Der US-amerikanische Star-Architekt Daniel Libeskind hat für die moderne Architektur Berlins wenig übrig. «Ich würde sie nicht mal als moderne Architektur bezeichnen», sagte der 69-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in New York. Die strengen Baubestimmungen führten dazu, dass vieles «einfach aus Gewohnheit» gemacht werde.
Als Beispiel nannte Libeskind den Potsdamer Platz: «Er ist eine Simulation, als ginge man durch eine Virtual Reality in 3D. Er wurde mit einem Computer entwickelt und aus einem Computer gebaut. Er hat nicht die Temperatur, das Adrenalin und die Lebenskraft Berlins.» Berlin müsse mehr Mut und Risiko wagen, damit sich die Stadt nicht mehr anfühle wie «irgendein Vorort von Texas».
Wenn der Sohn eines Malers und Druckers und einer Fabrikarbeiterin am 12. Mai seinen 70. Geburtstag feiert, blickt er zurück auf eine beeindruckende, späte Karriere. Mit derzeit rund 50 gleichzeitig laufenden Projekten, mit Studios in New York, Mailand und Zürich, scheint die Kreativität aus dem lebensfroh wirkenden Libeskind nur so herauszusprudeln.
Und als sei der Bau des Kriegsmuseums in Manchester, des Messegeländes in Mailand und eines Stadtviertels in Seoul nicht genug, versuchte er sich auch an Möbeln, Leuchten und entwarf sogar ein futuristisches Klavier. Zu Hause sieht sich Libeskind in New York, aber: «Die Idee eines Zuhauses ist nicht nur ein physisches Stück Geografie oder ein farbiger Punkt auf einer Landkarte.» Es gehe um die Beziehungen zu Menschen und zur Familie. «Als Architekt ist man niemals Tourist.»
Familie und Freunde sind es auch, die Libeskind am 12. Mai beglückwünschen werden, seine Frau hat eine Feier geplant. «Aber bitte keine Überraschungen», habe er sie angebettelt. Zu seinem 60. Geburtstag habe sie ihn zu einem vermeintlichen Interview auf das Dach des Rockefeller Center gelockt. «Ich kam rein und da standen Hunderte Leute und ich hatte fast einen Herzinfarkt.»
(sda/phi/aargauerzeitung.ch)