Ein ehemaliger kantonaler Polizeikommandant kann es nicht fassen. Dass man eine derart aufgerüstete und bis an die Zähne bewaffnete Spezialeinheit habe, sei ja noch das eine. «Dass man sie aber auf 20 Seiten in einer Zeitschrift ausbreitet, ist dumm und schädlich.»
«Sehen, aber nicht gesehen werden», lautet dabei die Devise der Truppe, die sich und ihre Ausrüstung im Magazin vor der internationalen Fachwelt grossspurig in Szene setzt.
Es geht um die MEK Helvetia, das Mobile Einsatzkommando der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) unter Zolldirektor Christian Bock (53). Auf der Zoll-Webseite sind der Truppe nur einige dürre Zeilen gewidmet.
In der neusten Ausgabe des in Deutschland erscheinenden Hefts K-ISOM, das «aus der realen Welt der modernen Elite- und Spezialeinheiten» berichtet, posiert die Zolltruppe allerdings in ihrer ganzen martialischen Pracht.
«Das sind die Rambos von General Bock», kommentiert ein Fachmann im Verteidigungsdepartement. Ihm sticht ins Auge, dass einer der posierenden Männer in der einen Hand eine Pistole hält und in der anderen gleichzeitig ein Sturmgewehr mit Schalldämpfer. Dass die Truppe mit «Magazinen schwer behangen ist». So martialisch träten nicht einmal Putins Spezialeinheiten auf.
Die Einheit, die nicht nur mit «Zoll», sondern auch noch mit «Police» angeschrieben ist, kennt keine Grenzen. Anders als «kantonale und städtische Polizeiformationen» sei sie im ganzen Land aktiv, so das deutsche Heft. Es betont, dass es diese «noch weitgehend unbekannte Spezialtruppe besuchen und sie aus nächster Nähe beim Training beobachten konnte.» Das Heft konnte den Trupp auch beim Abseilen aus Militärhelikoptern ablichten.
Die Ausrüstung der bis an die Zähne bewaffneten Zoll-Truppe ist im Heft detailliert in Wort und Bild beschrieben, die Herstellerfirmen ihres Arsenals werden werbewirksam genannt. Die Spezialeinheit als vom Steuerzahler finanzierte Werbeträger für Firmen aus aller Welt.
Das MEK habe «auch Zugang zum Material-Pool des KSK der Schweizer Armee, dem Kommando Spezialkräfte». So verfüge die Truppe über «verschiedene Militärausrüstung wie KSK-Tarnanzüge, Sturmgewehr 07 und vieles mehr».
Nicht lumpen lässt sich die Truppe auch in Sachen Mobilität. «Der Fuhrpark umfasst zahlreiche Autos – von der Luxuskarosse bis hin zum kleinen unscheinbaren PKW sowie Lieferwagen», kann das Magazin vermelden. Diese dienten in «verschiedenen Ausführungen als Beobachtungsfahrzeuge».
Zwar war es nicht Zolldirektor Bock, seit 2016 im Amt, der die Spezialeinheit ins Leben rief. Schon 2004 teilte der Zoll mit, dass er ab 2006 eine Sondertruppe mit zunächst 18 Mann einführen werde. Sie komme vor allem bei Ermittlungen, Observierungen und Interventionen zum Einsatz. Dies im Kampf gegen bandenmässig organisierte Kriminelle, die grenzüberschreitend im Bereich Drogen- und Menschenhandel agierten.
Aber die Truppe blieb bisher diskret. Unter Waffenfreund Bock ist das anders. «Das zeigt für mich, dass am Direktor etwas falsch ist», sagt ein Grenzwächter. «Man brüstet sich nicht und sagt, man habe die besten Rambos.» Dass der Zoll eine solche Truppe hat, ist für ihn aber richtig.
Anders sehen das etwa Vertreter von Kantonen. Der Zoll brauche «keine teuren Rambos, um Türen einzutreten», sagt einer. Dafür gebe es genug sehr gut ausgebildete Spezialeinheiten bei Kantonen und Bund. Auch Politiker werden aktiv. Umstritten ist etwa, ob es eine ausreichende Rechtsgrundlage gibt.
Zolldirektor Bock will die Zollverwaltung von einer eigentlichen Fiskal- in eine Sicherheitsbehörde umfunktionieren, die mit umfassenden Vollmachten ausgestattet ist. Das gibt manchen Beobachtern Anlass zur Sorge, was das künftige Einsatzspektrum der Spezialeinheit betrifft.
Auf Anfrage sagt die Zollverwaltung, das MEK habe «im Jahr 2020 insgesamt 63 Einsätze durchgeführt, ein Jahr zuvor waren es 88». Diese Einsätze erstreckten sich in der Regel über mehrere Tage oder Wochen. Die Einheit stehe «praktisch täglich zugunsten der EZV und Partnerbehörden im Einsatz».
Wie gross die Einheit ist und was sie konkret kostet, will der Zoll «aus einsatztaktischen Gründen» nicht sagen. «Der Hauptteil des finanziellen Aufwandes ergibt sich aus den Personalkosten. Weitere Kostenträger, wie Bewaffnung, Fahrzeuge und Kommunikation, werden über das Beschaffungsbudget abgerechnet und daher nicht separat ausgewiesen.» Zudem nutze man «Leihmaterial der Armee».
Die Bewaffnung unterscheide «sich grundsätzlich nicht von derjenigen der uniformierten Einsatzkräfte bei der Zollverwaltung», so die EZV. «Für spezielle Einsätze mit erhöhtem Gefahrenpotenzial verfügt das MEK über weitergehende Bewaffnung wie Destabilisierungsgerät und Langwaffen.»
Auf die Frage, um welche Fahrzeuge es sich bei den genannten «Luxuskarossen» handle, ging die Zollverwaltung nicht konkret ein. «Das MEK verfügt über adäquat ausgerüstete Fahrzeuge, welche in verschiedenen Einsatzformen und Einsatzsituationen zweckmässig eingesetzt werden können», teilt die Zollverwaltung mit. «Die Fahrzeugflotte besteht aus Fahrzeugen der gehobenen Mittelklasse bis hin zu Kleinwagen sowie Lieferwagen.»
Aus einsatztaktischen Gründen, so der Zoll auch in Sachen Luxuswagen, «sind keine weiteren Informationen möglich.»
(aargauerzeitung.ch)
Oder wird die Funktion generell hinterfragt und dies ohne überhaupt auf die Art der durchgeführten Einsätze einzugehen?
Dieser Bericht ist reine Stimmungsmache, mehr nicht... Das könnt ihr besser.
Die beste Sicherheit und der beste Schutz sind die, die nicht gesehen werden können. Diese Propaganda ist fehlgeleitet und wird vermutlich genau das Gegenteil von dem bewirken, was er sich eigentlich erhofft hat.
in militär- Sicherheits- und Sicherheitspolitikkreisen nimmt niemand dieses magazin ernst, das ist sogenannter "Gearporn" bzw "Geardo-porn" (also leute denen teure, geile glänzend neue Ausrüstung wichtiger ist, nicht das Können der Einheiten und sich gerne für zT tausende € solche Ausrüstung privat kaufen ohne Anwendungskönnen)
Das ist die Bravo für Militär-Fans, mehr nicht und man sollte die auch nicht höher bewerten