Schweiz
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Daniel Jositisch kritisiert Bundesrat Alain Bersets privater Irrflug

«Da gibt es nichts zu verteidigen» – SP-Politiker kritisiert Alain Berset

Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch hält Alain Bersets aviatische Eskapaden für keine Privatsache. Er wirft dem SP-Gesundheitsminister vor, sich in Zeiten von Energie-Engpässen unverständlich zu verhalten. Derweil drohen erste Politiker, Berset für 2023 nicht zum Bundespräsidenten zu wählen.
18.07.2022, 10:04
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«Das laute Schweigen der SP», titelte die «Schweiz am Wochenende» am Samstag. Weder aus der SP-Parteileitung noch sonst von einem wichtigen Sozialdemokraten gab es eine Stellungnahme zum Irrflug von SP-Bundesrat Alain Berset über militärisches Sperrgebiet in Frankreich.

Bundesrat Alain Berset spricht an einer Medienkonferenz ueber die Massentierhaltungsinitiative, am Dienstag, 28. Juni 2022, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
SP-Bundesrat Alain Berset in der Kritik nach privatem Irrflug.Bild: keystone

Nun hat sich mit dem Zürcher Ständerat Daniel Jositsch erstmals ein einflussreicher SP-Politiker zum Vorfall geäussert. In der Sendung «SonnTalk» der CH-Media-Sender sagte er: «Es gibt da nichts zu verteidigen.» Jositsch kritisierte nicht nur, dass Berset «im Ausland einen Einsatz der Militärpolizei» provoziert habe, was keineswegs privat sei. Sondern auch, dass Berset überhaupt fliege.

«In einer Zeit, wo wir in einer Energiekrise stehen und es wichtig ist, die Klimaziele zu erreichen, ist es unverständlich, wenn er mit einem Privatflieger unterwegs ist.»

Jositsch hält Rücktrittsforderungen jedoch für überzogen, ebenso sei der Irrflug kein Problem der Partei, sondern eines von Berset.

Berset missbraucht sein Amt, sagt SVP-Nationalrätin

Nationalrätin Monika Rüegger (SVP/OW) hielt im «SonnTalk» dagegen. Es sei nicht an ihr, Bersets Rücktritt zu verlangen, sie staune einfach darüber, was sich seine Partei alles von ihm bieten lassen. Rüegger sagte, sie könnte im Moment den Sozialdemokraten nicht zum Bundespräsidenten wählen. Das sollte an der Wintersession geschehen; Berset ist turnusgemäss als Bundespräsident für 2023 vorgesehen. Rüegger:

«Berset missbraucht sein Amt für persönliche Profilierungen. Das ist für mich untragbar. Und ich weiss nicht, wie er bei all seinen Beschäftigungen und Eskapaden überhaupt noch die Zeit finden könnte, das Präsidialamt auszuüben.»

Sie habe kein Vertrauen mehr in ihn, fügte sie an. Auch der in der Sendung ebenfalls anwesende Luzerner FDP-Ständerat Damian Müller ist noch nicht sicher, ob er Berset die Stimme zum Bundespräsidenten geben kann. Ihn stört die Häufung von Skandalen, Müller hat den Eindruck, Berset «verliert den Boden unter den Füssen.»

Der Luzerner erwartet vom SP-Bundesrat jetzt vollen Einsatz für wichtige Sachdossiers wie die AHV-Abstimmung im September oder die Herausforderungen bei der beruflichen Vorsorge.

Das zeigt: Alain Berset steht nach seinem Frankreich-Vorfall unter Beobachtung. Viel kann er sich nicht mehr leisten. (chm/aargauerzeitung.ch)

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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hösch
18.07.2022 10:31registriert März 2022
Mit der Vorbildsfunktion haben Bundesräte gerne mal Mühe.
Aber wenn Frankreich keine Staatsaffäre aus diesem faux pas macht, weshalb sollte es die CH?

Berset als Pilot unter Beobachtung zu setzen wäre logischer wie als Bundesrat.
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Gandalf-der-Blaue
18.07.2022 10:44registriert Januar 2014
Ich habe früher schon gefragt, der Kommentar wurde aber nicht veröffentlicht, deshalb frage ich jetzt wieder: Hätte diese Story im Winter dieselbe Aufmerksamkeit gekriegt? Ja, der Sachverhalt ist unglücklich, aber deswegen alles wegreden, was Berset in den letzten zwei Jahren geleistet hat? Churchil hatte schon recht: Man muss 10000 gute Dinge tun für einen guten Ruf - und ein einziges falsch, um diesen guten Ruf zu ruinieren.
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bokl
18.07.2022 10:54registriert Februar 2014
Als ob Frau Rüegger Berset sonst wählen würde. Die hätte auch sonst eine Ausrede gefunden.
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