Ganz ordnungsgemäss tritt die Armee ins Leben der jungen Schweizer: mit einem Marschbefehl. Wenn die Pflicht ruft, gibt es kein Pardon.
Der sogenannte Orientierungstag ist der erste obligatorische Termin für Stellungspflichtige. Der Anlass bereitet sie auf ihre Rekrutierung vor, so will es das Gesetz. Längst spricht man, ganz im Marketingjargon, auch vom «Erstkontakt mit der Armee». Schweizer Männer müssen den Orientierungstag in ihrem 18. Altersjahr besuchen.
Durchgeführt werden die Veranstaltungen jeweils von den Kantonen. Diesen kommt eine zentrale Rolle zu. «Der Orientierungstag wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen», steht in einem bisher unveröffentlichten Papier der Armee und der kantonalen Regierungskonferenz Militär, Zivilschutz und Feuerwehr. Denn wichtig seien die Anlässe heute insbesondere, «wenn es um die Sinnvermittlung des Militärdienstes geht». Man müsse stärker auf die «individuellen Bedürfnisse» der Teilnehmenden eingehen, auf gesellschaftliche Entwicklungen und den Zeitgeist.
Der Zeitgeist, das heisst: Die Rekrutierung ist ein Problem für die Armee. Seit Jahren klagt sie bekanntlich über Nachwuchssorgen. Zum einen entscheiden sich viele militärdiensttaugliche Männer von vornherein gegen den Wehrdienst. Und zum anderen verlassen nicht wenige die Armee frühzeitig wieder.
Ansetzen will das Militär nun dort, wo alles beginnt. Mehr denn je müsse es den Kantonen gelingen, die Jungen an den Orientierungstagen überhaupt für die Armee und den Zivilschutz zu gewinnen, lautet die Losung. «Insbesondere, da heute militärdiensttaugliche Stellungspflichtige ihre Dienstleistungspflicht auch im Zivildienst leisten können», erklärt Armeesprecher Stefan Hofer. Deshalb sollen die Orientierungstage aufgemotzt werden.
Dafür zieht die Armee auch Hilfe aus der Privatwirtschaft bei. Per öffentlicher Ausschreibung sucht das Kommando Rekrutierung derzeit eine externe Firma. Deren Berater sollen sich künftig um die Ausbildung von Moderatoren für die Orientierungstage kümmern und die Anlässe weiterentwickeln. Konkret muss die Firma laut Hofer aufzeigen, «wie heute die Generation Z am nachhaltigsten abgeholt und für den Militärdienst gewonnen werden kann».
Generation Z? Gemeint sind damit die Schulabgänger von heute. Forscher haben ihr Wesen eingehend untersucht; es gilt als eher wählerisch. Sie sind gänzlich mit digitalen Technologien aufgewachsen und voll vernetzt. Charakteristisch für die Generation Z sei ihre Tatkraft und ihr Ehrgeiz, wie aus einer aktuellen Befragung des Beratungsunternehmens Universum in der Schweiz hervorgeht. Zugleich ist sie karriereorientierter als vorangegangene Generationen.
An den Orientierungstagen also lernen die Schulabgänger das Militär und den Bevölkerungsschutz kennen – die manchen eher als Karrierehindernis gelten. Erstmals erfahren sie, welche Laufbahnen sie hier einschlagen könnten. Zu einer Militärschau sollen die Anlässe nicht mutieren. Das Gespenst strenger Vorgesetzter: ganz weit weg. Ebenso die graue Theorie. Der Stoff müsse anhand praktischer Beispiele vermittelt werden, betont der Armeesprecher. «Also weg von Powerpoint-Folien und hin zu einer erwachsenengerechten Vermittlung.»
Die Armeeverantwortlichen beteuern: Schon seit Jahren finde beim Orientierungstag ein Wandel statt. Früher sei man primär auf die Rechte und Pflichten des Militärdiensts oder auf mögliche Truppengattungen eingegangen, sagt Hofer. «Diese Themen werden zwar immer noch behandelt, verlieren aber an Bedeutung.»
Bewährt hat sich aus Sicht der Verantwortlichen, dass Moderatorinnen und Moderatoren durch die Orientierungstage führen. Seit bald zwei Jahrzehnten werden dafür Freiwillige aus der Armee rekrutiert und ausgebildet. Als Vertreter ihrer Generation zeichneten sie sich durch Authentizität aus, heisst es. Künftig sollen die Moderationsteams noch mehr auf die Sichtweisen der Stellungspflichtigen eingehen. Gar von «Aktivierungstechniken für die Arbeit mit 18-Jährigen» ist die Rede.
Die militärischen Rekrutierer aber wollen noch mehr: stets präsent sein. So ist in den Armee-Papieren zu lesen, es brauche mit den Stellungspflichtigen eine «kontinuierliche Kommunikation» auf dem digitalen Weg; «altersgemäss und dem sozialen Umfeld entsprechend». Selbst WhatsApp wird als möglicher Kanal genannt. «Während Jahrzehnten waren die Stellungspflichtigen mit einer Broschüre und einigen Folien mehr oder weniger zufrieden», sagt Armeesprecher Hofer. Jetzt müssten wesentlich mehr Kanäle bespielt werden, was auch einen verstärkten Auftritt in den sozialen Medien bedinge.
Forsche Befehlsausgaben waren gestern. Bei der Armee spricht man schon fast kleinlaut davon, die Art und Weise der Kommunikation den heutigen Gepflogenheiten anzupassen. Mehr «Gschpürsch mi», wenn man so will.
Unsere Armee ist schlicht Folklore. Was wir brauchen, wären KatastrophenhelferInnen.
Costa Rica beispielsweise hat keine Armee und der BöFei hat den Staat nicht übernommen oder überfallen ...
Bei uns werden z.B. lieber 6 Mia. für Flugzeuge ausgegeben - weil grosse Buben Spielzeuge wollen; nicht unbedingt brauchen. Deren Sinn sie nie verständlich machen können. Luftüberwachung ginge günstiger!
Eine Katastrophentruppe könnte tatsächlich etwas für die Allgemeinheit tun.
Zielgerichteter, motivierender, billiger!
Im Krisenfall funktionieren diese ganz bestimmt 😂
Kommt hinzu dass ja Cyberangriffe (Stromausfälle, Internetausfälle etc.) und Desinformation als sehr grosse Risiken angesehen werden…
Als ob z.B. USA solche WhatsApp Nachrichten nicht manipulieren könnten…