«Ich habe mir nie vorstellen können, in der Schweiz am helllichten Tag jemals in solch eine Situation zu geraten.» Diese Worte spricht Fritz Scheidegger, Bildhauer aus Rothrist, in einem Live-Video auf Facebook vom Samstag, das bis Montagmittag bereits 14'000 Mal angeschaut worden ist. Am Freitag kam er mit dem Schrecken davon, als ihn ein Anhalter, den er mitnahm, plötzlich mit einem Messer bedrohte.
Der Vorfall ereignete sich nachmittags um 14.15 Uhr zwischen Schinznach-Dorf und Brugg: Steinkünstler Scheidegger fährt der Aare entlang, um eine geeignete Badestelle für sich und seinen Hund zu finden, als ihm am Strassenrand ein Anhalter auffällt. Scheidegger lässt den Mann in sein Auto steigen. Da fällt ihm auf, dass der andere «nicht ganz in Ordnung» aussieht. Ob er Drogen konsumiert habe? Der Anhalter will nicht so recht Antwort geben. Auch als Scheidegger fragt, wo er ihn denn absetzen kann, gibt der Mann keine klare Antwort.
Scheidegger fragt mehrmals nach – da meint der Fahrgast, er möchte eigentlich nirgendwohin und beginnt in seiner Tasche zu kramen. «In dem Moment habe ich mir nichts gedacht.» Da zieht der junge Mann plötzlich ein Messer aus der Tasche, hält es Scheidegger an die Kehle und fordert das Auto. Doch der packt den jungen Mann am Handgelenk und drückt zu. «Ich hab ihm ganz deutlich gesagt, er solle das Messer sofort fallen zu lassen, sonst würde ich ihn zu Tode schlagen.» Der junge Mann lässt das Messer tatsächlich fallen, packt es weg. Am Bahnhof Brugg angekommen, lässt Scheidegger ihn aussteigen.
Erst als der Mann ausgestiegen ist, wird Scheidegger das Ausmass der Gefahr bewusst, in die er sich begeben hat. Nun schlägt er bei der Polizei Alarm. Diese rückte mit fünf Patrouillen aus und kann den Mann, dank Scheideggers Beschreibung, am Bahnhof Brugg fassen. Die Kantonspolizei Aargau bestätigt dies der AZ.
Beim Festgenommenen handelt es sich um einen 25-jährigen Schweizer aus einem Nachbardorf, der schon grosse Probleme hatte, so Scheidegger. Er habe sich angehört, welche Sorgen der Mann habe und auf eine Anzeige verzichtet. Laut Roland Pfister, Medienchef der Kantonspolizei, hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren eröffnet.
Wieso hat Scheidegger das Geschehene auf Facebook erzählt? Er habe darauf aufmerksam machen wollen, dass «Gutmütigkeit und Dummheit sehr nah beieinander liegen können». Er warnt junge Leute, nicht per Anhalter bei Unbekannten ins Auto zu steigen. Aber auch Erwachsene sollten aufpassen und keine Anhalter mitnehmen. Er findet es zwar schade und es wäre die falsche Tendenz, weniger Hilfsbereitschaft zu zeigen, aber das Risiko sei einfach zu gross: «Selbst an einem hundsgewöhnlichen Nachmittag um Viertel nach Zwei, kann man nicht einfach einen Autostöppler mitnehmen.»
Wie gefährlich ist das Autostoppen? Vorfälle wie dieser seien «äusserst selten», antwortet Roland Pfister. Dies liege wohl aber vor allem daran, «dass das ‹Autostoppen› heute nicht mehr sehr verbreitet ist. Viele Menschen nutzen heute andere Transportmittel, um an den gewünschten Ort zu kommen.» (aargauerzeitung.ch)
"Chapeau!" für so viel Stärke und Menschlichkeit.
Es tut mir sehr leid, dass Steinkünstler Fritz diese Erfahrung machen musste und toll, dass er so souverän reagiert hat, aber wir sollten uns von dummen Drögelern nicht unseren Lebensstil kaputt machen lassen.
Ich denke das schlimmste was einem passieren kann ist, das man ausgeraubt wird. Und da ich nie hohe Geldbeträge dabei habe ist das Risiko tragbar.
Wenn einer mein Auto will, soll er es nehmen, es kostet nicht alle Welt und es hat ein GPS Tracker (Sharoo) drinnen ;)