Bei der Bekämpfung einer Pandemie ist es eine Unvermeidlichkeit: Früher oder später werden die Helfer selber krank. Diese Tatsache offenbart sich jetzt auch in den Reihen der Schweizer Armee. Am Mittwochmorgen um sechs Uhr belief sich die Zahl der mit dem neuen Coronavirus infizierten Armeeangehörigen auf 105, wie Sprecher Daniel Reist gegenüber CH Media sagt. Damit entfällt eine von hundert bestätigten Coronavirus-Ansteckungen in der Schweiz auf die Armee. Eine klare Zunahme gegenüber vergangener Woche, als Armeechef Thomas Süssli noch von zehn bestätigten Fällen sprach. Immerhin mussten laut Reist nur einzelne Infizierte ins Spital und niemand auf die Intensivstation.
Dass gerade die Schweizer Armee nicht von Ansteckungen verschont bleibt, ist keine Überraschung: Der Oberfeldarzt der Armee betrachtet «enge Zwangsgemeinschaften», wie sie in den Schweizer Kasernen vorherrschen, laut CH-Media-Informationen als Risikofaktor für eine Sars-CoV-2-Infektion. Die Armee verzeichnet in den eigenen Reihen jeweils dreimal so viele Fälle der saisonalen Grippe wie im Rest der Bevölkerung.
Die mit dem Coronavirus infizierten Armeeangehörigen bleiben ab Symptombeginn während mindestens zehn Tagen isoliert und dürfen frühestens 48 Stunden nach Abklingen der Symptome zurück zur Truppe. «Danach ist ein Einsatz wieder möglich», sagt Armeesprecher Reist. Man rechne in den nächsten Tagen mit den ersten Rückkehrern.
Nach erfolgter Heilung sind die Betroffenen als Einsatzkräfte bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie besonders gefragt. Sie sind gemäss aktuellen medizinischen Erkenntnissen immun gegen eine erneute Ansteckung mit dem Virus, können also beispielsweise bei einem Einsatz im Spital keine Patienten, Ärzte oder Pflegefachpersonen mehr anstecken. Der Schritt aus der Isolation an die Front in den Spitälern ist daher naheliegend.
Der Berner Immunologe Martin Bachmann hält den Einsatz geheilter Personen für richtig – nicht nur in der Armee. Es sei essenziell, dass diese in der Wirtschaft und im Gesundheitswesen wieder eingesetzt werden könnten. Vor einem Einsatz sei aber der Nachweis notwendig, dass die betreffende Person genügend sogenannte IgG-Antikörper produziert habe; das sind Abwehrstoffe im Blut. Das sei nicht bei jeder Infektion der Fall.
So könne es Coronavirus-Infizierte geben, die keine der typischen Symptome wie Husten oder Fieber aufwiesen, und «daher eventuell auch keinen Immunschutz gegen Sars-Cov-2 entwickeln».
Das Berner Inselspital beschaffe zurzeit Schnelltests aus China, um Patienten künftig auf das Vorhandensein der Antikörper im Blut testen zu können.
Das Hauptziel bleibt aber die Entwicklung eines Impfstoffs. Martin Bachmann und sein Team gehören zu den Tausenden Forschenden weltweit, die sich mit der Entwicklung beschäftigen. «Wir haben einen funktionierenden Impfstoff. Nun braucht es zusätzliche Gelder.» Das Teure an der Entwicklung seien die klinischen Studien und die Produktion.
Ein neu gegründetes Konsortium versuche derzeit, finanzielle Mittel für die Impfstoffentwicklung zu organisieren. Man benötige voraussichtlich 100 Millionen Franken, um innerhalb von sechs bis acht Monaten in Produktion gehen zu können. Das sei eine Investition, die sich lohne: «Wenn die Schweiz nicht selber einen Impfstoff entwickelt, werden wir diesen nicht rechtzeitig bekommen. Der Import scheitert ja bereits bei den Schutzmasken.»
Damit der Kraftakt gelinge, brauche es nicht nur Geld, sondern auch staatliche Flexibilität, sagt Immunologe Bachmann. «Die Behörden und die Swissmedic müssen beim Bewilligungsverfahren schnell agieren und zu Kompromissen bereit sein.»
Verstehe ich das richtig: Immunschutz wird nur oder eher entwickelt, wenn jemand tatsächlich Symptome hat? Sprich, jemand der keine Symptome aufweist könnte sich mehrfach anstecken oder bleibt dann einfach ansteckend?
Entschuldigt die Laienfrage, habe keinen medizinischen Hintergrund aber möchte die zitierte Aussage gerne verstehen.
Danke für klärende Antworten.