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Essena O'Neill hatte die Nase gestrichen voll: Genug vom immerwährenden Kampf um die Aufmerksamkeit im Netz, genug vom ewigen Schein, genug von der Sehnsucht nach Anerkennung und Akzeptanz – und wählte den Weg an die Öffentlichkeit. Ihren Instagram-Account mit 600'000 Follower löschte sie, dasselbe Schicksal ereilte ihr YouTube-Account und ihr Snapchat-Konto. Die eigentlich lobenswerte Kritik an der oberflächlichen Social-Media-Welt verbreitete sich in Windeseile im Netz – ehemaligen Weggefährten, die dahinter einen Werbegag vermuten, zum Trotz.
«Social Media ist nicht die Realität», schreibt sie in ihrem als Manifest betitelten Erklärungsstück. O'Neill will jetzt den Schritt in die andere, die richtige Welt wagen. Eine Welt, in der sich die Probleme der Menschen nicht um den perfekten Bauch, die optimale Körbchengrösse und den malerischsten Sonnenuntergang drehen, sondern um die Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Umwelt.
Wenn sie allerdings in einem rührseligen Video auf ihrer neuen Website beteuert, kein «attention-seeker» zu sein, dann ist sie nicht nur sich selber gegenüber unehrlich, sie enthüllt auch den Mechanismus hinter ihrem vermeintlichen Neuanfang. Natürlich will sie Aufmerksamkeit generieren. Wer auf die unzähligen Probleme unseres Planeten hinweisen will, der ist darauf angewiesen, gehört zu werden. Sonst bleibt ihm die Rolle des einsamen Mahners in der Wüste.
Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich O'Neill nicht beklagen. Wirklich zufrieden ist sie trotzdem nicht: «Wieso sprechen wir nicht über die wirklichen wichtigen Dinge», enerviert sie sich in einem Beitrag auf ihrer über die Nacht aus dem Boden gestampften Website. Veganismus, Geschlechtergleichheit und nachhaltige Lebensmittelproduktion und solche Dinge. Stattdessen sei immer noch ihre Person im Mittelpunkt. Nicht mehr als makelloser Kleiderständer für Bikinis und Abendroben zwar, sondern als hübsche Kämpferin für eine bessere Welt. Das ist – mit Verlaub – entweder naiv oder bigott. Die 19-Jährige ist mit bauchfreien T-Shirts berühmt geworden – und will jetzt Vorreiterin einer sozialkritischen Bewegung sein.
Wenn sie die dadurch gewonnene Berühmtheit ausnutzt, dann verstehe ich eure Kritik. Solange sie das aber noch nicht macht: seit froh sagt es endlich einmal jemand der selber in der Branche steckte!