Der alte und neue UBS-Chef Sergio Ermotti wird am 31. August die Zahlen der Bank zum zweiten Quartal vorlegen. Diese enthalten zum ersten Mal, wenn auch nur für einen Monat, den Leistungs- und Vermögensausweis der Credit Suisse. Das Ergebnis dieser Kombination ist kaum vorhersehbar.
Ziemlich wahrscheinlich ist, dass das Geschäft der Credit Suisse auch im Juni, im ersten Monat nach Vollzug der Übernahme, miserabel gelaufen ist. Ein Exodus von Mitarbeitenden, die bei anderen Banken oder an anderen Orten Unterschlupf gefunden haben, dürfte die massive Absetzbewegung der Kunden, die im März zur Kapitulation der traditionsreichen Grossbank führte, mindestens teilweise hochgehalten haben.
Derweil ist der UBS für das erste Halbjahr respektive für das zweite Quartal ein relativ gutes Ergebnis zuzutrauen. Die Bank profitiert weiter im grossen Stil vom gestiegenen Zinsniveau und wenigstens bis zur Jahresmitte zeigten sich auch die Finanzmärkte in einer relativ guten Verfassung, was dem Ertrag aus der Vermögensverwaltung förderlich gewesen sein dürfte. So dürften die zu erwartenden schlechteren Ergebnisse in der Investment Bank vom günstigeren Umfeld in den anderen Geschäftsbereichen einigermassen aufgewogen worden sein.
Sicher wird in den Ende August zur Publikation anstehenden Halbjahreszahlen aber erstmals der märchenhafte Buchgewinn sichtbar werden, den die UBS bereits im Zusammenhang mit der CS-Übernahme frühzeitig berechnet und provisorisch auch offengelegt hatte. Den ersten provisorischen Berechnungen zufolge hat die UBS mit der Notrettung ihrer ewigen Erzrivalin einen Buchgewinn von um die 35 Milliarden Dollar erzielt.
Der Gewinn entspricht dem übernommenen Eigenkapital der CS zuzüglich den 16 Milliarden Dollar AT1-Schulden, von denen sich die CS im März auf Anordnung der Finanzmarktaufsicht entlastet hatte. In Abzug gebracht wird der minimale Kaufpreis von rund 3 Milliarden Franken, den die UBS nach dramatischen Verhandlungen über das denkwürdige Wochenende vom 18. und 19. März doch noch zu entrichten bereit war.
Darüber hinaus hat die UBS bereits substanzielle Abschreibungen auf den CS-Aktiva vorgenommen, die den zu erwartenden Buchgewinn ebenfalls um einen zweistelligen Milliardenbetrag schmälert und quasi als vorweggenommenen Verlust aus der laufenden Verwertung dieser Aktiva zu interpretieren ist. Selbstredend wird die UBS auch die Kosten der bereits angelaufenen und zweifellos sehr tiefgehenden Restrukturierung der Credit Suisse schultern und von dem Transaktionsgewinn in Abzug bringen müssen.
Zur brennenden Frage, wie tief diese Restrukturierung letztlich gehen soll und was von der Credit Suisse und ihrer Franchise mittelfristig noch übrig bleiben wird, will die UBS am 31. August ebenfalls Antworten liefern. Erwartet wird ein Abbau von bis zu 35'000 der weltweit 120'000 Angestellten der neuen Superbank. Allein in der Schweiz gelten 10'000 Jobs als gefährdet. Freilich haben viele CS-Angestellte in den vergangenen Monaten neue Stellen gefunden. Der 31. August sollte etwas mehr Licht in die Abbaubilanz bringen.
Von der Marke CS übrig bleiben könnte die Schweizer Onlinebank CSX, die sich mit ihrem Angebot im Heimmarkt gut etabliert und vor allem in der jüngeren Bevölkerungsschicht viele Kunden hat.