Die Kantone Zürich und Bern kritisieren offen Gesundheitsminister Alain Berset für dessen überraschende Ankündigung einer verkürzten Wartezeit für Auffrischungsimpfungen. Das Vorgehen sei «eine Hauruckübung», sagte Peter Indra, Vorsteher des Gesundheitsamtes des Kantons Zürich, der «SonntagsZeitung». Die Wartezeit für die Booster-Impfung soll per sofort von sechs auf vier Monate nach der Grundimmunisierung verkürzt werden. Damit habe Berset in der Bevölkerung eine «riesige Anspruchs- und Erwartungshaltung» geweckt. «Hunderttausende Zürcher glauben nun, dass sie bis Weihnachten noch einen Booster bekommen.» Das werde aber nicht möglich sein.
Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg kritisierte, dass der Bundesrat die Verkürzung angekündigt habe, bevor die Impfkommission grünes Licht gegeben habe. Er sei dagegen, «dass wir Hunderttausende mit einer Off-Label-Anwendung boostern. Die Ärzte können diese Verantwortung nicht übernehmen». Schnegg glaubt, dass im Kanton Bern bis Ende Februar alle, die das wollen, geboostert werden können. Er erwägt, die Armee für das Impfen aufzubieten.
Schweizer Kliniken verlieren eines von zwei wichtigen Medikamenten für Risikopatienten mit Covid-19, weil es gegen die Omikron-Variante offenbar nicht wirksam ist. Das Universitätsspital Zürich gibt für Omikron-Patienten keine Infusionen mit Regen-Cov mehr ab, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Das Medikament wird mit Entzündungshemmern verabreicht und ist unter dem Namen «Trump-Cocktail» bekannt, weil der frühere US-Präsident Donald Trump es bei seiner Covid-Erkrankung erhalten hatte. Das Kantonsspital Baselland will dem Bericht zufolge nachziehen und die Medikation umstellen. Bei der Delta-Variante hilft der Cocktail, Krankheitsverläufe abzuschwächen, indem der monoklonale Antikörper an der Oberfläche andockt und das Virus neutralisiert. Bei Omikron greift er ins Leere. Besser ist die Ausgangslage für Risikopatienten, die nicht im Spital liegen. Wer milde Symptome hat, kann eine Infusion mit Xevudy bekommen. Der Wirkstoff wurde in Bellinzona TI von der Biotech-Firma Humabs entwickelt und neutralisiert gemäss Studien im Reagenzglas auch Omikron.
Die Schweizer Rentnerinnen und Rentner werden immer reicher. Deren Ersparnisse wachsen mit zunehmendem Alter weiter an, wie eine neue Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigt, über die die «NZZ am Sonntag» berichtet. Demnach kletterte zuletzt das durchschnittliche Kapital einer alleinstehenden Person zwischen 65 und 90 von 400'000 auf 600'000 Franken. 90-jährige Paare kommen im Schnitt gar auf 1 Million Franken. In den meisten Ländern verläuft die Entwicklung umgekehrt: Während die Menschen mit 65 am meisten besitzen, müssen sie im Ruhestand ihre Ersparnisse schrittweise aufbrauchen.
Die Schweizer Rentner seien ein Sonderfall, erklärte Studienautorin Nora Meuli der Zeitung. Ein Grund für die Entwicklung sind dem Bericht zufolge die hohen Erbschaften. Pro Jahr werden 90 Milliarden Franken weitergegeben, oft an Personen im Pensionsalter. Rund ein Fünftel der Pensionierten hat allerdings praktisch keine Ersparnisse. 200'000 Personen über 65 haben zu wenig Einkommen, um das Existenzminimum abzudecken.
Das Medienhaus Ringier hat dem Westschweizer TV-Moderatoren Darius Rochebin nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung einen sechsstelligen Geldbetrag überwiesen. Im Zuge einer aussergerichtlichen Einigung seien rund 105'000 Franken geflossen, berichtet die «NZZ am Sonntag» unter Berufung auf informierte Kreise. Im Gegenzug habe der Journalist Klagen gegen sechs Personen zurückgezogen, darunter Ringier-CEO Marc Walder. Eine Ringier-Sprecherin bestätigte einen Vergleich, nannte jedoch keine Details.
Die Westschweizer Zeitung «Le Temps» hatte im Oktober 2020, als Ringier noch im Besitz des Blattes war, schwere Vorwürfe gegen den damaligen Starmoderatoren des Westschweizer Fernsehens RTS erhoben. Rochebin habe Mitarbeitende sexuell belästigt und seine Macht missbraucht, hiess es. Rochebin, der zum französischen Sender LCI wechselte, zog sich vorübergehend vom Bildschirm zurück. Eine Untersuchung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) im April 2021 kam zum Schluss, der Moderator habe sich keine strafbaren Handlungen zuschulden kommen lassen. Diese Woche interviewte der Schweizer Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron während zwei Stunden.
Kulturminister Alain Berset befürwortet laut dem «SonntagsBlick» die Schaffung einer unabhängigen Kommission für Kunstwerke, die im Zusammenhang mit der Nazi-Diktatur den Besitzer wechselten. Wie die Zeitung aus gut unterrichteten Quellen erfuhr, hält Berset das Anliegen für «absolut sinnvoll». Im Streitfall würde diese Expertengruppe eine unverbindliche Empfehlung abgeben. Das Innendepartement wollte den Sachverhalt nicht kommentieren. Der Gesamtbundesrat hat sich noch nicht dazu geäussert. Eine Motion des Bündner SP-Nationalrats Jon Pult, der die Schaffung einer solchen Kommission verlangt, ist hängig. Das Bundesamt für Kultur wehrte sich bislang gegen die Einrichtung eines solchen Gremiums, weil es dafür keinen Bedarf gebe. In Zürich entbrannte jüngst ein Streit um die Ausstellung der Kunstsammlung von Emil Georg Bührle im Kunsthaus. Insbesondere die Präsentation zu den Umständen der Entstehung der Sammlung geriet unter Beschuss. Es besteht der Verdacht, dass die Sammlung auch Raubkunst aus der Zeit des Nationalsozialismus enthält.
Der exzessive Alkoholkonsum nimmt unter den Schweizer Seniorinnen und Senioren offenbar zu. Ab 65 Jahren trinken 25 Prozent der Personen täglich, berichtet die Westschweizer Sonntagszeitung «Le Matin Dimanche». Von den 7.5 Prozent, die einen problematischen Alkoholkonsum haben, ist ein Drittel im Rentenalter dem Rausch verfallen. Eine Freiburger Studie mit 6000 Senioren zeigt, dass 11.6 Prozent der über 65-Jährigen unter schwerer Abhängigkeit leiden. Die Coronavirus-Pandemie könnte das Problem verstärkt haben, sagte Nicolas Dietrich, der Freiburger Kantonsbeauftragte für Suchtfragen, der Zeitung. Für diejenigen, die Alkohol «als Selbstmedikation gegen Angst oder Stress konsumieren, haben wir noch keine Zahlen, aber es ist wahrscheinlich, dass der Konsum zugenommen hat. Wir wissen jedoch nicht, in welchem Ausmass und ob es sich um eine dauerhafte Entwicklung handelt». (sda)
Natürlich kommt diese Studie passend zur AHV Revision…
Nur bevorzugt man da ja genau die Reichen…
Leider dürften dies jedoch viele nicht kapieren…
Nur so kann die sich stetig weiter öffnende Schere verlangsamt werden…