Am 13. März 2020 traf der Bundesrat Entscheide von historischer Dimension. Er beschloss die Schliessung der Schulen und das Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen.
Schon am 16. März 2020 kam die nächste Verschärfung: Ausserordentliche Lage! Läden, Restaurants, Bars sowie Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wurden dichtgemacht.
Jetzt, drei Jahre danach, folgt die Stunde der Besserwisser. Die damaligen Massnahmen seien unnötig gewesen, liest man auf Facebook, Twitter & Co. Auch gewisse Zeitungen und Onlineportale halten fest, man wäre ohne Masken, Lockdowns und Impfungen genauso gut durchgekommen. Diese These beschert ihnen Klicks und Likes im Lager derer, die schon immer gegen jegliche Massnahmen waren.
Warum kann auch heute, wo die Pandemie überstanden und wissenschaftliche Studien vorhanden sind, nicht differenziert darüber gesprochen werden? Dass Masken und Abstandhalten genützt haben, das lässt sich nicht ernsthaft bestreiten. Umgekehrt herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass Schulschliessungen ein Fehler waren. Daraus abzuleiten, der Bundesrat habe mit dieser Massnahme nur Macht ausüben wollen, ist wiederum Unsinn. Man sollte Entscheide immer im Lichte der damaligen Situation beurteilen. Niemand wusste Mitte März 2020, wie sich das Coronavirus genau verbreitet und wen es wie schwer trifft. Die Behörden waren rückblickend zu vorsichtig, aber in der Schweiz haben sie das immerhin relativ schnell realisiert und den Unterricht wieder erlaubt.
Auch Impfungen werden im Nachhinein als unnütz bezeichnet. Es habe am Ende doch jeden erwischt. Ja - aber der Verlauf war bei den allermeisten viel weniger schwer, ungezählte Leben konnten gerettet werden. Ist das so schwierig einzusehen?
Vieles lief schief in der Pandemiebekämpfung, die Aufarbeitung ist längst nicht abgeschlossen. Aber Menschen sind vergesslich und gut im Verdrängen. Die grassierende Nonchalance und das Besserwissertum sind ein Schlag ins Gesicht - nicht ins Gesicht der Politiker und Behörden, sondern all derer, die selbst hart vom Virus getroffen wurden oder gar Angehörige verloren haben. Sie werden nicht vergessen. (aargauerzeitung.ch)