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Gutachten: Einkapselung der Mitholz-Munition ist keine Lösung

Gutachten: Einkapselung der Mitholz-Munition ist keine Lösung

25.08.2021, 12:3026.08.2021, 10:08
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Explosionskatastrophe von Mitholz

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Explosionskatastrophe von Mitholz
Ein komplett zerstörtes Wohnhaus in Mitholz.
quelle: photopress-archiv / walter studer
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Ein Gutachten der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) hält eine «Verkapselung» der Munition im ehemaligen Munitionsdepot der Armee bei Mitholz nicht für sicher genug. Ein privater Ingenieur hatte dem Bund ein solches Verfahren vorgeschlagen.

Statt die Munitionsreste aus dem Felsstollen zu bergen, könnte man die Hohlräume im Stollen verfüllen, damit ein monolithischer Block entsteht, so im Grundsatz die Idee des Ingenieurs. Das Verfahren wäre viel günstiger und die Bevölkerung müsste für die Räumung der Munition nicht für viele Jahre ihr Dorf verlassen.

Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) liess bei der ETH ein Gutachten zum vorgeschlagenen Konzept erstellen. Dieses kommt nun aber zum Schluss, dass die Munitionsreste im Berg bei einer Verkapselung nicht sicher eingeschlossen werden können. Einmal verfüllt, lasse der Stollen keine Erfolgskontrolle, keine weiteren Massnahmen oder eine Bergung mehr zu. Auch der Durchfluss von Wasser kann laut Gutachten nicht ausgeschlossen werden.

Keine Alternative

Die Verkapselung ist für das VBS daher keine Alternative zur geplanten Räumung des alten Munitionsdepots in der Fluh bei Mitholz, wie das Departement in seiner Mitteilung schreibt.

Im 2. Weltkrieg war in Mitholz ein unterirdisches militärisches Munitionslager gebaut worden. 1947 explodierte ein Teil der rund 7000 Bruttotonnen Munition, die im Fels eingelagert waren.

Explosionsgefahr im ehemaligen Munitionslager Mitholz

Video: srf/Roberto Krone

Die Explosion richtete im Dorf grosse Verwüstung an, neun Menschen kamen ums Leben. Ein Teil der Munition konnte geräumt werden, dennoch befinden sich aufgrund einer Schätzung noch immer bis zu 3500 Brutotonnen Munition mit mehreren hundert Tonnen Sprengstoff im eingestürzten Stollen und im Schuttkegel davor.

Unterschätzte Gefahr

Lange Zeit gingen Experten davon aus, dass allfällige weitere Explosionen nur beschränkten Schaden anrichten würden. Erst 2018 kam das VBS in einer neuen Risikoanalyse zum Schluss, dass vom Lager eine grössere Gefahr ausgeht als bis dahin angenommen.

Umgehend wurde der Ruf nach einer Räumung der Munition aus dem Berg laut. Das VBS stellte diese Räumung in Aussicht, machte aber gleichzeitig auch klar, dass es ein sehr heikles und komplexes Unterfangen sein werde.

Anfang 2020 wurde erstmals fassbar, welche Folgen eine vollständige Räumung der verschütteten Munition aus dem Berg hat. Mitholz wird rund zehn Jahre lang zu einem Geisterdorf, denn viele Bewohner müssen ihre Häuser so lange verlassen. Die Räumung dürfte zwischen 500 und 900 Millionen Franken kosten.

Für die Mitholzer Bevölkerung war der drohende Wegzug ein Schock. Nun wurden auch Stimmen laut, die sich gegen eine Räumung aussprachen oder andere Lösungen, etwa die Überdeckung der Munition forderten.

Ende 2020 gab der Bundesrat grünes Licht für die Projektierung der Räumung. Das VBS wird dem Bundesrat im Herbst 2022 die Botschaft für die Finanzierung der Räumung unterbreiten.

Für die Räumungsarbeiten prüften die Verantwortlichen auch neuartige Technologien und Verfahren. So bestand etwa ein ferngesteuerter Bagger vergangenes Jahr seine Feuertaufe. (aeg/sda)

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