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SRG räumt Hochhaus am Hauptsitz in Bern – das ist der neue Mieter

Die SRG räumt ihr Hochhaus am Hauptsitz in Bern – jetzt zieht Norwegens Botschaft ein

Die Radio- und Fernsehgesellschaft reduziert ihre Mietfläche. In der Zentrale hat sie nun ein ganzes Stockwerk an die diplomatische Vertretung Norwegens abgetreten. Die Skandinavier sind zufrieden – obwohl das Gebäude der SRG einen Nachteil hat.
21.07.2023, 18:0921.07.2023, 22:46
Francesco Benini / ch media
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Als Gilles Marchand 2017 Generaldirektor der SRG wurde, gab er die Devise aus: Das öffentliche Medienunternehmen soll Mittel einsparen, indem es seine Bürofläche reduziert und damit weniger Mietzins bezahlt. Bis im Jahr 2030 soll die genutzte Fläche um 25 Prozent verkleinert werden.

Im Hauptgebäude in Bern ist die SRG damit weit vorangekommen. Die Zentrale setzt sich aus einem Hochhaus und einem Nebentrakt zusammen. Den Turm hat die Radio- und Fernsehgesellschaft inzwischen fast ganz geräumt. Nun sind ungewöhnliche Mieter eingezogen.

SRG Hauptsitz Bern Quelle: SRG Facebook
SRG-Hauptsitz in Bern.

Gilles Marchand hat das grosse Chefbüro geräumt

Lange belegte der Chef der SRG zuoberst im Hochhaus ein geräumiges Büro. Das ist vorbei. Gilles Marchand und sein Führungsstab haben in den Trakt A gewechselt. Dort wurden Büros frei, weil der Werbevermarkter Admeira ausgezogen ist. 2018 gab die SRG ihre Beteiligung an diesem Unternehmen auf.

Nicht mehr am Hauptsitz ist auch die Informationsplattform Swissinfo. Der Auslanddienst der SRG ist innerhalb von Bern ins Radiostudio an der Schwarztorstrasse verlegt worden. Dort wurde wiederum Fläche frei, weil das Schweizer Radio und Fernsehen SRF die Produktion einiger Sendungen an den Leutschenbach nach Zürich brachte.

Die SRG ist in ihrer Zentrale Mieterin der Mobiliar. Eine Reduktion der Fläche bedeutet darum: Es müssen Untermieter gefunden werden. An der Giacomettistrasse 1 gibt es dabei ein Problem.

Der Ort liegt fernab des Stadtzentrums am Ostring der Autobahn – und er zeichnet sich durch eine grosse Nüchternheit aus. Es gibt dort Mietblöcke, die bessere Zeiten gesehen haben. Es gibt eine Tankstelle samt Spar-Shop und einen Tätowierungssaloon. Immerhin liegt die Endstation einer Tramlinie in der Nähe.

Umso grösser war die Überraschung, als sich die Norwegische Botschaft bei der SRG meldete. Vollständiger Titel: Königlich Norwegische Botschaft. Sie war auf der Suche nach Büros, weil ein Haus am Berner Bubenbergplatz abgerissen worden war.

SRG-Signet am Hochhaus wird nun entfernt

Die Norwegische Botschaft hat zwar schon lange eine Residenz im Botschafterviertel, dem Kirchenfeldquartier. Dort wohnt die Botschafterin, und dort werden Veranstaltungen und Empfänge abgehalten. Für die Büros ist dort aber kein Platz. Die Norweger wurden sich mit der SRG einig. Nun lautet auf der Website die offizielle Adresse der Botschaft: Giacomettistrasse 1, 3006 Bern.

Wie ist es möglich, dass ein so wohlhabendes Land wie Norwegen keine repräsentativere Umgebung suchte für den Sitz seiner Botschaft in der Schweiz? Der stellvertretende Missionsleiter Stian Hegland antwortet: «Die Büros sind modern, die Fenster gross, und die Infrastruktur der SRG, die wir nutzen können, ist gut. Im Vergleich zu unseren früheren Büros ist es ein Upgrade – obschon wir nicht mehr im Stadtzentrum sind.»

Die norwegische Botschaft hat im 14-stöckigen Hochhaus fast eine ganze Etage gemietet. Die SRG plant nun, ihr grosses Signet vom Gebäude zu entfernen. «Weil wir fast nur noch im Nebentrakt präsent sind, passt die Beschriftung nicht mehr », erklärt Unternehmenssprecher Edi Estermann. Die SRG habe ihre Fläche bis Ende 2022 um 17.5 Prozent verkleinert und erhöhe nun die Vorgabe bis 2030: Die Reduktion soll 27 und nicht mehr 25 Prozent betragen.

Bereits herabgesetzt worden ist in Norwegen die Haushaltabgabe für elektronische Medien: Von 3000 auf 1700 Kronen, wobei Geringverdiener noch weniger bezahlen. Das entspricht einer Senkung von 260 auf 170 Franken. Der SRG droht eine Reduktion ihrer Gebühr von 335 auf 200 Franken pro Jahr, wenn die Volksinitiative der SVP angenommen wird.

Reiche Norweger kommen trotz hoher SRG-Gebühr

Könnte die SRG die Gebührensenkung nicht leicht verkraften, wenn ihr Untermieter einen noch tieferen Betrag verlangt? Vertreter des Rundfunks weisen bei solchen Vergleichen jeweils darauf hin: Ein Land wie Norwegen produziert Radio- und Fernsehprogramme in zwei Sprachen, Norwegisch und Samisch, die SRG hingegen arbeitet in vier Sprachen, was zu höheren Kosten führt.

Ausserdem kann man anführen: Eine beträchtliche Zahl wohlhabender Norweger hat unlängst in die Schweiz disloziert. Hauptgrund ist die Vermögenssteuer, die hierzulande tiefer ist als im Königreich. Die höhere SRG-Abgabe scheint den reichen Norwegern hingegen egal. (aargauerzeitung.ch)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FrodoBeutlin
21.07.2023 19:28registriert Juli 2017
Ich kenne die Region des Hauptsitzes sehr gut. In nächster Nähe gibt es neben besagtem Spar-Shop und Tankstelle ein Coop, ein Migros, eine Post, eine Apotheke und eine Drogerie, direkt daneben ist ein Spital, es hat eine Schule und einen Kindergarten in der Nähe, die Autobahnauffahrt ist ca 3 Minuten mit Auto, Tramhaltestelle ca 5 Minuten zu Fuss, Bushaltestelle vornedran...und zudem hab ich gerade gelernt, das 10 Minuten mit dem Velo fernab der Stadt sind.
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Chaose
21.07.2023 19:20registriert Januar 2014
"Könnte die SRG die Gebührensenkung nicht leicht verkraften, wenn ihr Untermieter einen noch tieferen Betrag verlangt?" - Was soll denn das für einen Zusammenhang haben, bitte?
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Grohenloh
21.07.2023 22:40registriert August 2018
Das ist nicht ‚am Ostring der Autobahn‘. Der Ostring ist ein Quartier (das von der Autobahn verunstaltet ist).
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