Keine zwei Stunden waren seit den Anschlägen von Brüssel vergangen, als Polizisten mit Maschinenpistolen an Flughäfen und grösseren Bahnhöfen in der Schweiz aufzogen. Bomben im Herzen Europas, schon wieder. Die Ereignisse haben die Sicherheitskräfte hierzulande alarmiert, wie schon die Attentate von Paris im vergangenen November. In den Wochen danach durchlebte Europa einen Ausnahmezustand. Einen Zustand der erhöhten Wachsamkeit, der normal geworden scheint.
Schweizer Behörden sprechen mittlerweile von «üblichen Abläufen», an die man sich nach einem Anschlag in Europa halte. Neue Routine? «So ist das heute eben», sagte ein Berner Polizist gestern Mittag zur «Nordwestschweiz»: «Schlagen sie in Europa mal wieder zu, postieren auch wir an den Hotspots.»
Im Fokus der Behörden steht beispielsweise auch der Flughafen Zürich. «Wir haben dort und an anderen Orten die Präsenz erhöht», sagte Kantonspolizei-Sprecherin Carmen Surber. Das Dispositiv werde laufend überprüft. Zu Details könne man sich aus polizeitaktischen Gründen nicht äussern.
Für Passagiere und Besucher gibt es nach Angaben der Flughafenbetreiber vorerst keine besonderen Auflagen. Von «angepassten Sicherheitsvorkehrungen» war auch am Flughafen Genf die Rede, und ähnlich lautende Meldungen kamen aus vielen Städten Europas.
Die Fluggesellschaft Swiss annullierte alle Flüge von Zürich nach Brüssel. Eine Maschine, die während den Anschlägen bereits in der Luft war, wurde nach Düsseldorf umgeleitet. Ausfallen wird auch der Flug von Brüssel nach Zürich heute Mittwochmorgen. Laut dem Unternehmen sind rund 800 Passagiere von den Ausfällen betroffen. Wann wieder Flüge nach Brüssel möglich sein werden, war gestern unklar.
Eingestellt wurden zudem zahlreiche internationale Zugverbindungen nach Brüssel. Im vergangenen August stoppten Passagiere in einem Schnellzug zwischen Amsterdam und Paris einen schwer bewaffneten Mann. Terrorexperten warnen regelmässig vor einem Anschlag auf das europäische Schienennetz. Wie gross ist diese Gefahr in der Schweiz? Die SBB wollten sich wie andere Verkehrsbetriebe nicht zu ihrem Sicherheitsdispositiv äussern.
Schweiz als Durchgangsland?Verantwortlich für die Gefahrenbeurteilung in der Schweiz ist der Nachrichtendienst des Bundes (NDB), der gestern in Bern einen Krisenstab einsetzte. Anschläge könnten nie ausgeschlossen werden. Es gebe hierzulande jedoch keinerlei Indizien auf eine direkte Bedrohung, hiess es in einer Einschätzung.
«Die Schweiz ist nicht primäres Zielland von islamistisch motivierten Attentätern.» Seit den Pariser Anschlägen im November 2015 sei die Bedrohungslage ohnehin erhöht. Eine Gefahr sieht der NDB aktuell vor allem darin, dass die Schweiz als logistische Basis oder Durchgangsland für Terroristen dienen könnte.
Auch deswegen steht das Bundesamt für Polizei (Fedpol) mit den belgischen Behörden in Kontakt, wie Fedpol-Kommunikationschefin Cathy Maret bestätigt. «Wir prüfen, ob die Anschläge in Brüssel eine Verbindung zur Schweiz aufweisen.» Entsprechende Anzeichen gebe es derzeit jedoch keine.
Bundesrat ist bestürzt
Schweizer Staatsbürger sollen sich nach Angaben des Aussendepartements nicht unter den Opfern der Anschläge befinden. Man arbeite eng mit der Schweizer Botschaft in Brüssel und den Konsulaten zusammen, sagte Sprecher Jean-Marc Crevoisier. Reisenden nach Brüssel wird empfohlen, sich mit offiziellen Hinweisen auf dem Laufenden zu halten. In der belgischen Hauptstadt ist weiterhin mit Sperrungen zu rechnen. Der öffentliche Verkehr bleibt vorerst grösstenteils eingestellt.
Auch die Schweizer Regierung meldete sich zu Wort, um ihre Anteilnahme zu bekunden. Gerade mal eineinhalb Stunden nach den ersten Meldungen über Explosionen am Brüsseler Flughafen äusserte sich Bundespräsident Johann Schneider-Ammann bereits über den Kurznachrichtendienst Twitter. «Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien», schrieb er in seinem ersten Tweet.
Am Nachmittag trat SchneiderAmmann dann vor die Medien und sprach der Bevölkerung Belgiens sein Beileid aus. «Wir verurteilen diese schrecklichen Taten auf das Schärfste.» Der Bundesrat und die Schweiz seien bestürzt über die Attentate, die jetzt aufgeklärt werden müssten.
Tatsächlich sind noch viele Fragen offen. Nicht alle Täter sind identifiziert, die Ermittlungen laufen. Und eines, erinnerte das Schweizer Aussendepartement, dürfe man nicht vergessen: Anschläge lassen sich trotz mehr oder weniger konkreten Hinweisen nicht voraussagen. Niemand weiss, wann die Terroristen erneut zuschlagen.
(aargauerzeitung.ch)
Und nach ein paar Tagen verschwinden diese wieder, obschon sich an der Bedrohungslage nichts geändert hat. Reine Show.