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Die Schweiz hinkt im Impfplan hinterher – nun kommt wohl der vierte Impfstoff

Eine Krankenschwester bereitet eine Impfung von Pfizer-BioNtech gegen Covid-19 vor. Foto: Isaac Buj/EUROPA PRESS/dpa
Eine Krankenschwester bereitet eine Impfung von Pfizer-Biontech gegen Covid-19 vor.Bild: sda

Die Schweiz hinkt im Impfplan hinterher – nun kommt wohl der vierte Impfstoff

31.01.2021, 06:0431.01.2021, 12:12
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Die Schweiz und das Impfen – das funktioniert nicht ganz so wie gedacht. Zuerst hielt der Bundesrat die Kantone an, schneller zu impfen, dann kam es zu Lieferengpässen. Ist das Ziel, bis Ende Juni alle Impfwilligen zu schützen, in Gefahr?

In einem Interview mit der NZZ am Sonntag hält Gesundheitsminister Alain Berset fest, dass man beim Impfen gut positioniert sei. Es sei zwar ärgerlich, dass es derzeit zu Lieferengpässen komme, aber das Ziel, bis Ende Juni alle impfen zu können, bleibe erreichbar. Berset verweist auf die mögliche baldige Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca.

Kurzfristig werde das Ziel, bis Ende Februar alle über 75-Jährigen zu impfen, verfehlt: «Wir werden Ende Februar wohl noch nicht so weit sein wie erhofft», sagt Berset.

Bundesrat Alain Berset spricht an einer Medienkonferenz zu Covid 19 Massnahmen, am Mittwoch, 27. Januar 2021, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Gesundheitsminister Alain Berset.Bild: keystone

Es sei aber nicht entscheidend für den Erfolg der Aktion, «ob wir die ersten zehn Prozent der Bürger Ende Januar oder Ende Februar geimpft haben. Wichtig ist, dass wir im zweiten Quartal schnell sind, wenn die grossen Mengen an Impfstoff kommen», sagt Berset weiter.

BAG verhandelt über vierten Impfstoff

Derweil gibt es erfreuliche Nachrichten von einem vierten Impfstoff – die Rede ist von Johnson & Johnson. Der Vorteil deren Impfstoff: Er ist einfacher, schneller und günstiger herstellbar als die Konkurrenz. Dazu kommt, dass für den Schutz lediglich eine Impfdosis nötig ist.

This Sept. 2020 photo provided by Johnson & Johnson shows a scientist in Janssen laboratory in Leiden, The Netherlands. Johnson & Johnson's long-awaited COVID-19 vaccine appears to protec ...
Eine Wissenschaftlerin von Johnson & Johnson in Leiden, Holland.Bild: keystone

Die Schweiz könnte nun als eines der ersten Länder Zugang dazu erhalten. Das BAG hält sich zwar bedeckt, aber der Sprecher von Johnson & Johnson Schweiz sagte gegenüber der Sonntagszeitung: «Ich kann bestätigen, dass mit dem BAG verhandelt wird.»

Am Freitag publizierte der Pharmakonzern eine Zwischenauswertung seiner Phase-III-Studie – die Resultate entscheiden darüber, ob der Impfstoff überhaupt durch die Zulassungsbehörden genehmigt wird. Der Konzern vermeldete aber selbstbewusst, dass ab März bis Ende Jahr eine Milliarde Dosen produziert und ausgeliefert würden.

Bei Swissmedic liegen noch nicht alle notwendige Daten zur Zulassungsprüfung vor. Aber Sprecher Lukas Jaggi sagte gegenüber der «Sonntagszeitung»: «Wenn wir diese rasch und in guter Qualität erhalten, können wir wegen des rollenden Verfahrens sehr rasch entscheiden.» Wenn es gleich schnell geht wie beim Impfstoff von Pfizer-Biontech, dann könnte das Vakzin bereits Anfang März zugelassen werden.

Berset dämpft Erwartungen

Die derzeitigen Massnahmen gelten noch bis Ende Februar. Ob sie dann gelockert werden, darüber zu spekulieren sei noch zu früh, sagt Berset gegenüber der «NZZ am Sonntag». Zwar sinken die Fallzahlen mit der alten Virusvariante – der Anteil der neuen Mutationen verdopple sich jedoch jede Woche. Berset: «Wir sind noch immer in einer instabilen und gefährlichen Situation.»

Berset verwies ausserdem auf Länder, deren Fallzahlen trotz scharfer Massnahmen weiter steigen. «Das zeigt: Wir müssen vorsichtig vorgehen. Und wir müssen sicherstellen, dass die Balance zwischen neueren Virusvarianten und Lockerungsschritten auf der einen und der fortschreitenden Immunisierung der Bevölkerung mit Impfungen auf der anderen Seite im Gleichgewicht bleibt.»

Angesprochen auf den wachsenden Frust in der Bevölkerung meinte Berset: «Das Jammern macht die Sache nicht besser. Ich sagte einmal, diese Pandemie sei ein Marathon, den wir bewältigen müssen. Nun zeigt sich, dass es eher ein Triathlon ist.» Man müsse die Kräfte einteilen und sich weiterhin gegenseitig unterstützen.

Impfbereitschaft steigt in der Schweiz

Die Bereitschaft, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, steigt laut einer Meldung vom «SonntagsBlick» auf ein neues Rekordhoch. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine repräsentativen Umfrage der Universität Zürich des Monitoring-Projekts Covid-Norms.

Dabei fühlten Wissenschaftler der Bevölkerung seit September 2020 wöchentlich den Puls. In der dritten Januarwoche antworteten auf die Frage nach der Wahrscheinlichkeit, sich impfen zu lassen, falls der Coronavirus-Impfstoff verfügbar wäre, rund 55 Prozent mit «sehr wahrscheinlich» oder «wahrscheinlich».

Dies seien so viele, wie noch nie gewesen. Mitte Dezember waren es demnach erst 41 Prozent. Allerdings wollten sich noch immer 28 Prozent der Befragten nicht gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Jeder sechste sei allerdings noch unentschlossen. (jaw)

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54 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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superzonk
31.01.2021 11:22registriert März 2015
Warum immer negativ schreiben? Vor einem Jahr kam das Ding zu uns, jetzt ist die Menschheit bereits am Impfen. In keiner Pandemie ist das je zuvor gelungen. Und wir jammern ob es einen Monat schneller geht oder nicht. Seien wir doch einfach dankbar, dass sich täglich ganz viele in sehr vielen verschiedenen Aufgaben dafür einsetzen, dass wir das Virus in den Griff bekommen. Kritisieren ist extrem simpel im Gegensatz zum Aufbau einer funktionierenden Logistik mit all den Ressourcen und Abhängigkeiten. Etwas Demut vor dieser Herausforderung schadet nicht.
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Toerpe Zwerg
31.01.2021 07:58registriert Februar 2014
Die Impfstoffe von Astra Zeneca und Johnson Johnson haben doch ein viel zu geringe Wirksamkeit, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Wieso lässt man die zu?
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Töfflifahrer
31.01.2021 12:07registriert August 2015
Warum bitte nicht einfach akzeptiere, dass es a) zuwenig hat, und die Herstellung eben dauert, b) es für alle Menschen auf dem Planeten reichen muss und c) ein weltweit einheitliche Kontingente zur Verfügung gestellt werden müssten.
Was jetzt geschieht ist ja in der Schweiz alleine zum Haareraufen! Ein Wettkampf der Kantone, haben die eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Die einen spritzen was das Zeugs hergibt, andere sind so intelligent und reservieren die benötigten 2. Dosen, im Wissen, dass die Lieferungen hacken können.
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