Die Zahl der Neuansteckungen mit dem Coronavirus steigt weiter an – und setzt die Spitäler zunehmend unter Druck. Die Zahl jener Operationen, die zu Gunsten der Betreuung von Covid-19-Patienten verschoben werden mussten, ist auf mehrere Tausend gestiegen. Doch ewig können diese Eingriffe nicht verschoben werden.
Nun haben sich in den letzten Tagen gleich mehrere Chefärzte zu Wort gemeldet – und auf die prekäre Situation in den Schweizer Spitälern hingewiesen. Wir haben die wichtigsten Zahlen und Informationen zusammengefasst.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) meldet am Montag 10'726 neue Ansteckungen in den letzten 72 Stunden mit dem Coronavirus in der Schweiz und in Liechtenstein. Zum Vergleich: Vor einer Woche verzeichnete das BAG 9809 Fälle. Das ist eine Zunahme von 9,35 Prozent.
Am Wochenende mussten innerhalb von 72 Stunden 445 neue Corona-Infizierte in die Spitäler eingewiesen werden. Letztes Wochenende waren es im selben Zeitraum 327 Personen.
Um auf die angespannte Situation in den Spitälern aufmerksam zu machen, haben sich einige Ärzte an die Medien gewandt. Urs Karrer, Chefarzt Infektiologie Kantonsspital Winterthur, vergleicht die Todeszahlen des Kantons Zürich in der «NZZ am Sonntag» mit einem Unfall eines Verkehrsflugzeuges, der sich ständig wiederholt:
Seit Oktober mussten allein die fünf Universitätsspitäler Basel, Bern, Zürich, Lausanne und Genf mehr als 4000 Operationen verschieben, um Platz für die Betreuung und Pflege von Covid-19-Patienten zu schaffen. Davon betroffen sind auch dringliche Behandlungen, schreibt der «Tagesanzeiger».
In der Intensivstation des Universitätsspitals Zürich, einem der grössten Krankenhäuser des Landes, seien noch drei Betten frei. Dies hat drastische Folgen für Patienten mit anderen lebensbedrohlichen Krankheiten und Notfällen. So musste am Universitätsspital Zürich ein junger Krebspatient aus Platzmangel kurz vor seiner Tumor-Operation wieder nach Hause geschickt werden.
Im Stadtspital Triemli ist ein Notfall-Patient mit einem Riss in der Hauptschlagader operiert worden, der zunächst wegen Platzmangel in verschiedenen Spitälern abgewiesen wurde – trotz lebensgefährlicher Verletzung. «Das ist einer der chirurgischen Top-Notfälle, man darf überhaupt keine Zeit verlieren», sagt Gerhard Eich, Chef-Infektiologe, zur «NZZ am Sonntag».
Am 7. Dezember 2020 warteten mehr als 2600 Nicht-Covid-Patienten auf einen erneuten Termin für ihre verschobenen Eingriffe. In einem Brief an Bundesrat Alain Berset, welcher der «SonntagsZeitung» vorliegt, schreibt Bertrand Levrat, Präsident des Verbandes Universitäre Medizin Schweiz:
Des Weiteren schreibt er, dass die Infektionszahlen nicht ausreichend sinken, wodurch die Spitäler an ihre Schmerzgrenze gelangen.
Ein Ausbau der Betten für Corona-Patienten sei derzeit nicht möglich. Urs Karrer erklärt: «Schafft man zwei zusätzliche Covid-19-Betten, muss man drei bis vier andere zumachen, weil die Pflege so intensiv ist». Der Grund: Es fehle an qualifiziertem Personal.
Die hohe Auslastung der Spitalbetten führe zu Überstunden. Nach einer zehnstündigen Schichtarbeit lässt die Konzentration nach, es passieren Fehler. Masken- und Handschuhe werden vergessen zu wechseln. Dieser Teufelskreis führe dazu, dass sich das Virus im Spital ausbreitet.
Was muss nun passieren? Damit das Gesundheitssystem nicht kollabiere, müssen die Fallzahlen gemäss den Ärzten schnellstmöglich unter 700 pro Tag gesenkt werden. Als Vergleich: Am Freitag gab das BAG 5136 Fälle bekannt.
Aber nicht nur die Fallzahlen müssen sinken, auch die Positivitätsräte soll unter fünf Prozent gedrückt werden. Zum Vergleich: Die Positivitätsrate lag am Freitag bei 15,2 Prozent.
Um diese Ziele zu erreichen und im Frühjahr wieder zu einer gewissen Normalität zurückzukehren, bräuchte es weitere Massnahmen. Ob die Massnahmen tatsächlich weiter verschärft werden, erfahren wir (spätestens) kommenden Freitag an der Bundesratssitzung.
Sich jetzt den Arm bei Skifahren zu brechen, wäre schlecht. Beides.
Hoffe meine Medizinischen Kollegen halten durch und werden bald entlastet 😔