Heute zieht es Journalisten und Aviatik-Begeisterte auf den Militärflugplatz Payerne FR: Die Schweizer Luftwaffe prüft die F-35A des US-Herstellers Lockheed Martin auf Herz und Nieren. Getestet werden die Fähigkeiten der Flugzeuge und geprüft, ob die Angaben aus den eingereichten Offerten stimmen. Beim Eurofighter von Airbus, der F/A-18 Super Hornet von Boeing und dem Rafale von Dassault haben diese Tests stattgefunden, beim Gripen E von Saab stehen sie noch bevor.
Der Bundesrat will erst den Planungsbeschluss zur Beschaffung von bis zu 40 Kampfjets im Wert von sechs Milliarden dem Parlament und dem Volk vorlegen, bevor er sich mit der Entscheidung über den Flugzeugtyp beschäftigt.
Bei dieser Frage will der Bundesrat gestützt auf die Expertise aus der Bundesverwaltung und der Armee entscheiden. Das Volk hingegen soll beim Typenentscheid nicht mitreden. Dennoch bringen sich die Anbieter bereits jetzt in Stellung, um in der Öffentlichkeit für die Vorzüge ihres Kampfjets zu werben.
Parallel zu den Tests in Payerne hat Lockheed Martin deshalb auf Twitter damit begonnen, bei Schweizer Usern für seinen Kampfjet zu werben. In einem gesponserten Tweet heisst es, die F-35 erfülle die Anforderungen der Luftwaffe.
Die F-35 erfüllt die Anforderungen der Schweizer Luftwaffe an ein Kampfflugzeug zum Schutz des Schweizer Luftraums für die nächsten 50+ Jahre. #Air2030 #SchweizerArmee
— F-35 Lightning II (@thef35) 6. Juni 2019
Ein Klick auf die Informationen zum gesponserten Tweet zeigt, dass dieser Twitter-Usern angezeigt wird, die über 18 Jahre alt sind und in der Schweiz befinden.
Ob eine dermassen breit gestreute Werbekampagne die richtigen Leute erreicht, darf bezweifelt werden. Auf Twitter meldete unter anderem GsoA-Mitglied Christian Althaus, er habe den gesponserten Tweet in seinem Feed angetroffen.
Wenn Targeted Advertising eines Rüstungskonzerns bei einem Mitglied der @GSoASchweiz landet. pic.twitter.com/4S58NM4GiI
— Christian Althaus (@c_althaus) 6. Juni 2019
Auch Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli, dessen Partei den Kauf neuer Kampfjets ablehnt, ist Ziel der Werbekampagne geworden.
Wer hatte auch schon eine solche #Kampfjet Werbung (allenfalls auch anderer Hersteller) auf Twitter oder ggf auf Facebook / Insta gesehen?
— Balthasar Glättli (@bglaettli) 7. Juni 2019
Bitte im Kommentar erwähnen.
Idealerweise mit Screenshot. #followerpower #Air2030 pic.twitter.com/CiqQUOyGUa
«Wir stellen fest, dass in der Schweiz ein grosses öffentliches Interesse an der F-35 herrscht» sagt ein Sprecher des US-Flugzeugherstellers auf Anfrage von watson. Das sehe man am grossen Besucheraufmarsch bei den Presse- und Publikumsterminen anlässlich der Testflüge in Payerne.
«Die Nutzung von Twitter in diesem Zusammenhang ist nicht unüblich», heisst es weiter. Sie sei Teil der Aktivitäten von Lockheed Martin, um in der Schweiz eine breitere Öffentlichkeit auf «die Fähigkeiten unserer Firma als Technologeführer» hinzuweisen. Lockheed Martin sei bewusst, dass derzeit keine Volksabstimmung über den Typenentscheid geplant ist, schreibt ein Sprecher des Unternehmens, nachdem er in einem ersten Statement keinen Kommentar zu diesem Aspekt abgeben wollte.
Ich stehe übrigens gerne für einen Folgeartikel zur Verfügung, denn im TV wird mir (Männlein) tatsächlich regelmässig Werbung für Tampons und Slipeinlagen gezeigt (sic!) und bin davon unglaublich traumatisiert...