Der Start der Oberwalliserin Viola Amherd im Bundesrat war nicht ganz einfach. Als erste Frau an der Spitze des VBS, musste sie sich zuerst in die Dossiers einlesen. Doch das ist ihr mit Bravour und viel Lob gelungen. Es wird sogar gemunkelt, dass Amherd in ihren ersten fünf Monaten im VBS mehr bewegt hat als Parmelin zuvor in drei Jahren.
Amherds Auftritte wirken erfrischend, sie ist präsent, kontert Angriffe gekonnt und ist dossiersicher. Das zeigte sie auch in der SRF-«Rundschau», die am Mittwochabend ausgestrahlt wurde. Die Moderatoren Nicole Frank und Sandro Brotz fühlten der Bundesrätin auf den Zahn. Amherd, die die Fragen stets mit einem Lächeln auf den Lippen beantwortete, überraschte besonders mit drei Aussagen:
Dass Viola Amherd anfangs ihrer Amtszeit als VBS-Chefin nicht viel mit dem Militär und dessen Strukturen anfangen konnte, ist kein Geheimnis. «Das Amt, das Sie am Anfang gar nicht wollten, scheint ihnen nun zu gefallen. Sie haben ihre Meinung schnell geändert ...», meint Moderatorin Frank spitzfindig.
Amherd zuckt nicht mit der Wimper und erwidert: «Wenn ich einen neuen Gesichtspunkt sehe, bin ich auch gerne bereit, meine Meinung zu revidieren.» Sie sei ein Mensch, der neugierig sei und nicht gerne Routinen habe. «Das kommt mir hier jetzt entgegen. Es wäre schade gewesen, wäre ich nicht in dieses Departement gekommen», erklärt die Bundesrätin.
«Als junge Frau waren sie sehr kritisch dem Militär gegenüber», versucht es Moderator Brotz ein zweites Mal. «Jeder Mensch macht eine Entwicklung durch, ich habe auch meine Maturarbeit über Anarchie geschrieben und danach Jus studiert», kontert Amherd darauf schmunzelnd.
Die Wichtigkeit der Armee habe sie aber vor allem 1993 als Stadtpräsidentin von Brig am eigenen Leib erfahren. «Hätten wir da während der schlimmen Unwetter nicht die Hilfe des Militärs gehabt, wären wir wortwörtlich untergegangen.»
Auch kein Geheimnis ist Amherds Einsatz für Gleichberechtigung. Am Frauenstreiktag vergangenen Freitag zeigte sie sich auf dem Bundesplatz in violetter Kleidung zusammen mit anderen demonstrierenden Frauen.
Wie ernst es ihr wirklich mit der Gleichstellung ist, zeigte besonders eine Aussage von Amherd. Auf Brotz' Frage, ob Amherd bei gleicher Qualifikation einer Frau den Vorzug für einen Job geben würde, antwortete die 57-Jährige: «Wenn die Qualifikationen haargenau gleich sind, dann werde ich für jeden einzelnen Posten der Frau den Vorzug geben, bis wir die Gleichstellung erreicht haben.»
Was für eine Ansage: Bei gleicher Qualifikation will Bundesrätin #Amherd konsequent der Frau den Vorzug geben - „bis die Gleichstellung erreicht ist“. Auch wenn es um den Job des Armeechefs geht. Oder ist es bald eine Chefin? pic.twitter.com/InvFMCJSoi
— Sandro Brotz (@SandroBrotz) 19. Juni 2019
Amherd ist nicht nur Chefin der Armee, sondern auch Sportministerin. Das veranlasste die «Rundschau»-Moderatoren mit Amherd auch über die grassierende Gewalt während Schweizer Fussballspielen zu sprechen.
Auf die Frage von Moderatorin Frank, ob sich Amherd ein Hochrisikospiel mit einem Gottikind anschauen würde, hatte Amherd eine ziemlich deutliche Antwort bereit: «Das würde ich nicht. Schon allein, weil ich selbst nicht gerne in solche Situationen gerate. Ich vertrage keine Schlägereien.» Sie fände es traurig, dass man besonders mit Kindern nicht mehr an alle Spiele gehen könne, so Amherd weiter.
Hochrisikospiel FCZ gegen YB oder GC, #srfrundschau? pic.twitter.com/3e8O6PdQ2b
— Zum Runden Leder (@zumrundenleder) 19. Juni 2019
Auch im Netz wurde munter über Amherds Auftritt diskutiert. Und die Bundesrätin las offenbar mit. So bedankte sie sich bei einem Twitter-User, der Amherds Auftritt lobte.
Merci für die schöne Rückmeldung, das gibt zusätzliche Motivation 😊
— Viola Amherd (@Violapamherd) 19. Juni 2019
Die Frau überrascht wirklich positiv, obwohl ich per se mit dem Militär nicht viel am Hut habe.
Wären alle Bundesräte*((innen)) so, oder ähnlich, wäre die Schweiz eine bessere Schweiz!