Schweiz
Armee

Letzte Sprengkammern geräumt: Jetzt sind alle Brücken zwischen der Schweiz und Deutschland frei von TNT

Die historische Brücke zwischen Bad Säckingen, Deutschland und Stein AG
Die historische Brücke zwischen Bad Säckingen, Deutschland und Stein AGbild: wikipediacommons
Desarmierungsarbeiten abgeschlossen

Letzte Sprengkammern geräumt: Jetzt sind alle Brücken zwischen der Schweiz und Deutschland frei von TNT

16.11.2014, 22:3417.11.2014, 11:03
Mehr «Schweiz»
Ein Artikel von
Spiegel Online

Jahrzehntelang hat die Schweizer Armee tonnenweise Sprengstoff in die Grenzbrücken nach Deutschland eingebaut – unter höchster Geheimhaltung. Erst Mitte Oktober wurden die letzten Sprengkammern geräumt. Das melden die Freiburger Wochenzeitung Der Sonntag und der SWR am Wochenende.

An der historischen Holzbrücke zwischen Stein AG und dem benachbarten Bad Säckingen seien «die Desarmierungsarbeiten» am 16. Oktober 2014 abgeschlossen worden, sagte ein Armeesprecher der Zeitung. Die längste gedeckte Holzbrücke Europas steht unter Denkmalschutz und gehört der deutschen Gemeinde. 

Der Rhein trennt das Deutsche Bad Säckingen von der Aargauer Gemeinde Stein.karte: google maps

In zwei Brückenpfeilern waren fünf Meter hohe Hohlräume befüllt – vermutlich mit mehreren Hundert Kilogramm TNT. Im Verteidigungsfall hätten Schweizer Soldaten die Zündvorrichtungen angebracht und die Brücke zerstört. 

Bis 2007 waren alle für Fahrzeuge passierbaren Deutsch-Schweizer Rheinbrücken als sogenannte permanente Sprengobjekte vorbereitet, schreibt «Der Sonntag». Das Konzept stammt aus dem Jahr 1975, der Zeit des Kalten Krieges, und richtete sich in erster Linie gegen die Panzer des Warschauer Paktes. 

Auch in Deutschland wurden während des Kalten Krieges Brücken mit Sprengkammern versehen – allerdings nicht mit Sprengstoff gefüllt, berichtet «Der Sonntag». Mehreren befragten deutschen Militär- und Sprengstoffexperten sei das Vorgehen der Schweizer Armee an der Grenze nicht bekannt gewesen. Sie warnen davor, dass Terroristen die Vorrichtungen für ihre Zwecke nutzen könnten. 

Schweizer Armee: Ohne Zünder nicht gefährlich 

Das Staatsministerium in Stuttgart war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Klaus Eberhardt (SPD), Oberbürgermeister von Rheinfelden, sagte dem SWR: «Im Zeichen des zusammenwachsenden Europas würde ich das nicht mehr für notwendig ansehen.» 

Franco Mazzi, Gemeindepräsident der Schwesterstadt Rheinfelden-Schweiz, sieht das laut dem Sender angesichts der heutigen politischen Lage genauso. Laut Mazzi hatte in der alten Rheinfelder Brücke ebenfalls Sprengstoff gesteckt. Bei einer Teilsanierung im Jahr 2009 sei dieser aber entfernt worden. 

Auch in die erst 2006 eröffnete Autobahnbrücke bei Rheinfelden hat die Schweizer Armee noch Sprengstoff eingebaut, sagte Armeesprecher Christoph Brunner. Die eigentlichen Zündelemente, ohne die der Sprengstoff nicht zur Explosion gebracht werden könne, waren nach früheren Schweizer Angaben ausserhalb der eigentlichen Sprengobjekte in Sicherheitsräumen gelagert. 

Jetzt auf

Der Schweizer Militärhistoriker und Offizier a. D. Gerhard Wyss sagte der «Freiburger Zeitung», dass es etwa 2000 Sprengfallen gegeben hätte – nicht nur an den Grenzen, sondern auch an strategisch wichtigen Orten innerhalb der Schweiz, etwa an Strassen und Tunneln. 

Seit dem schweren Unfall im Gotthardtunnel 2001 begann die Armee den Sprengstoff aus den Alpentunneln zu entfernen. Der Lkw-Crash ereignete sich nur hundert Meter entfernt von einem Lagerplatz von rund drei Tonnen TNT. Ungefährlich, meinte die Armee damals, auch bei extrem hohen Temperaturen würde der Sprengstoff nicht explodieren, sondern nur verbrennen. 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Gesundheitskosten 2022 erneut stark gestiegen – das sind die 9 wichtigsten Grafiken
Im Jahr 2022 nahmen die Gesundheitskosten gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent zu. Dieser Anstieg fällt weniger stark aus als in den letzten fünf Jahren, dennoch betragen die Ausgaben erstmals über 90 Milliarden Franken.

2022 stiegen die Kosten des Gesundheitswesens im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Milliarden auf 91,5 Milliarden Franken an. Der Anteil der Gesundheitskosten am Bruttoinlandprodukt (BIP) zu laufenden Preisen verringerte sich gegenüber 2021 leicht von 12,0 Prozent auf 11,7 Prozent im Jahr 2022. Dies geht aus den neusten Zahlen der Statistik «Kosten und Finanzierung des Gesundheitswesens» des Bundesamtes für Statistik (BFS) hervor.

Zur Story