Die grossrätliche Geschäftsprüfungskommission hat am Freitag heftige Kritik an der Kommunikations- und Betriebskultur des Berner Inselspitals geübt. Auch der Regierungsrat kommt schlecht weg. Er weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.
Die Geschäftsprüfungskommission untersuchte, warum am Berner Inselspital in den vergangenen Jahren der Haussegen wegen Umstrukturierungen schief hing.
Dabei hätte die Kommission auch Leitende von Insel-Kliniken anhören wollen. Der Regierungsrat habe die GPK jedoch zurückgepfiffen, kritisiert das Gremium in einer Mitteilung vom Freitag. Es sieht sich in seiner Oberaufsicht «substanziell behindert».
Der Regierungsrat wies den Vorwurf prompt zurück. Er räumte zwar ein, die GPK darauf hingewiesen zu haben, dass die von ihr geplante Befragung aus seiner Sicht nicht zielführend sei. Ausserdem habe der Regierungsrat die Kommission darum ersucht, eine solche Massnahme mit der Leitung des Inselspitals abzusprechen, heisst es in einer Stellungnahme.
Letztlich liege es aber in der alleinigen Verantwortung der Kommission, ob sie diese Befragungen durchführen wolle oder nicht.
Für Unmut am Inselspital sorgten in den vergangenen Jahren Umstrukturierungen. Insel-Direktor Uwe E. Jocham verfolgt bekanntermassen hochgesteckte Ziele. Er griff zu zahlreichen Spar- und Umstrukturierungsmassnahmen. Verwaltungsratspräsident der Insel-Gruppe ist der Berner alt Regierungsrat Bernhard Pulver.
Zwischen der Spitalleitung und einem Teil der Belegschaft tat sich ein Graben auf, wie die Berner Tamediablätter Ende 2021 berichteten. Für Unruhe sorgte seinerzeit ein neues Lohnsystem. Kritik wurde auch an der Betriebskultur und am Finanzdruck laut. Die Geschäftsprüfungskommission des Berner Kantonsparlaments begann, Abklärungen an die Hand zu nehmen.
Diese ergaben, dass die Unzufriedenheit und die Widerstände eng mit diesen Veränderungen verbunden sind. Sie seien insbesondere zulasten einzelner Kliniken gegangen, die an finanziellem Spielraum eingebüsst hätten. Die GPK nennt auch die neue Honorierung als Grund für die Unzufriedenheit.
Eines hält die GPK der Insel-Leitung zu gut: Diese sei nach der Einführung der Fallpauschalen im Jahr 2012 gar nicht darum herumgekommen, das Inselspital strukturell und finanziell neu aufzustellen.
Kritik übt die GPK aber an der Kommunikation der Spital-Leitung. «Hier beging die Insel-Leitung Fehler, die das Vertrauen des Personals massiv beeinträchtigt haben», schreibt die Kommission in einer Mitteilung vom Freitag.
Es reiche nicht, nur zu kommunizieren. Entscheidend seien auch Form und Inhalt. Dazu gehört nach Ansicht der GPK etwa, Transparenz zu schaffen und über Entscheide von grösserer Tragweite gegenüber dem Personal frühzeitig zu informieren und diese zu begründen. Mitarbeitende sollten auch einbezogen und Ideen und Vorschläge ernst genommen werden.
Die Kommission hat deshalb dem Regierungsrat nahegelegt, seinen Einfluss auf die Insel Gruppe AG geltend zu machen und für eine Verbesserung der Kommunikation zu sorgen. Gelinge dies nicht, könnte der Unmut weiter um sich greifen – dies notabene in einer Zeit, in der aufgrund von Fachkräftemangel und ungelösten Tarifentscheiden die Unsicherheiten ohnehin schon gross seien.
Die GPK nimmt auch den Regierungsrat in die Pflicht. Er sei in letzter Konsequenz der politische Verantwortliche. Und: Die Regierung habe am Anfang den Veränderungsprozess angestossen.
Die Auswirkungen daraus, so etwa eine hohe Fluktuation oder eine grosse Unzufriedenheit unter den Mitarbeitenden, seien deshalb Themen, welche der Regierungsrat ernst nehmen und mit denen er sich beschäftigen müsse.
Mit Blick auf andere Kantone hält die GPK fest, dass die Insel Gruppe AG für den Kanton im Moment eines der grössten finanziellen Risiken darstellen dürfte, weil die Spitäler finanziell sehr unter Druck stehen. Entsprechend wichtig sei es, dass der Regierungsrat seine Aufsicht wahrnehme.
Die GPK erhebt schliesslich einen happigen Vorwurf an den Regierungsrat. Dieser habe das Gremium bei den Abklärungen behindert.
Die GPK habe exemplarisch auch drei Leitende von Insel-Kliniken anhören wollen. Der Regierungsrat habe die GPK jedoch zurückgepfiffen. Mit ihrem Vorgehen überschreite die GPK Grenzen, das Vorhaben sei mit der Spital-Leitung abzusprechen, hiess es von Seiten der Regierung.
Die GPK sieht sich dadurch in ihrer Oberaufsicht «substanziell behindert». So seien gewisse inhaltliche Fragen für die Kommission offen geblieben. (sda)
Das Inselspital Bern ist das älteste "Unternehmen" der Schweiz (1354)
Hab ich vorgestern gerade gelesen, darum werf ich das einfach mal in die Runde ;)