Verteidigungsministerin Viola Amherd macht kein Geheimnis daraus: Bei zwei Kandidaten mit identischen Qualifikationen würde sie eine Frau zur Chefin der Armee machen. So wie sie bereits im Juni Monica Duca Widmer zur Verwaltungsratspräsidentin der neuen Ruag-Beteiligungsgesellschaft ernannte.
Anders als bei der Ruag steht Amherd für den höchsten Posten in der Armee allerdings nur eine Frau zur Auswahl: Brigadier Germaine Seewer. Die 55-Jährige kommandiert die Führungsunterstützungsbrigade und ist die einzige weibliche Vertreterin unter den höheren Stabsoffizieren. Sie bringt vieles mit, was es braucht, um in der Armee weiter Karriere zu machen.
Gut informierte Kreise halten es trotzdem für eher unwahrscheinlich, dass der Bundesrat Seewer zur Nachfolgerin des scheidenden Armeechefs Philippe Rebord ernennt.
Der Job sei zurzeit noch eine Nummer zu gross für sie. Ausserdem sei bei einem Frauenanteil von 0.7 Prozent die Zeit schlicht noch nicht reif für eine Frau an der Spitze des Militärs. Von 158'435 Armeeangehörigen sind nur 1152 weiblich.
Dafür hat sich in den vergangenen Wochen ein anderer hochrangiger Offizier zum aussichtsreichsten Kandidaten für die Rebord-Nachfolge entwickelt: Divisionär Claude Meier, 55 Jahre alt, seit 2016 Chef des Armeestabs.
Er war bereits im Gespräch, als Philippe Rebord im April seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen per Ende Jahr ankündigte. Meier gilt als Rebords engster Begleiter und als politisch versierter Stratege.
Ob Erneuerung der Luftwaffe oder Umsetzung der Armeereform: Es gibt kein Dossier, das nicht über den Tisch des ehemaligen F/A-18-Piloten geht.
Was gegen ihn spricht, ist sein Westschweizer Wohnsitz – nachdem der ehemalige Verteidigungsminister Guy Parmelin einen Grossteil der wichtigen Posten mit Romands besetzte, wäre die Zeit wieder reif für einen Deutschschweizer.
Meier gilt aber als perfekt bilingue, womit er dieses Defizit wettmacht. Nicht wegreden lässt sich, dass der Chef des Armeechefstabs nie einen grösseren Verband geleitet und einen Grossteil seiner Karriere bei der Luftwaffe verbracht hat.
Einer, der dieses Defizit nicht aufweist und neben Meier ebenfalls als neuer Armeechef gehandelt wird, ist Divisionär Hans-Peter Walser. Schon als es 2015 um die Nachfolge von André Blattmann ging, gehörte er zu den Topfavoriten. Walser ist wie Meier 55 Jahre alt und führt derzeit die Territorialdivision 2.
Er hat seine Armeekarriere am Boden gemacht, was ihn zumindest auf dem Papier prädestiniert, um die Modernisierung der Bodentruppen umzusetzen. Der Bundesrat will dafür in den nächsten Jahren rund 5.5 bis 6 Milliarden Franken investieren – Walser könnte das Projekt gegenüber dem Parlament und der Öffentlichkeit glaubwürdig vertreten.
Zusammengefasst: Jeder neue Armeechef, der nicht Meier oder Walser heisst, wäre eine Überraschung. Eine solche ist weiterhin möglich, aber unwahrscheinlich.
Gut informierte Kreise rechneten bereits diese Woche mit der Ernennung des neuen CDA. Nun soll es am Mittwoch so weit sein. Das Verteidigungsdepartement will dies erwartungsgemäss nicht bestätigen: Die Traktandenliste der Bundesratssitzung werde jeweils erst um acht Uhr morgens definitiv festgelegt: «Ihre Frage ist somit reine Spekulation.»
Die Grundlagen für Amherds bisher wichtigsten Personalentscheid sind aber vorhanden: Nach dem Rücktritt Rebords setzte die Magistratin eine Findungskommission ein. Im Lauf des Septembers wird sie dem Bundesrat ihren Antrag unterbreiten, wie sie diese Woche dem «Blick» sagte. (aargauerzeitung.ch)