Herr Kämpfer, keine einzige Baselbieter Gemeinde hat der Fusionsprüfung zugestimmt. Nicht einmal der Speckgürtel um Basel. Sind Sie etwas überrascht?
Oskar Kämpfer: Nein. Eigentlich nicht. Wir haben unser überparteiliches Komitee Pro Baselbiet im September 2012 gegründet, als wir gesehen haben, was da auf uns zukommt. Wir konnten gute Leute gewinnen. Ältere, die die Geschichte der Fusionsdiskussion kennen, und jüngere Leute, um die Kontinuität gewährleisten zu können, falls wir diese Abstimmung verloren hätten. Das ist glücklicherweise nicht passiert.
Dennoch: In den stadtnahen Gemeinden hat man eher mit einem Ja gerechnet. Warum ist das nicht eingetreten?
Wir waren präsenter auf der Strasse, näher bei den Leuten. Ich denke, wir konnten klar machen, dass es nicht nur um die reine Frage der Kantonsfusion geht, sondern um das föderalistische Modell grundsätzlich. Es gibt 15 Kantone, die kleiner sind als der Kanton Basel-Land und für diese wäre ein Ja zur Fusionsinitiative ein Präjudiz gewesen.
Vielleicht wäre auch für diese Kantone eine Fusion sinnvoll?
Wie gesagt: Es geht um die grundsätzliche Frage, ob man das System der föderalistischen Demokratie beibehalten will oder nicht. Ob man die Regierung nahe an der Bevölkerung oder zentralistischer haben will. Das wollen wir nicht. Und wir konnten den Stimmbürgern auch klar machen, dass es nicht nur darum geht, ob wir nachher noch ein eigenes Nummernschild haben und ob Liestal oder Basel Hauptstadt ist.
51 Prozent der Stimmberechtigten in Basel-Land leben im Unterbaselbieter Speckgürtel um die Stadt Basel. Sie haben doch dort intensiveren Abstimmungskampf betrieben.
Ja, ich gebe es zu. Und es freut mich, dass es funktioniert hat, denn dort leben ja viele Heimwehbasler, die vielleicht Ja gestimmt hätten, wenn wir sie nicht erreicht hätten. Aber ich stelle insgesamt fest, dass wir im Baselbiet ein starkes Gefühl für Heimat und Vaterland haben.
Im Umkehrschluss hiesse das, die Stadtbasler hätten das nicht?
Nein, das will ich damit nicht sagen. Der Lokalpatriotismus ist ja auch in Basel ausgeprägt. Aber die wirtschaftliche Struktur ist eine andere. Die KMU-geprägte Baselbieter Wirtschaft ist anfälliger auf föderalistische Argumente. In der Stadt sind die Leute eher angestellt in Grossfirmen und sind eher damit einverstanden, dass Grossfirmen oder der Staat Verantwortung übernehmen sollen. Ich meine das gar nicht wertend. Das sind in der Stadt und auf dem Land verschieden gewachsene Strukturen.
Nun müssen die beiden Kantone auch nach dieser klaren Ablehnung von Basel-Land zusammenarbeiten. Wie gehen Sie auf die Städter zu?
Das Resultat zeigt keine Ablehnung der Baselbieter gegen die Stadt, sondern ist eine Demonstration des Selbstbestimmungswillens der Baselbieter. Wir werden insofern kein Problem haben, mit der Stadt weiterzuarbeiten. Wir werden weiter auf Augenhöhe mit der Stadt die gemeinsamen Projekte weiterführen und ganz genau schauen, wo das Gleichgewicht stimmt und wo nicht. Auch die angrenzenden Bezirke wie das Fricktal und das Schwarzbubenland müssen einbezogen werden. Beispielsweise bei der Spitalplanung . Es geht nicht, dass die Stadt für sich in Anspruch nimmt, diese Themen zu besetzen und die angrenzenden Regionen zu vernachlässigen.