Die Weltgesundheitsorganisation WHO soll von Kanada 800 bis 1000 Dosen eines experimentellen Impfstoffs gegen Ebola erhalten, um es zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie in Westafrika einsetzen zu können. Das Arzneimittel wurde in staatlichen Labors entwickelt und steckt noch in der Erprobungsphase.
Es sei bereits erfolgreich an Affen getestet worden, aber noch nie an Menschen, sagte ein Sprecher der kanadischen Gesundheitsbehörde. Die ersten Dosen würden wahrscheinlich Ärzten und Pflegepersonal verabreicht werden. In vier bis sechs Monaten könne eine grössere Menge des Mittels hergestellt werden.
Die WHO hatte sich zuvor für den Einsatz kaum erprobter Wirkstoffe zur Bekämpfung der Ebola-Epidemie ausgesprochen. Es sei unter bestimmten Voraussetzungen ethisch vertretbar, auf solche Medikamente oder Impfstoffe im Kampf gegen die tödliche Seuche zurückzugreifen, erklärte die WHO am Dienstag in Genf.
Sie hatte Beratungen zu dieser Frage angesetzt, nachdem zwei amerikanische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen mit einem experimentellen Test-Serum der kleinen kalifornischen Biotech-Firma Mapp Biopharmaceutical behandelt wurden. Sie hatten sich in Liberia angesteckt.
Der aktuelle Ebola-Ausbruch ist der bislang schwerste der Geschichte. Die WHO hat bereits den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Inzwischen stieg die Zahl der Todesopfer in Westafrika auf mindestens 1013.
Das Virus führt in 60 bis 90 Prozent der Fälle zum Tod. Ein zugelassenes Heilmittel gibt es bislang noch nicht. Und bis heute gibt es nur nicht erprobte Ebola-Medikamente oder -Impfstoffe. Sie gelten jedoch als vielversprechend.
Auch Sierra Leone will eine Lieferung mit experimentellen Wirkstoffen anfordern. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte am Dienstag, es sei ein Schreiben an Mapp Biopharmaceutical mit der Bitte um das Mittel ZMapp verfasst worden.
Die WHO unterstütze die Forderung der Regierung, die Arznei neben Liberia auch Sierra Leone zur Verfügung zu stellen, sagte der Sprecher Sidi Yahya Tunis. «Wir hoffen, dass wir in den kommenden Tagen von dem Hersteller hören.»
Es ist aber unklar, ob Sierra Leone so bald das Serum bekommen kann. Noch vor der Erklärung der WHO hatte der Hersteller erklärt, sämtliche Vorräte bereits nach Westafrika geschickt zu haben. In Folge der Anfrage «eines westafrikanischen Staates» seien die Vorräte erschöpft. Der WHO zufolge wurden drei Dosen an Liberia geschickt.
Sierra Leone ist der derzeit der am stärksten von der Epidemie betroffene Staat. Bislang starben dort 315 Menschen an dem Virus. (trs/sda/reu/afp)