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Analyse

Die Autobahn-Saison für Kampfjets hat gerade erst begonnen

Autobahn Kampfjet Landung A1 Payerne
Auftakt geglückt: die erste Kampfjet-Landung auf einer Autobahn seit 33 Jahren. Bild: watson
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Die Autobahn-Saison für Kampfjets hat gerade erst begonnen

Nach 33 Jahren fand am Mittwoch zum ersten Mal wieder ein Armeemanöver mit Kampfjets auf einer Autobahn statt. Das ist erst der Anfang.
05.06.2024, 15:0105.06.2024, 15:39
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Die beste Sicht auf die Landung der Kampfflugzeuge auf der A1 war den Zuckerrüben vorbehalten – und dem SRF.

Zuckerrüben nähe A1
Die Zuckerrüben auf der Pole-Position bei der Kampfjet-Übung.Bild: watson

Zwischen der Autobahn und der Zuschauertribüne für Medienschaffende und geladene Gäste wie Militärattachés aus Deutschland, Frankreich, Kosovo und vielen weiteren Ländern erstreckte sich ein 300 Meter breites Feld mit Zuckerrüben.

Zuschauer-Trbüne Militärübung mit F/A-18
Aussicht der Medienschaffenden auf der Zuschauertribüne.Bild: watson

So kam es, dass man nicht wenige Zuschauende sah, die lieber den Livestream vom Schweizer Fernsehen verfolgten, anstatt live die Augen zu öffnen, um das Spektakel vor Ort zu geniessen. Sogar Armeechef Thomas Süssli konnte man dabei beobachten, wie er während eines Manövers auf ein Handy schaute. Zufrieden war er aber trotzdem. Zu watson sagte er: «Es war spektakulär.»

Mehr Spektakel als Notwendigkeit

Für den Armeechef hat die erste Kampfjet-Landung auf einer Autobahn seit 33 Jahren den Auftakt eingeläutet für eine neue Ära, in der grosse Armee-Manöver wieder vermehrt vorkommen dürfen – ja sogar von der Bevölkerung gewünscht sind. «Es wird mehr Übungen geben und auch Landungen auf der Autobahn. Beim nächsten Mal vielleicht mit dem neuen Kampfjet F-35», sagte Süssli.

Armeechef Thomas Süssli auf der Autobahn A1 in Payerne bei der Kampfjet-Landung
Freut sich auf weitere Übungen: Armeechef Thomas Süssli. Bild: watson

Geübt wird das Ganze übrigens, falls im Ernstfall Schweizer Luftwaffenstützpunkte angegriffen werden würden und man Ausweich-Landeplätze bräuchte. Dann würde die Armee auf die Autobahnen zurückgreifen. Ein paar dafür vorgesehene Autobahnabschnitte gibt es in der Schweiz noch, die für diese Übung infrage kommen. Wie etwa in Münsingen BE, Oensingen SO, Alpnach OW, Lodrino TI, Sitten VS und Flums SG. Die Gefahr, dass ein potenzieller Feind diese Ziele ins Visier nehme, sieht Süssli indes nicht gegeben. Er setzt auf Diversifizierung. Und: «Es gibt auch versteckte, geheime Plätze», sagt er.

Grüne-Nationalrätin übt Kritik
Keine Freude am Spektakel hatte Marionna Schlatter. Die Zürcher Sicherheitspolitikerin bezeichnete auf X (ehemals Twitter) die Übertragung der Kampfjet-Landung auf SRF als Armeepropaganda und sah darin kein Auftrag für den Service Public.

Grundsätzlich kommt jeder Autobahnabschnitt infrage, der eine zwei Kilometer gerade Strecke hat und bei dem man die Mittelleitplanke entfernen kann. Wie einer der Kampfjet-Piloten mit dem Nicknamen «Frodo» zu watson sagte, sei es eine eindrückliche Erfahrung gewesen, auf einer «so schmalen Piste zu landen». Vor allem den «visuellen Eindruck» hob er hervor. Denn wie die Landung technisch funktioniere, das habe man auf dem Simulator oft trainiert.

Kampfjet-Pilot «Frodo»

Video: watson

Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass die Kampfjet-Landung auf der Autobahn mehr ein Spektakel war als eine notwendige Militärübung, um die Sicherheit der Schweiz zu gewährleisten. Doch das spielt keine Rolle: Für die Armee steht fest, dass es mehr solche Übungen geben wird.

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Interview Thomas Süssli Kampfjet
Video: watson
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101 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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7immi
05.06.2024 15:19registriert April 2014
Analyse?! Nein, das ist eine sehr einseitige Zusammenfassung der Geschehnisse, die eine wichtige und komplexe Übung ins Lächerliche zieht. Kein Wort zu geübten Zwischenfällen (Reifenplatzer z.B.), der ganzen Abläufe (Inspektion der Flugzeuge, Betankung, Wartung), des Tetrisspiels, der Sicherheitskonzepte, uvm. Im SRF-Beitrag sieht man all das. Hätte einen schönen und interessanten Artikel gegeben!
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Argus Lector
05.06.2024 15:18registriert September 2020
Im Simulator kann man vieles üben, aber erst in der realen Übung selbst zeigt sich ob das Zusammenspiel der vielen Akteure wirklich funktioniert (hier z.B. Vorbereitung der Autobahn, Bodenpersonal, Flugsicherung usw.) und es treten unvorhergesehene Probleme auf. Daher können Simulatoren reale Übungen niemals ganz ersetzen.
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Butschina
05.06.2024 17:29registriert August 2015
Ich verstehe die Kritik der Grünennationalrätin nicht ganz. Für mich gehört es schon zum Service public, dass über solches berichtet wird. Während der Liveübertragung macht es mMn Sinn hauptsächlich über das Geschehen zu berichten. Es ist wichtig, dass man auch mal sieht was alles daran hängt.
Natürlich dürfen krizische Stimmen dann auch ihren Platz haben, mMn macht es aber mehr Sinn dies entweder davor oder danach zu platzieren.
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