Bald werden wieder mehr Angestellte in die Büros strömen. Der Bundesrat wandelt die Homeoffice-Pflicht in eine Empfehlung um. Das hat er am Mittwoch beschlossen. Ab Donnerstag werden voraussichtlich nicht nur mehr Menschen im ÖV unterwegs sein, sondern auch in den hiesigen Kantinen und Mensen.
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Damit rechnen auch die Kantinen-Betreiberinnen. «Wir schauen sehr zuversichtlich auf die nächsten Monate», sagt Patrik Scheidegger, COO Gastronomie bei der Genossenschaft ZFV-Unternehmungen. Der ZFV führt insgesamt rund 200 Betriebe in der ganzen Schweiz und beschäftigt 2037 Mitarbeitende.
Auch bei der Konkurrenz sieht es ähnlich aus: Christian Hürlimann, Direktor Deutschschweiz der Eldora AG, die schweizweit 300 Restaurants betreibt, sagt auf Anfrage, dass die nächsten Tage wohl etwas hektischer werden. «Das ist aber ein positiver Stress. Wir freuen uns darauf, das Angebot dort, wo die Mitarbeitenden zurück ins Büro kommen, wieder sukzessive hochzufahren», so Hürlimann.
Sowohl bei der Eldora als auch beim ZFV bieten viele Betriebe aktuell nur ein sehr geschmälertes Angebot an oder sind gar geschlossen. «Bei Finanzdienstleistern, IT und Versicherungen, wo Homeoffice möglich ist, ist unser Verpflegungsangebot noch sehr reduziert. Anders sieht es im Industriesektor aus. Wo die Mitarbeitenden vor Ort arbeiten müssen, haben wir fast das gleiche Angebot, wie vor der Pandemie», sagt Scheidegger COO vom ZFV.
Man werde in den nächsten Wochen aber auch nicht von 0 auf 100 aufrüsten. «Wir haben unterdessen eine gewisse Routine und wissen, dass die Leute nicht alle sofort zurück ins Büro zurückkehren. Deshalb werden wir das Angebot in Etappen hochfahren.» Scheidegger rechnet damit, dass pro Woche ungefähr zehn Prozent mehr Menschen in die ZFV-Gastrobetriebe strömen werden.
Dass es trotzdem zu einer Über- oder Unterproduktion von Menüs kommen kann, sei immer möglich. «Ein bisschen Ungewissheit ist in der Gemeinschaftsgastronomie normal. Es hängt auch von Faktoren wie dem Wetter, den Wochentagen oder den Ferientagen ab, wie viele Gäste tatsächlich in der Kantine ihr Essen geniessen.»
Zudem sei man im engen Kontakt mit den Auftraggebenden. Heisst konkret: Die Betriebsleitenden des ZFV vor Ort informieren sich nicht nur über die Verordnungen von Bund und Kantonen, sondern auch über die internen Weisungen der jeweiligen Firmen. «Gut möglich, dass eine Firma die Mitarbeitenden weiterhin die Hälfte der Woche von zu Hause aus arbeiten lässt. Da müssen auch wir uns anpassen», erklärt Scheidegger.
Der Einkauf der Lebensmittel sei das Eine. «Neben der Ware müssen wir auch schauen, dass wir genügend Mitarbeitende vor Ort haben. Wir hoffen, dass wir einige aus der Kurzarbeit zurückholen können», so Scheidegger.
Man freue sich darauf, die Menschen wieder vor Ort bedienen zu können. Doch der ZFV sei sich bewusst, dass viele Angestellte auch nach der Pandemie einige Tage im Homeoffice bleiben werden.
Ähnlich sieht es Hürlimann von der Eldora AG. «Wir rechnen damit, dass der Anteil Mitarbeitenden im Homeoffice sich etwa bei 40 Prozent einpendeln wird. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Frequenz in unseren Betrieben», sagt Hürlimann.
Man habe deshalb bereits am Anfang der Pandemie das Take Away-Angebot stark ausgebaut. «Neu gibt es bei uns auch die Möglichkeit, Menüs mitzunehmen und erst am nächsten Tag zu essen.»
Auf Lieferdienste zu setzen, ist für Eldora aber wenig attraktiv und wird in Zukunft auch so bleiben, so Hürlimann. Er hofft trotzdem, dass die Angestellten den einen oder anderen Tag ins Büro zurückkehren werden. «Den Zmittag gemeinsam mit den Arbeitskollegen geniessen, ist ja häufig auch das Tageshighlight», sagt er schmunzelnd.
-überfüllte lärmige Kantinen nach deren Besuch man erschöpfter ist als vor der Pause
-feuchter Händedruck (oder auch eiskaltes Händchen, Holzfällergruss)
-Sitzungszimmer mit ähnlicher Sauerstoffkonzentration wie der Gipfel des Mount Everest
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