Lieber Willi
Nach mehr als fünf Grosskampf-Jahren bei watson – mit allen Höhen und Tiefen, die Berufs- und Privatleben in einer solchen Zeitspanne bereithalten können – verabschiedest du dich Ende März 2019 als erster Mitarbeiter in der Geschichte unseres noch jungen Unternehmens in die wohlverdiente Pension.
Wie du es in Zukunft bei dir halten willst, wissen wir nicht, aber auf der watson-Redaktion wird es definitiv ein bisschen ruhiger ohne dich. Wenn es zu den Anfangszeiten watson-Gründer Hansi Voigt in den Redaktionsräumlichkeiten zu still wurde, pflegte er ja jeweils zu rufen: «Wo ist Helfenberger, es herrscht mir ein bisschen zu wenig Aufregung hier! Holt sofort den Helfenberger her!»
Und es hat immer genützt.
In einem nachrichten-journalistisch tätigen Team mit Zeit- und stellenweise tiefem Altersdurchschnitt und entsprechend niedrigerem Erfahrungslevel hast du dank deiner lebenslangen Tätigkeit im Nachrichtengeschäft zuverlässig dafür gesorgt, dass auch diejenigen Geschichten und Ereignisse berücksichtigt worden sind, die auf den ersten Blick nicht als besonders relevant oder publikumswirksam erkennbar waren.
Wenn nötig, hast du das eben auch durch den Einsatz oben beschriebener Verbreitung von «Aufregung» und strenger Ermahnung aller Anwesenden getan. Nicht nur jüngere und unerfahrenere Arbeitskollegen haben sich von deiner Expertise jeweils überzeugen lassen müssen, auch Vorgesetzte und andere Alpha-Tiere beugten sich stets widerspruchslos deinem Story- und Relevanz-Riecher.
Und wenn einer neu und störrisch war und noch nicht so richtig begriffen hatte, mit wem er es zu tun hatte, dann sagten wir: «Willi hat vor dem Bezirksgericht das Bild von Günther Tschanun gemacht, dem Direktor der Zürcher Baupolizei, der vier Mitarbeiter erschossen hatte. Als einziger Fotograf. Tu, was er sagt!»
Das hat auch immer genützt.
Zwar hast du diese Geschichte oft und gerne selbst erzählt, aber auf dein Palmares als Fotograf, Reporter und Nachrichten-Chef hast du dir nie etwas eingebildet, obwohl du das gekonnt hättest. Im Gegenteil: Dein Sport- und Teamgeist waren immer allumfassend, es gab keine Tätigkeit oder Routine, für die du dir je zu schade gewesen wärst.
Noch grösser als deine Bescheidenheit ist nur dein Herz.
Niemand freute sich ehrlicher über Publikums-, Traffic- und Resonanz-Erfolge von watson-Geschichten als du. Niemand war schneller und bereitwilliger zur Stelle, wenn es irgendwo brannte oder Not am Mann war. Und niemand genoss das gesellige Beisammensein an Firmenfesten so strahlend wie du.
Mit dir verlässt uns nicht nur ein sehr verdienter und unschätzbar wertvoller Mitarbeiter, sondern auch ein väterlicher Freund, der nicht nur bei beruflichen Herausforderungen stets ein offenes Ohr hatte, sondern an seinen legendären Grill-Abenden in Zürich-Oerlikon auch manch wertvollen Ratschlag nichtprofessioneller Natur erteilen konnte.
Wir wünschen dir viel Vergnügen beim Auskosten deiner neu gewonnen Freiheit, dazu viel Zufriedenheit im neuen Lebensabschnitt und hoffen, dass du uns beim Apéro auch in Zukunft regelmässig mit deiner von uns allen geschätzten Gesellschaft beehrst und noch einmal die Geschichte vom Tschanun-Foto erzählst. Und in der Zwischenzeit werden wir dich vermissen.
Bis die Tage, du alter Schlangenfänger! Wir sehen uns!
Deine watsons
Sehr schön; ich würde es nur ins Präsens setzen, sonst tönt es wie ein Nachruf...
Alles Gute, Willi! Danke für die gute Arbeit!