Schon seit Wochen registriert die Nato zahlreiche russische Langstreckenbomber und Kampfjets über der Nord- und Ostsee, doch dieses Manöver dürfte einen neuen Rekord aufstellen: Zwei Dutzend russische Bomber und Transportmaschinen sind am Wochenende über der Ostsee gesichtet worden. Das meldet der US-Fernsehsender CNN unter Berufung auf das US-Militär.
«Es war ein grosses Aufgebot», sagte Pentagonsprecher Steven Warren dem Fernsehsender. Flugzeuge der Nato und der schwedischen und finnischen Luftwaffe hätten die russischen Kampfverbände überwacht. Ein Dutzend russische Maschinen seien am Samstag und ein weiteres Dutzend am Sonntag gezählt worden.
Das Magazin «Bloomberg Businessweek» berichtet von 28 russischen Flugzeugen, darunter vom Typ Tupolew Tu-95 und Tu-22, die sich am Wochenende dem Luftraum Litauens genähert hätten. Die Armee des Landes sei in Alarmbereitschaft versetzt worden.
«Die Flüge tragen nicht dazu bei, Spannungen abzubauen, aber sie lösen bei der Nato auch keinen Alarm aus», sagte Pentagonsprecher John Kirby. Der Nato-Luftraum sei bei den russischen Aktionen nicht verletzt worden.
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (Easa) kündigte unterdessen an, mehrere Beinahe-Zusammenstösse zwischen Kampfjets und Passagiermaschinen zu untersuchen. Die Europäische Kommission habe die Behörde eingeschaltet, nachdem mehrere EU-Mitgliedsländer Vorfälle gemeldet hatten, bei denen Militärmaschinen zivilen Flugzeugen nahe kamen und es nicht möglich war, zu ihnen Funkkontakt herzustellen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Die Nato hatte erst vor kurzem kritisiert, die russischen Streitkräfte hätten bei ihren Manövern teilweise ihre Transponder abgeschaltet. Diese übermitteln als automatischer Signalgeber den Fluglotsen wichtige Angaben zu einem Flugzeug, wie etwa die Kennung oder den Typ. Die russischen Piloten hätten zudem weder Flugpläne übermittelt noch Funkkontakt mit der zivilen Flugsicherung gehalten. Dieses Verhalten stelle ein potenzielles Risiko für die zivile Luftfahrt dar.
«Das ist eine ernste Angelegenheit», sagte Easa-Chef Patrick Ky. Man werde alles tun, um die Vorfälle aufzuklären. Details zu den betroffenen Flügen nannte er nicht. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen der EU-Kommission im März übergeben werden.
Nach Nato-Angaben hat das westliche Bündnis in diesem Jahr mehr als 100 Mal russische Flugzeuge im europäischen Luftraum entdeckt, dreimal so viel wie im vergangenen Jahr.
vet/Reuters