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Zu viele Tiere auf zu engem Raum? Anzeige gegen Gnadenhof in Kaisten AG

Zu viele Tiere auf zu engem Raum? Anzeige gegen Gnadenhof in Kaisten AG

Ein anonymer Anzeiger hat in einem Schreiben an das kantonale Veterinäramt unter anderem beanstandet, dass auf dem Tierlignadenhof in Kaisten zu viele Tiere auf zu engem Raum leben würden. Das Gnadenhof-Team weist die Vorwürfe zurück.
04.08.2015, 07:1304.08.2015, 09:28
Susanne Hörth / Aargauer Zeitung
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Der anonyme Anzeiger bemängelt weiter, dass das Reh Sara – es lebt seit über zehn Jahren auf dem Kaister Hof – verhaltensgestört und sehr nervös sei. «Zudem wird uns vorgeworfen, dass wir die Besucher ohne entsprechende Sicherheitsmassnahmen zu einem Fuchs wie auch zum Stier gehen lassen würden», sagt Stefanie Sutter, Präsidentin des Stiftungsrates Tierlignadenhof Kaisten. Das Veterinäramt habe sie schriftlich über die Anzeige in Kenntnis gesetzt. Das bestätigt auch Kantonstierärztin Erika Wunderlin.

Dem Tierlignadenhof-Team ist es sehr wichtig, auf die gemachten Vorwürfe Stellung nehmen zu können. «Wir versuchen, es uns nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Da wir in der Öffentlichkeit stehen, sind wir uns bewusst, dass es immer Befürworter und Gegner gibt. Das Einzige, was uns etwas stört, ist, dass diese Person als Besucher auf unserem Hof gewesen sein muss und nicht den Mumm hatte, es uns persönlich zu sagen», erklärt die Stiftungsratspräsidentin gegenüber der AZ. «Wir können mit Kritik umgehen und hätten so etwas Wind aus den Segeln nehmen können.»

Auf dem Tierlignadenhof können sich die Tiere im Hof, auf den Weiden und in den Ställen aufhalten.
Auf dem Tierlignadenhof können sich die Tiere im Hof, auf den Weiden und in den Ställen aufhalten.bild: susanne hörth

Kein Stier, sondern ein Ochse

Reh Sara sei weder verhaltensgestört noch nervös. Sie könne sich im Haus wie auch in ihrem Aussengehege aufhalten. Weil Rehe aber generell sehr sensibel seien, würden sie entsprechend reagieren, so auch Sara. Tierlignadenhof-Betreiberin Monika Spoerlé erklärt dazu auch, dass das Reh auf Besucher unruhig reagiere, wenn diese die gemachten Anweisungen ignorieren.

Was den Stier betrifft, so wird richtiggestellt, dass es sich bei Cäsar, so sein Name, nicht um einen Stier, sondern um einen Ochsen handle. «Ein wichtiger Unterschied in Bezug auf das Verhalten des Tieres», heisst es vonseiten Tierlignadenhof. «Wir halten es jeweils so, dass die vertrauten Helfer Cäsar zuerst streicheln. Wenn die Besucher wollen, dürfen sie das ebenfalls tun. Unter Aufsicht und mit dem nötigen Respekt. Cäsar geniesst die Streicheleinheiten.»

Weide, Ställe und Aussengehege

Was die Beanstandung zu vieler Tiere auf zu engem Raum anbelangt, verweist das Team auf die zwei Hektaren Land, die den grossen Tieren rund um den Hof als Auslauf zur Verfügung stehen. Daneben gibt es mehrere Ställe. Und für die gefiederten Bewohner gibt es grosse Gehege mit vielen Unterschlüpfen.

Der Tierlignadenhof wird viel besucht. So kam im April 2014 auch Lys Assia zu Monika Spoerlé auf den Kaister Hof.
Der Tierlignadenhof wird viel besucht. So kam im April 2014 auch Lys Assia zu Monika Spoerlé auf den Kaister Hof.bild: susanne hörth

Wie reagiert das Veterinäramt? Kantonstierärztin Erika Wunderlin erklärt, dass sie den Verantwortlichen des Tierlignadenhofs mitgeteilt hat, dass diese sicherstellen müssen, dass die gehaltenen Tiere gemäss den Vorgaben der Tierschutzgesetzgebung untergebracht sind. «Es wurden von unserer Seite darüber hinaus keine weiteren Schritte unternommen», so die Kantonstierärztin.

Jetzt auf

Die Meldung werde zu den Akten gelegt. Die Frage, ob es eine Rolle spiele, ob eine Anzeige anonym oder namentlich erfolgt, verneint Erika Wunderlin. «Wir sichern meldenden Personen Diskretion zu. Dies ist für einen effizienten Vollzug unabdingbar, da viele Leute gar keine Meldung machen würden, wenn ihr Name genannt würde.»

Dass sie mit ihrer grossen Tiergemeinschaft nicht überall auf Zustimmung stossen, dessen ist man sich auf dem Kaister Gnadenhof bewusst. Sie freuen sich deshalb umso mehr über die schönen Momente, die jeder Tag mit sich bringt. So geht es beispielsweise den kleinen Katzenbabys, die vor einigen Tagen mutterlos und bereits von Maden befallen am Waldrand aufgefunden worden waren, inzwischen gut. Auch das grosse, positive Echo nach dem Besuch von Moderator Nik Hartmann mit seiner Sendung «SRF bi de Lüt – Wunderland» erfüllt das Team mit grosser Freude. (aargauerzeitung.ch)

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