«Seit drei Wochen habe ich Kopfschmerzen und fühle mich krank und ‹schnuddrig›. Diese Erkältung geht einfach nicht mehr weg»: Die Zürcherin Marielle Wüthrich ist eine von vielen Schweizerinnen und Schweizern, die sich derzeit mit Schnoddernase und Kratzehals abmühen.
Händewaschen, Abstand halten, Maske tragen: Wegen der Corona-Hygienemassnahmen ist die Erkältungs-Saison letztes Jahr fast ausgefallen. Heuer sieht die Lage anders aus. Derzeit liegen wieder mehr Leute wegen Husten und Schnupfen flach. Die Nachfrage nach Neocitran und Co. steigt. «Es kommen wieder vermehrt Leute mit Atemwegsinfektionen zu uns und verlangen entsprechende Medikamente», sagt eine Sprecherin der Dr. Noyer Apotheken in Bern.
Vor einem Jahr habe man zu dieser Zeit kaum Personen wegen triefenden Nasen und Husten bedient. «Die Zeit der Erkältungen fängt gerade erst an. Niemand weiss, wie sie sich dieses Jahr entwickeln wird», so die Apothekerin.
Auch bei Schmid's See-Apotheke in Luzern wenden sich etliche Menschen an die Angestellten, die sich wegen Atemwegsinfektionen behandeln lassen. «Die Erkältungssaison hat dieses Jahr bereits im September angefangen. Das ist früher als normal», sagt Geschäftsleitungsmitglied Doris Vollenweider zu watson. Grippe-Fälle habe man aber bis anhin noch keine verzeichnet.
Atemwegsinfektionen verlaufen in den allermeisten Fällen harmlos. Ausser Bettruhe und Tee trinken ist keine Behandlung nötig. Gefährlicher ist hingegen die saisonale Grippe. Wie die Grippewelle im zweiten Corona-Winter ausfallen wird, ist noch ungewiss.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rechnet diesen Winter nicht mit einer aussergewöhnlich grossen Grippewelle. Zuversichtlich stimmen die Entwicklungen im Ausland. Auf der Südhalbkugel, wo gerade der Winter geendet hat, wurde gar keine Grippeepidemie beobachtet.
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«Trotz fortgesetzter und in einigen Ländern sogar vermehrter Testung auf Influenza wurden nur wenige Influenzaviren nachgewiesen», hält das BAG in einem Bericht zum Thema fest. Auch in Europa verharre die Influenza-Aktivität «auf zwischensaisonalem Niveau».
Nicht alle Fachleute teilen diesen Optimismus. Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, gibt zu bedenken: «Wie es am Ende kommen wird, das ist ein grosses Fragezeichen.» So sprächen zwar die Entwicklung im Ausland, der reduzierte Reiseverkehr und die Corona-Massnahmen eher gegen eine heftige Grippewelle.
«Gleichzeitig dürfte die Immunität eher zurückgegangen sein, da wir im letzten Jahr so gut wie keine Grippefälle hatten», sagte er zu Blue News. Sprich: Unser Abwehrsystem wäre schlechter gerüstet, sollte es dennoch mit einem Grippevirus in Kontakt kommen. (amü)
Langfristig macht uns der Schutz vor COVID aber krank, werden harmlose Viren/Bakterien zunehmend zum Problem.
Im Sommer die RSV bei Kindern, jetzt hartnäckige Erkältungen. Wohl bald wird’s die Influenza sein, welche bereits im 2019/20 fast inexistent war.
Unser Immunsystem muss trainieren können. Wird das längere Zeit verhindert, dürfte der Bumerang umso heftiger ausfallen.
Wir müssen mit Krankheiten leben, ob’s uns passt oder nicht.