Recht hat er. Alan, der zur Erde hernieder nach Kreta gekommen war, um die Bachelorette mit seinem enormen Erfahrungsschatz zu erfüllen – die wichtigste Entscheidung ihres Lebens steht an! – ist ganz und gar empört darüber, dass die Jünger Dinae in der fünften Folge nicht schon Feuer gefangen haben. Dass sie sich nicht längst schon ihr Herz aus der Brust gerissen und ihrer Göttin vor die Füsse gelegt haben. Dass sie ihr noch keine liebestollen Reden ins Ohr geflüstert haben. Der Opferaltar der Liebe bleibt leer. Nicht einmal eine mickrige Träne wurde für sie geweint.
Da ist keine Leidenschaft, kein Drama. Nichts.
Liebeslasches Lumpenpack.
Ja! Und Pfingsten obendrauf! Das haben wir nun davon, dass kein Schwein mehr die Bibel kennt. Wo bleibt jetzt dieses Pfingstwunder? Seid mal endlich Feuer und Flamme, so wie das im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte geschrieben steht:
«Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab.»
Apostelgeschichte 2:2-4
In Kreta hingegen hat es weder zünftig gebraust, noch wurde ordentlich gepredigt. Und schon gar nicht in fremden Sprachen.
Die Sprache bleibt gewohnt bacheloresk.
Glaubt ihr Jungs etwa, das Christentum habe sich von selbst in die ganze Welt hinausgetragen? So wird das nichts mit der Weltreligion! Und ebenso wenig mit der Liebe! Ohne imperialistisches Gebaren erobert man keine Bachelorette.
Es reicht nicht, die an der Brüstung lehnende Dina von hinten ein bisschen zu umarmen und ein bisschen abzuküssen.
Dina: «Isch's zu romantisch?»
Cyril: «S'goht, bitzli bliebi no.»
Dina: «Ok. Immerhin.»
Es reicht auch nicht, mit ihr Händchen haltend durch Kretas Hinterland zu träbeln und «chli Trubä ässä und so». Schon gar nicht, wenn man währendessen mal so leger fallen lässt, dass man noch mit einer anderen Frau gefacetimet hat!
IN DER QUARANTÄNE, BEVOR DIE SHOW LOSGING! DABEI MÜSSEN DOCH ALLE KANDIDATEN FÜR DIE BACHELORETTE DA SEIN. UND NUR FÜR SIE! AUCH WENN SIE SIE ÜBERHAUPT NOCH NIE GESEHEN HABEN! SÜ GÜHT NÜN MÜL LÜÜBÜ! NÜNÜ? WÜS SÜLL DÜS? WÜRÜM SCHRÜÜBÜ ÜCH PLÜTZLÜCH SÜ?! ÜST DÜR HÜÜLÜGÜ GÜÜST ÜM ÜNDÜ NÜCH ÜN MÜCH GÜFÜHRÜN?!?
Weil das Feuer also nicht in den Jungs drin lodert, zündet Alan kurzerhand eins ausserhalb an. Auf dass sie endlich Feuer fangen.
Also natürlich nicht im wörtlichen Sinn. Hier werden keine Hexeriche verbrannt, ganz im Gegenteil sogar. Hier wird einem heidnischen Ritual gefrönt! Hier werden lästige Vergangenheiten abgeworfen, indem man über ein paar Flammen springt!
Kein Wunder hat der Heilige Geist keine Lust, sich über die Kandidaten auszugiessen.
Würde es hier ein wenig biblischer zu- und hergehen, dürfte man sich überhaupt nicht mit seiner sündigen Vergangenheit auseinandersetzen. Wer es auch nur wagt, zurückzublicken, wird zack, zur Salzsäule.
Ist der armen namenlosen Frau von Lot passiert. Als sie bei ihrer Flucht ein letztes Mal auf ihre brennende Heimatstadt Sodom zurückschaut, die der Herr mitsamt ihren restlichen Einwohnern gnadenlos vernichtet hat.
Selber schuld. Ein Engel hatte sie schliesslich noch davor gewarnt: «GUCK NICHT ZURÜCK!» hat er gesagt, und was macht sie ...
Dieser Sündenpfuhl darf eben keines Blickes mehr gewürdigt werden. Schliesslich liessen sich darin nicht einmal zehn anständige Männer finden. Lot war der einzige. Zumindest in Gottes Augen. Denn ihn hatte er geprüft. Schickte ihm zwei Engel in Männergestalt vorbei, um zu sehen, ob Lot ihnen Obdach gewährt. Er tat es.
Doch kaum bekamen die anderen Bürger Wind davon, versammelten sie sich sofort vor seinem Haus und verlangten deren Auslieferung.
Die Sodomiter mochten nämlich keine Fremden. Sie waren so gar nicht gastfreundlich. Sie wollten sie viel lieber vergewaltigen.
Lot aber rückte die Engel nicht raus (fein), stattdessen bot er ihnen seine eigenen, jungfräulichen Töchter an (gar nicht fein). An denen waren sie allerdings überhaupt nicht interessiert; zu wenig fremd halt.
Man vergleiche jetzt nur mal das herbe Salzsäulen-Schicksal mit jenem Schmalspur-Feuer-Hopsen!
Verweichlichte moderne Welt. In der immer alles so mühsam reflektiert und aufgearbeitet werden muss. Mit Hüpf-Spielchen und Hobby-Psychologie. Mehr Salzsäulen und weniger Rumheulen, muss sich da der Heilige Geist denken.
Was ist schon eine kleine vorgetäuschte Schwangerschaft gegen die List der Töchter Lots, die ihren eigenen Vater betrunken machen, um ihn zu verführen, damit sie doch noch ein Kind kriegen – DER Daseinszweck einer jeden Frau damals –, weil da in der Höhle, in der sie seit ihrem Fortgang aus Sodom leben, offenbar keine anderen Männer sind.
Und der arme Vater kriegt davon natürlich beide Male überhaupt nichts mit! Doch beklagt er sich etwa, dass er nun zweimal gleichzeitig Vater und Grossvater wird?
Natürlich nicht.
Und nun lasst, die Ihr zuschaltet, alle Hoffnung fahren! In dieser Sendung geschehen keine Pfingstwunder.
AyO