Schweiz
Coronavirus

Vor genau drei Jahren begann der Lockdown – jetzt kommt die Stunde der Besserwis

Vor genau drei Jahren begann der Lockdown – jetzt kommt die Stunde der Besserwisser

Vieles ist schiefgelaufen in der Pandemiebekämpfung. Drei Jahre nach dem Lockdown-Beschluss des Bundesrats grassiert die These, die Schweiz wäre auch ohne Massnahmen gut durch die Krise gekommen. Was ist davon zu halten?
11.03.2023, 11:01
Patrik Müller / ch media
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Am 13. März 2020 traf der Bundesrat Entscheide von historischer Dimension. Er beschloss die Schliessung der Schulen und das Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen.

Swiss Federal president Simonetta Sommaruga, second right, and from left, Federal councillors Guy Parmelin, Karin Keller-Sutter and Alain Berset brief the media about the latest measures to fight the  ...
Ein Auftritt für die Geschichtsbücher: Die Bundesräte Guy Parmelin, Karin Keller-Sutter, Simonetta Sommaruga (Präsidentin) und Alain Berset an der Pressekonferenz vom 13. März 2020 (v.l.n.r.).Bild: KEYSTONE

Schon am 16. März 2020 kam die nächste Verschärfung: Ausserordentliche Lage! Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wurden dichtgemacht.

Jetzt, drei Jahre danach, folgt die Stunde der Besserwisser. Die damaligen Massnahmen seien unnötig gewesen, liest man auf Facebook, Twitter & Co. Auch gewisse Zeitungen und Onlineportale halten fest, man wäre ohne Masken, Lockdowns und Impfungen genauso gut durchgekommen. Diese These beschert ihnen Klicks und Likes im Lager derer, die schon immer gegen jegliche Massnahmen waren.

Warum kann auch heute, wo die Pandemie überstanden und wissenschaftliche Studien vorhanden sind, nicht differenziert darüber gesprochen werden? Dass Masken und Abstandhalten genützt haben, das lässt sich nicht ernsthaft bestreiten. Umgekehrt herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass Schulschliessungen ein Fehler waren. Daraus abzuleiten, der Bundesrat habe mit dieser Massnahme nur Macht ausüben wollen, ist wiederum Unsinn. Man sollte Entscheide immer im Lichte der damaligen Situation beurteilen. Niemand wusste Mitte März 2020, wie sich das Coronavirus genau verbreitet und wen es wie schwer trifft. Die Behörden waren rückblickend zu vorsichtig, aber in der Schweiz haben sie das immerhin relativ schnell realisiert und den Unterricht wieder erlaubt.

Auch Impfungen werden im Nachhinein als unnütz bezeichnet. Es habe am Ende doch jeden erwischt. Ja - aber der Verlauf war bei den allermeisten viel weniger schwer, ungezählte Leben konnten gerettet werden. Ist das so schwierig einzusehen?

Vieles lief schief in der Pandemiebekämpfung, die Aufarbeitung ist längst nicht abgeschlossen. Aber Menschen sind vergesslich und gut im Verdrängen. Die grassierende Nonchalance und das Besserwissertum sind ein Schlag ins Gesicht - nicht ins Gesicht der Politiker und Behörden, sondern all derer, die selbst hart vom Virus getroffen wurden oder gar Angehörige verloren haben. Sie werden nicht vergessen. (aargauerzeitung.ch)

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228 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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René Obi (1)
11.03.2023 11:10registriert Januar 2016
Yep. Vieles ist schief gelaufen. Aber unter dem Strich hat es der Bundesrat meiner Meinung sehr gut gemacht. Haarscharf am Rande des Abgrundes, in beiden Richtungen aber ohne Absturz.
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Apfelmus
11.03.2023 11:46registriert September 2022
Ich lebe zu etwa 50% in Deutschland, daher sage ich, grundsätzlich gut gemacht Schweiz. Im Nachhinein ist man immer schlauer und über gewisse Dinge kann man sich streiten. Aber im der Schweiz waren die Massnahmen vergleichsweise human.
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Waldorf
11.03.2023 11:29registriert Juli 2021
Ich bin froh, dass Menschen von denen ich mich distanzieren möchte, weiterhin Gelegenheiten haben, mir dies durch Geschwurbel zu signalisieren.
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