dem Abschuss einer einzelnen Rakete nicht zur Tagesordnung übergehen», sagte er am Samstagabend.
Israel und die Palästinenser hatten nach dem Gaza-Krieg Ende August eine unbefristete Waffenruhe verkündet. Seitdem flog Israel keine Angriffe auf den Küstenstreifen. Auch die Palästinenser hielten die Waffenruhe weitgehend ein.
Am Freitag hatten Militante jedoch eine Rakete auf den Süden Israels abgefeuert – die erste seit Ausrufung der Waffenruhe. Das Geschoss schlug auf freiem Feld ein. Bereits im September und Oktober hatten militante Palästinenser jeweils eine Mörsergranate auf Israel abgefeuert.
Im 50-tägigen Krieg zwischen Israel und den Palästinensern waren rund 2200 Palästinenser und mehr als 70 Israelis getötet worden.
Das Nachbarland Ägypten öffnete am Sonntag seinen Grenzübergang zum Gazastreifen für zwei Tage. Rafah wird als einziger Übergang zum Gazastreifen nicht von Israel kontrolliert.
Ägypten hatte die Grenze Ende Oktober geschlossen, nachdem Extremisten im Nordsinai 30 ägyptische Soldaten bei einem Angriff getötet hatten, und seitdem jeweils nur kurzfristig geöffnet.
Bei Konfrontationen im östlichen Gazastreifen wurden am späten Freitagabend nach palästinensischen Angaben sechs junge Palästinenser verletzt.
Augenzeugen zufolge versammelten sich Dutzende junge Palästinenser am Grenzzaun östlich der Stadt Dschabalia. Sie trugen palästinensische Fahnen bei sich, riefen israelfeindliche Sprüche und bewarfen israelische Soldaten mit Steinen.
Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte, die Palästinenser hätten sich in der Pufferzone an der Grenze aufgehalten, die sie nicht betreten dürften. Die Soldaten hätten zunächst in die Luft gefeuert und dann vor die Beine der Palästinenser gezielt. (sda/dpa)