Schweiz

Implenia-Chef: Wohnungsnot hausgemacht

Jens Vollmar, Head Division Buildings, ab dem 1. April 2025 CEO von Implenia, posiert nach der Bilanzmedienkonferenz des Bau- und Immobiliendienstleistungsunternehmen Implenia, aufgenommen am Mittwoch ...
Implenia-CEO Jens Vollmar.Bild: keystone

Implenia-Chef: Wohnungsnot hausgemacht

16.06.2025, 08:0716.06.2025, 08:07

Implenia-CEO Jens Vollmar sieht die Verantwortung für den stockenden Wohnungsbau in der Schweiz nicht bei der Bauwirtschaft, sondern in politischen und regulatorischen Hürden.

«An den Baufirmen liegt es sicher nicht. Die Kapazitäten in der Bauindustrie sind gross genug», sagte der Chef des grössten Schweizer Baukonzerns in einem Interview mit dem «Blick» vom Montag.

Vielmehr verhinderten komplizierte Regulierungen, häufige Einsprachen und mangelnde Planbarkeit Investitionen, sagte der seit April amtierende Firmenchef. Obwohl sich die Baukonjunktur insgesamt erhole, bleibe der Wohnungsbau zurück. «Tiefe Zinsen allein lösen keinen Bauboom aus», betonte Vollmar.

Besonders problematisch seien zunehmende Einsprachen: «Unter dem Strich haben wir in der Schweiz zu viele fragwürdige Einsprachen.» Kritisch sei auch, dass teilweise während eines laufenden Projekts die Rahmenbedingungen geändert würden, etwa durch neue Anforderungen an den Anteil günstiger Wohnungen. Das schrecke laut Vollmar Investoren ab.

Um die Wohnkosten zu senken, brauche es eine Lockerung der Regulierungen und mehr Verdichtung: «Wir haben in der Schweiz noch sehr viel Potenzial in den Städten und in der Peripherie.» Eine generelle Aufstockung um eine Etage in Zürich etwa würde gemäss Vollmar enormen zusätzlichen Wohnraum schaffen – ohne Dichtestress.

Gleichzeitig warb Vollmar für pragmatische Lösungen, etwa bei Ersatzneubauten. Viele Investoren seien bereit, mehr günstige Wohnungen zu bauen, «wenn sie im Gegenzug eine bessere Planbarkeit und kürzere Prozesse erhalten.» Ein Vorkaufsrecht für Gemeinden könne helfen – solange der Marktpreis gezahlt werde. «Was aus meiner Sicht nicht ginge, wäre, dass die Behörden bei solchen Käufen selbst einen Preis festlegen und so den Markt ausschalten.» (nib/sda/awp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Themen
Bau von Richtstrahlantennen auf dem Jungfraujoch
1 / 9
Bau von Richtstrahlantennen auf dem Jungfraujoch
Zwei Mitarbeiter des PTT-Teams schleppen im Sommer 1948 Richtstrahlmaterial auf den Ostgrat der Jungfrau.
quelle: museum für kommunikation bern, fff_73025 / unbekannt
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Wir sind orientierungslos und planlos» – Bauer aus Blatten erzählt von der Katastrophe
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Unsinkbar 2
16.06.2025 08:16registriert August 2019
In der Sendung "Temps present" im westschweizer Fernsehen war ein Bericht letzte Woche über Implenia, wie Handwerker um die Rechnungen geprellt werden. Empfehle die Reportage.
531
Melden
Zum Kommentar
avatar
Siddharta
16.06.2025 08:31registriert Februar 2021
In Winterthur plant Implenia seit Jahren einen grossen Holz-Turm. Seit Anfang waren die Baubedingungen klar. Im Baugesucht hat Implenia zur Gewinnsteigerung trotzdem getrickst und das Baugesuch musste abgelehnt werden, bzw. Implenia muss die bekannten Bedingungen erfüllen. Wenn der CEO nun mit Überregulierung versteht, dass die Behörden seine Tricksereien durchwinken....
421
Melden
Zum Kommentar
58
Viele Schweizer haben Angst vor der Börse
Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer legt ihr Geld an. Trotzdem hält fast jeder Zweite die Börse für unsicher.
Rund zwei Drittel legen ihr Geld an, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage von Raiffeisen Schweiz hervorgeht. Dafür wurden 1506 Personen zu ihrem Anlageverhalten befragt.
Zur Story