Ein paar liebten ihn, ganz viele hassten ihn: Eric Weber. Die Legende verlässt den Basler Grossen Rat nach vier Jahren. Der Gründer der «Volksaktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten in unserer Heimat» wurde abgewählt.
25.10.2016, 13:4126.10.2016, 09:56
«Staatsanwaltschaft, leck mich am Arsch!»
Die Basler Zeitung interviewt 2013 den Basler Grossrat Eric Weber. Und der rastet aus und wettert gegen die Staatsanwaltschaft, die Schweiz, Basel und Ausländer. Das Video kann mit seinen fast 400'000 Klicks mit gutem Gewissen als legendär bezeichnet werden.
Webers unschöne Woche in der U-Haft
Oktober 2012: Die Wahlergebnisse werden verkündet, doch plötzlich stürmt Eric Weber das Wahlpodium. Er schreit empört in die Journalistenrunde und erzählt mit erstickendem Stimmchen, was ihm im Gefängnis Schlimmes widerfahren ist:
«Ych bi ygschperrt gsy, mit Handfessle, me het nid welle, dass ych Wahlkampf mach! Ych bi inere Verbrecherstadt! Das goht nid! Ych bi igschperrt gsy, ych ha mi nid könne rasiere, e Wuche lang! Ych ha nyt verbroche! Danggschön.»
Eric Weber
Weber sass eine Woche lang in Untersuchungshaft. Es wurde wegen Wahlbetrug gegen ihn ermittelt. 2014 wurde er zwar wegen Wahlfälschung in zwei Fällen zu 360 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt , behielt aber seinen Sitz im Grossen Rat.
«Ich werde das Parlament lahmlegen!»
Mit dieser Drohung trat Eric Weber sein Amt an.
Und es folgte tatsächlich eine Flutwelle an verstörenden Vorstössen, Motionen und schriftlichen Anfragen, in der die Basler Regierung zu ertrinken drohte, hätte sie sich nicht am Rettungsring Humor festgeklammert, um dem unermüdlich vorstossenden Grossrat ein paar brillante Antworten geben zu können.
Hier geht's zur Top 10 seiner absurdesten Anfragen:
Wer ist der Schönste im ganzen Basler Grossrat?
Eric Weber empfand sich seit seinem Amtsantritt in den 80er Jahren stets als «jüngsten und schönsten» Basler Grossrat aller Zeiten.
Der Schönste von allen: Eric Weber 2014.Bild: KEYSTONE
Eric Weber in jung: 1984 wurde er jüngster Grossrat der Schweiz.bild: wikimedia 20 Jahre lang kein Grossrat zu sein, ist wie 20 Jahre lang ohne Sex
2013: Eric Weber gibt zu, seinen Frust via schriftliche Anfragen abzubauen und will wissen, ob seine in der Menge unübertroffenen Briefe der Regierung eventuell lästig seien. In der Einleitung ist er bereits äusserst philosophisch unterwegs:
«Als Grossrat noch ohne Fraktion, 2016 wird sich alles zum Bessern ändern, ist man oft dem Frust ausgesetzt. Dem Frust der Wähler, dem eigenen Frust, dass man ja kaum was bewirken kann, als Grossrat. Ausser Fragen stellen. Es ist oft alles sehr sinnlos und man fragt sich, was soll das eigentlich.»
Eric Weber
Wenn man sich zu oft fragt, was das alles soll, dann passiert das.gif: reactiongif Das Fragerecht sei allerdings «stark beschnitten» worden, ärgert sich Eric Weber. Doch zu seinem Glück wurden die schriftlichen Anfragen noch nicht auf eine bestimmte Anzahl im Monat begrenzt – und dies solle auch bitte so bleiben:
«Da ich genau 20 Jahre nicht Grossrat war, hat sich bei mir einiges an Fragen angestaut. Diese arbeite ich nun ab. Schritt für Schritt. Denn ich habe all die Jahre Grossrat weiter gespielt. Obwohl ich nicht im Grossen Rat Mitglied war. Man muss sich das so vorstellen, wie 20 Jahre ohne Sex. 20 Jahre ohne Sex, eine sehr schlimme Zeit. Genau so erging es mir als Grossrat. Ich habe nun grosse Angst, dass das Fragerecht der Schriftlichen Anfragen auch eingegrenzt wird. Daher muss ich jetzt so aktiv arbeiten und viele Anfragen stellen. Es ist wie 20 Jahre ohne Sex.»
Eric Weber
Bei 20-jähriger Enthaltsamkeit passiert dasselbe.gif: reactiongif «Hat die Regierung Verständnis dafür, dass sich bei mir, da ich 20 Jahre lang nicht Grossrat war, einiges angestaut hat? Ich lebte in Bahnhöfen und Zügen und habe gewartet, bis ich wieder Grossrat bin. Eigentlich ein tragischer Fall.»
Eric Weber
Die Antwort des Basler Regierungsrates:
Eric Weber will Basel umtaufen
bild: watson
Die Einleitungsworte von Webers Anfrage vom Juni 2014:
«Bitte nicht lachen. Diese Anfrage ist vollkommen ernst gemeint und kein Hirngespinst eines politisch Verrannten.»
Eric Weber
Gut zu wissen, denn die Anfrage ist durchaus ungewöhnlich:
«Wäre es möglich, dass das Volk eine Abstimmung über einen Namenswechsel von Basel auf Eric-Weber-Stadt durchführt?»
Eric Weber
Die Antwort des Basler Regierungsrates:
Ein Traumtänzer
«Gsünder Basel» animiert die Basler Grossrätinnen und Grossräte zu mehr Bewegung. Und Eric Weber ist in seinem Element:
... und schon abgeführt ...
Eine von Webers neuesten Anfragen – noch hängig
bild: watson
*Update: Eric Weber hat darauf bestanden, dass wir im Titel nicht von ihm als Ex-Grossrat sprechen. Denn das sei er noch nicht:
«Das neue Parlament tagt erst ab Februar 2017. Ich bin im November Grossrat. Auch noch im Dezember 2016. Und in diesen beiden Monaten werde ich rund fünf Stunden im Parlament reden. Danach muss ich vier oder acht Jahre an die Wand reden, bis ich wieder zurück ins Parlament komme.
Ich komme wieder.»
Eric Weber
(rof)
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