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Bedingungsloses Grundeinkommen: Rheinauer Experiment steckt in argen Geldnöten

Bedingungsloses Grundeinkommen: Rheinauer Experiment steckt in argen Geldnöten

16.11.2018, 12:2316.11.2018, 12:48
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Die Sammelaktion für das Experiment mit dem bedingungslosen Grundeinkommen in Rheinau ZH läuft seit einem Monat. Von den benötigten sechs Millionen Franken sind die Initianten weit entfernt. Trotzdem bleiben sie optimistisch.

Gemäss der Website «Dorf testet Zukunft» kamen bis jetzt gut 140'000 Franken zusammen. Rund 18 Tage vor dem Ende des Crowdfunding ist das nur ein Bruchteil dessen, was es für die Finanzierung der 770 Teilnehmerinnen und Teilnehmer braucht.

Den Rheinauern keine Ferien finanzieren

Über die Gründe, weshalb das Geldsammeln harzig läuft, können die Initianten nur spekulieren. Sie hätten aber schon häufiger den Vorwurf gehört, man wolle denen in Rheinau doch nicht die Ferien finanzieren, sagte Initiantin Rebecca Panian auf Anfrage von Keystone-SDA.

Diese Betrachtungsweise finde sie persönlich «sehr traurig». Erstens würden nicht alle Rheinauer monetär vom Versuch profitieren und zweitens bewiesen die Rheinauer Mut, eine Idee auszuprobieren und damit Erkenntnisse zu generieren, «von denen wir alle profitieren».

Intensive Gespräche ausgelöst

Sie sei aber noch optimistisch und werde es auch bleiben, «auch wenn das Crowdfunding nicht funktionieren sollte». Der Grund: Sie hätten seit Januar so viel geschafft – beispielsweise ein Dorf gefunden. «Das hielt im Januar noch keiner für möglich.»

Auch würden die Menschen in Rheinau intensiv miteinander sprechen und sich beispielsweise Fragen stellen über das Verhältnis zur Arbeit und wie man in Zukunft zusammenleben wolle und könne. «Das sind wichtige Fragen, die uns alle angehen», sagte sie. «Mit dem Projekt ‹Dorf testet Zukunft› haben wir jetzt ganz konkret eine Chance, zumindest ein Jahr lang konzentriert darüber zu diskutieren, wie es mit uns allen weitergehen soll.»

Grundstein gelegt für mögliche zweite Runde

Deshalb geben die Initianten auch nicht auf, sondern gehen aktiv auf grosse Investoren und Firmen zu. Leider seien diese bislang eher zurückhaltend, aber das Crowdfunding sei ja auch noch nicht vorbei. «Ausserdem sind auch sehr viele in Rheinau extrem aktiv und telefonieren und mailen.»

Für Panian ist klar: «Auch wenn dieser erste Finanzierungsversuch nicht funktionieren sollte, so hat auch diese Phase uns schon viel gelehrt und viele Kontakte eingebracht». Dies könnte ein Grundstein sein für eine zweite mögliche Finanzierungsrunde. «Ob und wie es weitergeht, muss auch Rheinau entscheiden.»

Maximalbetrag 2500 Franken pro Monat

Beim Projekt soll den Teilnehmenden für ein Jahr ein bedingungsloses Grundeinkommen bezahlt werden. Die Höhe der Beiträge ist je nach Alter abgestuft. Den Maximalbetrag von 2500 Franken erhalten Personen, die über 25 Jahre alt sind.

Teilnehmende, die mehr als den vorgesehenen Betrag verdienen, geben das Grundeinkommen in die Dorf-Kasse zurück, um damit den nächsten Monat zu finanzieren. Ein Wissenschaftsteam will das Projekt begleiten und die Veränderungen in der Gemeinde beobachten. Untersucht werden soll die Wirkung auf Familien, die Kaufkraft sowie das gesamte Dorfleben. (whr/sda)

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Das Radio betörte die Menschen. Zum Beispiel zogen Sportveranstaltungen vor der Zeit des Radios fast kein Interesse auf sich. quelle: american historama
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Bedingungsloses Grundeinkommen

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Siebenstein
16.11.2018 12:30registriert Dezember 2016
Wäre das nicht durch ein Kleinkind vorhersehbar gewesen, dass das als Inselversuch nicht funktioniert?
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Wilhelm Dingo
16.11.2018 15:32registriert Dezember 2014
Das Beispiel zeigt schön das Grundproblem des Grundeinkommens: Irgendjemand muss es zahlen!
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Daniel Martinelli
16.11.2018 13:27registriert Dezember 2016
Sowas muss auf Basis eines Volkes und nicht einer Gemeinde durchgeführt werden. Der Vorwurf, man würde jemandem die Ferien finanzieren ist deshalb irgendwie berechtigt.
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