
Alain Berset am 12. Oktober in Bern.Bild: keystone
Für Alain Berset gibt es keine Alternative zu einer hohen Impfquote und einer neuen Impfoffensive, betont er im
Interview mit CH Media. Die 6 wichtigsten Aussagen des Gesundheitsministers.
25.10.2021, 06:2725.10.2021, 06:35
Das sagt Berset …
… über die Impfoffensive
«Was ist die Alternative? Mit den Schultern zucken und nichts tun? Das ist keine Option, und dies sehen auch die Kantone so. Wir müssen noch einmal alles versuchen. Es werden sowieso alle mit dem Virus in Kontakt kommen. Die Frage ist einzig und alleine, wie die Immunisierung erfolgt: Per Impfung in einer kontrollierten, sicheren Weise oder per Infektion mit all den Risiken, die eine schwere Erkrankung mit sich bringt?»
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… die tiefe Impfquote der Schweiz
«Das hat sicher kulturelle Gründe. Auch in unseren deutschsprachigen Nachbarländern Deutschland und Österreich ist die Impfskepsis verbreitet und die Impfquote auf einem ähnlichen Niveau. In Portugal hingegen sind 86 Prozent der Bevölkerung gegen Corona geimpft. Ich habe gelesen, die Impfbereitschaft sei deswegen so hoch, weil das Land bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts viele Polio-Erkrankungen erlebt hat. Diese Erfahrung ist in Portugal bis heute prägend.»
… die Forderungen nach einem Ausstiegsszenario:
«Solche Forderungen sind ein Dauerbrenner dieser Krise. Die Leute wollen Sicherheit, Gewissheit, Klarheit. Aber das zentrale Merkmal einer Pandemie ist Unvorhersehbarkeit. Wir haben schon versucht, mit Kriterien zu arbeiten: Sie waren jeweils sehr schnell überholt.»
… über die Aufhebung der Zertifikatspflicht:
«Der Bundesrat hat die Zertifikatspflicht Mitte September ausgedehnt, als sich die Fallzahlen trotz warmer Temperaturen alle acht Tage verdoppelt haben. Unterdessen hat sich die Situation beruhigt. Die Frage einer Aufhebung stellt sich. Doch die Herbstferien sind noch nicht überall vorbei, es wird kälter, und der Trend bei den Ansteckungen hat sich gekehrt. Nicht nur bei uns. Damit werden auch die Spitaleintritte zunehmen. Aber wir prüfen die erweiterte Zertifikatspflicht Mitte November wieder. Der Bundesrat wird sofort lockern, sobald das Risiko vertretbar ist – bei den Grossanlässen dürfte die Zertifikatspflicht hingegen noch länger nötig bleiben.»
… über die monierte Einschränkung der Grundrechte durch das Zertifikat.
«Wir dürfen nicht vergessen, dass im letzten Winter Restaurants, Bars, Kinos, Theater, Fitnesscenter während Monaten geschlossen waren – und zwar für alle. Damals waren die Möglichkeiten viel stärker eingeschränkt als heute. Jetzt ist alles offen. […] langfristig lässt es sich nicht rechtfertigen, dass die Steuerzahler die Tests bezahlen müssen. Man darf aber nicht vergessen, was der Bundesrat in diesem Zusammenhang auch noch entschieden hat: Er übernimmt weiterhin die Kosten für repetitive Tests in Firmen, Schulen oder auch Universitäten, und mit diesen Testergebnissen bekommt man ein Zertifikat.»
… über Auslandsreisen bei einem Nein zum Covid-Gesetz
«Vergessen wir nicht: Bei einer Ablehnung würden alle vom Parlament im März 2021 beschlossenen Anpassungen des Covid-Gesetzes wegfallen. Davon betroffen wäre nicht nur das Zertifikat. Auch Hilfsleistungen für Selbstständigerwerbende, Angestellte, Unternehmen, für Kultur, Sport oder Kitas und Regelungen wie die Befreiung von Geimpften von der Quarantänepflicht wären betroffen. Und auch für das Zertifikatssystem würde uns ab nächstem Frühling die gesetzliche Grundlage fehlen. Das heisst nicht, dass Schweizerinnen und Schweizer nicht mehr ins Ausland reisen können. Doch es wird deutlich komplizierter, weil sie nicht mehr mit dem Zertifikat reisen können oder Einschränkungen im Reiseland in Kauf nehmen müssten.»
Sputim legt Impfskeptiker rein
Video: watson
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Oh, wait…
Für Ihre Ausdauer, Geduld und Courage als Vertreter des Gesamtbundesrates in dieser anspruchsvollen Zeit.