Der 34-jährige Angreifer soll zuerst mit Mitarbeitern der Diskothek gestritten haben. Danach sei er nach Hause gefahren und habe seine Waffe geholt. Um 4.30 Uhr eröffnete er das Feuer im Eingangsbereich des Clubs «Grey» im Konstanzer Industriegebiet. Der Türsteher wurde tödlich getroffen, drei Personen schwer verletzt.
Ein Schuss aus dem M16-Sturmgewehr traf auch einen Polizisten auf Kopfhöhe. Er überlebte, weil er an diesem Sonntagmorgen einen Amokhelm trug. Dieser rettete ihm das Leben.
An der Pressekonferenz am Montag präsentierten Polizei und Staatsanwaltschaft den lebensrettenden Helm. Ein eindrückliches Bild. Ein walnussgrosses Loch hat sich auf der einen Seite durch den Panzer gegraben. Der Schuss aus dem Sturmgewehr, das auch von US-Streitkräfte benutzt wird, muss heftig gewesen sein. Der getroffene Polizist erlitt zwar eine Schussverletzung, befand sich jedoch nicht in Lebensgefahr.
Diese Amokhelme sind zwei Kilogramm schwer, bestehen aus Titan und sind ballistisch. Sie sind besonders beschussfest und haben einen hohen Splitterschutz. Im Bundesland Baden-Württemberg besitzen selbst Streifenpolizisten seit 2011 solche Spezialhelme. Andere Bundesländer sind seither nachgerückt.
In der Schweiz tauscht sich die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten über Erfahrungen und Weiterentwicklungen im Bereich Schutzausrüstung aus. Doch zuletzt obliegen die Beschaffungen jedem einzelnen Korps. Dabei spielen auch finanzielle Aspekte eine Rolle.
Bei den drei grössten Korps nachgefragt zeigt sich: Anders als in Deutschland verfügen nur Sondereinheiten über kugelsichere Helme. Jolanda Egger, Sprecherin der Kantonspolizei Bern sagt: «Zur Grundausrüstung der uniformierten Polizisten gehören Helme, welche vor Schlägen und Wurfgegenständen schützen. Diese sind nicht auf den ballistischen Schutz ausgerichtet.» Sondereinheiten hingegen seien mit ballistischen Schutzhelmen ausgerüstet, die teilweise aus Titan seien.
Ein solcher rettete 2010 auch in Bern einem Polizisten das Leben. Der Rentner Peter Kneubühl hatte sich gegen die Zwangsversteigerung seiner Liegenschaft gewehrt und sich in seinem Haus verbarrikadiert. Bei seiner Flucht schoss er einem Polizisten in den Kopf. Dieser überlebte schwer verletzt.
Auch bei der Zürcher Stadtpolizei gehören kugelsichere Helme zur Ausrüstung der Polizisten. Sprecherin Judith Hödl sagt, je nach Einsatz werde die Ausrüstung situations- und lagebedingt angepasst. «Bei jedem Ausrückfall müssen die Polizisten eine Gefährdenseinschätzung vornehmen und bei Bedarf das entsprechende Schutzmaterial tragen.»
Neue Helme will sich die Kantonspolizei Zürich beschaffen. Sprecher Ralph Hirt sagt: «Die
Kantonspolizei Zürich ist bestrebt, sich mit Ihrer Ausrüstung
laufend an die sich verändernden Bedingungen anzupassen.» Die kugelsicheren Helme der Kantonspolizisten seien seit über dreissig Jahren in Gebrauch. (sar)