Zum zwölften Mal nacheinander darf die Stadt Winterthur sich 'sicherste Grossstadt der Schweiz' nennen. Der Sicherheitsbericht 2020 fällt grundsätzlich positiv auf. Trotzdem sieht sich die Stadt vor einigen Herausforderungen, wie etwa Jugendkriminalität, häusliche Gewalt, verschiedene Aspekte des Extremismus, Ruhestörung oder Littering.
In dem am Montag veröffentlichten Sicherheitsbericht heisst es, dass die messbare Kriminalitätsrate vergleichsweise tief liege – was erfreulich sei. Doch im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Kriminalitätsrate differenziert entwickelt.
Sorgen bereiten vor allem die häusliche Gewalt. Weil im Pandemiejahr viele Menschen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbrachten, stieg das Potenzial für Familienstreitigkeiten und häusliche Gewalt. So verzeichnet die Stadt Winterthur bei häuslicher Gewalt einen Anstieg von 6 Prozent und bei Familienstreitigkeiten einen Anstieg von 15.6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Winterthurer Polizistinnen und Polizisten mussten 2020 im Durchschnitt zweimal am Tag wegen häuslicher Gewalt ausrücken, wie es im Sicherheitsbericht heisst. Diese Zahlen seien beunruhigend. Opfer seien fast ausschliesslich Frauen und Kinder. Die Fachstelle häusliche Gewalt sei durch die überdurchschnittlich vielen Fälle stark gefordert und an der Ressourcengrenze.
Die Jugendkriminalität steigt seit 2015 kantons- und schweizweit an. Winterthur bildet hier keine Ausnahme. Zwar konnte für das Jahr 2020 ein Rückgang bei verschiedenen Delikten erzielt und der Aufwärtstrend gebrochen werden, doch dies sollte eher als «Ausreisser» betrachtet werden, heisst es im Sicherheitsbericht.
Die Entwicklungen bei der Deliktsausübung bereiten grosse Sorgen und die Jugendpolizei erwartet in den kommenden Jahren noch zusätzliche Herausforderungen – auch weil die Pandemie direkte und indirekte Auswirkungen auf die Jugendlichen haben werde, etwa durch soziale Isolation oder belastete Familien.
Weshalb Winterthur im Zusammenhang mit Extremismus häufig in die Schlagzeilen gerate, sei nicht abschliessend zu begründen, heisst es im Bericht. Die Einrichtung der städtischen Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention habe sich als Antwort auf diese Entwicklung jedoch bewährt. (yam/sda)